Gelingt Habecks Kehrtwende? Ölheizung schlägt Wärmepumpe

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Wärmepumpen haben derzeit keinen leichten Stand bei den Verbrauchern. Die Kosten sind zuletzt deutlich gestiegen. Die Regierung will das ändern.

Berlin – Steigende Preise und Unsicherheiten bei der Förderung haben die Nachfrage nach Wärmepumpen zuletzt einbrechen lassen. Jetzt soll nach Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (die Grünen) die Kehrtwende eintreten. Unter anderem beginnen neue Förderprogramme. Ein Experte gibt an, dass Versorger mehr Kontrolle über Wärmepumpen bräuchten.

Wärmepumpen können flexibel sein – aber „Versorger muss steuernd eingreifen können“

Ein großes Problem für Wärmepumpen ist derzeit der Strompreis, der, befeuert von den höheren Netzentgelten, zuletzt gestiegen war. Sowohl in der Anschaffung (die durchschnittliche Wärmepumpe kostet 9.000 Euro aufwärts) als auch im Betrieb kostet sie derzeit mehr als eine Gasheizung. „Wenn aber Gas wesentlich günstiger ist als Strom, wird die Entscheidung für eine Wärmepumpe nicht aus wirtschaftlichen Gründen getroffen, sondern weil beispielsweise eine möglichst große Selbstversorgung angestrebt wird“, erklärte Dietrich Schmidt, Abteilungsleiter Thermische Energiesystemtechnik am Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE in Kassel, im Interview mit der Wirtschaftswoche.

Robert Habeck gibt ein Pressestatement nach der Sitzung des Ausschusses für Klimaschutz und Energie sowie für Umwelt.
Robert Habeck gibt ein Pressestatement nach der Sitzung des Ausschusses für Klimaschutz und Energie sowie für Umwelt (Symbolfoto). Wärmepumpen haben derzeit keinen leichten Stand bei den Verbrauchern. Die Kosten sind zuletzt deutlich gestiegen. Die Regierung will das ändern. © Monika Skolimowska/dpa

Für die Bundesregierung, die derzeit die Energiewende vorantreiben und sogar gesetzlich dafür sorgen will, dass nachhaltige Heizkörper in deutschen Häusern verbaut werden, ist das ein Rückschlag. Für den Experten haben Wärmepumpen dabei einige Vorteile – zumindest auf dem Papier. Zum Beispiel sind sie flexibler als etwa Windkraft und Photovoltaik. Die Wärmepumpe ist abschaltbar, wenn eine Überlastung der Stromnetze droht, was Stromengpässe verhindert. Szenarien wie das in Oranienburg vor ein paar Wochen, als zu viele Wärmepumpen am Ende doch für Engpässe sorgten, seien mit sogenannten Smartmetern umgehbar. Diese müssten den Stromfluss anhand des Gebrauchs im Netz kontrollieren und entsprechend herunterregulieren.

„Der Versorger muss natürlich steuernd eingreifen können“, erklärte der Experte. Zum Beispiel müsse er „kurzfristig“ abschalten, um Kapazitäten freizumachen. Das heiße nicht, dass „jemandem der Strom abgedreht wird, und dann wird es kalt oder dunkel im Haus“. Es gehe nur um Anwendungen wie das Einschalten der Heizung oder das Laden eines E-Autos über Nacht, wo es nicht auf ein paar Minuten ankomme, ob das Gerät läuft oder nicht.

Nachfrage nach Wärmepumpen bricht ein

Derzeit hat die Wärmepumpe einen schweren Stand. Innerhalb der ersten drei Monate 2024 haben die Heizungsbauer fast ein Drittel weniger Anlagen verkauft als noch im Vorjahr. Der Absatz ging insgesamt um 29 Prozent zurück – stattdessen boomte die Gasheizung. Laut dem Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) schrumpfte der Wärmepumpen-Absatz sogar um 52 Prozent, während die Gasheizungen nur 17 Prozent verloren. Dafür aber griffen die Kunden bei Ölheizungen umso mehr zu – da stand ein Plus von 27 Prozent auf dem Papier.

Dabei hatte die Bundesregierung angestrebt, dass Deutsche pro Jahr 500.000 Wärmepumpen in ihre Eigenheime oder Unternehmen einbauen. Eine ganze Branche hatte voller Erwartung die Produktion hochgefahren – dann folgte der Absturz. Viele Menschen warten ab, wie sich die Förderung tatsächlich entwickelt, bevor sie etwas unternehmen. Unternehmen mussten sich eigene Subventionen einfallen lassen, um die Geräte überhaupt loszuwerden.

Neue Förderung für Wärmepumpen – Habeck sieht Kehrtwende

Bundeswirtschaftsminister Habeck sieht jedoch einen Aufwärtstrend, den er auf die staatliche Förderung im Zuge des Gebäudeenergiegesetzes zurückführt. Ende Mai rechnet er mit einem deutlichen Anstieg der Förderanträge, berichtete die Deutsche Presseagentur (dpa). „Die Antragszahlen sind im April noch einmal klar gestiegen. Alle Anträge bisher konnten sofort beschieden werden, und die Antragstellerinnen und Antragsteller hatten innerhalb von Minuten die Gewissheit, dass ihre neue Heizung gefördert werden kann“, zitierte die Rheinische Post den Minister.

Damit bezog sich Habeck auf die neu gestartete Heizungsförderung, die Ende Februar gestartet war. Bis zum 30. April hätten 21.000 Antragsteller eine Zusage für ihre Förderung erhalten – insgesamt mache das ein Fördervolumen von 300 Millionen Euro aus. Laut Habeck nehmen die Deutschen die Förderung „insbesondere auch für die Wärmepumpe“ mehr und mehr an. Wer eine klimafreundliche Heizung kaufe, könne auf eine „umfassende und verbesserte Förderung“ zählen.

Ende Mai rechnete Habeck noch mit einem deutlichen Anstieg, weil dann die Antragsstellung für Selbstnutzende in Mehrfamilienhäusern und Wohnungseigentümergemeinschaften starte. Ab August 2024 gelte die Förderung dann auch für alle weiteren Antragsstellergruppen, erklärte Habeck. Eine Erholung der Baukonjunktur soll die Nachfrage nach Wärmepumpen weiter steigern. (Laernie mit dpa)

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