Hohe Lärmbelastung und die Zerstörung von Lebensraum: Anwohner in Penzberg sind gegen ein Rettungszentrum im Wald

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Wollen kein Blaulichtzentrum im Wald zwischen Nonnenwaldstraße und Grube: (v.l.) Die Anwohner Anita und Werner Eck sowie Alfred Rieger wünschen sich, dass der Wald hinter ihrer Wohnanlage erhalten bleibt. Dort lebten nicht nur Vögel und Eichkätzchen. Auch Rehe werden hin und wieder gesichtet, sagen die Drei. © Seliger

Die Anwohner im Bereich der Nonnenwaldstraße in Penzberg fürchten noch mehr Lärm sowie den Wertverlust ihrer Immobilien, sollte ein Rettungszentrum im Wald hinter ihren Grundstücken gebaut werden. Außerdem wollen sie den Wald als Lebensraum für Tiere erhalten.

Penzberg – Das Gedankenspiel für ein Rettungszentrum zwischen Nonnenwaldstraße und Grube stellte Stadtbaumeister Justus Klement in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses vor. Eigentlich auf der Suche nach einem Standort für ein neues BRK-Gebäude hatte er im Februar vorgeschlagen, in dem Waldstück unweit des Hagebaumarktes gleich ein ganzes „Rettungszentrum“ für BRK, Polizei und Feuerwehr zu errichten. Außerdem könnten im Bereich näher zur Nonnenwaldstraße hin zusätzliche Gewerbeflächen entstehen, hieß es.

Hohe Lärmschutz- und Erschließungskosten befürchtet

Die Anwohner in diesem Gebiet reagieren besorgt auf die Überlegungen. Einer von ihnen ist Werner Eck. Er hatte sich bereits im Januar mit verschiedenen Einwänden an die Stadt gewandt, als das Areal erstmals als favorisierter Standort für den BRK-Neubau genannt worden war. In einer Mail an Bürgermeister Stefan Korpan, die der Heimatzeitung vorliegt, kritisiert er unter anderem die Abholzung des Waldes, der Lebensraum für zahlreiche Wildtiere sei. Dabei habe die Stadt schon jetzt keine Ausgleichsflächen mehr. Außerdem wären für den Standort teure Lärmschutzmaßnahmen nötig und die Erschließungskosten wären hoch.

Dass jetzt ein ganzes Rettungszentrum gebaut werden könnte, besorgt Eck und weitere Anwohner noch mehr. Im Gespräch mit der Heimatzeitung schätzen der Energieberater, seine Frau Anita und Nachbar Alfred Rieger, dass rund 150 Anwohner von dem Projekt betroffen wären. „Der Großteil ist dagegen“, weiß Eck aus Gesprächen mit Nachbarn. Schon jetzt seien die Anwohner der Nonnenwaldstraße massiv von Lärm betroffen. Eck zeigt aus dem Fenster hinaus auf eine Lärmschutzwand. Diese habe er selbst errichtet, nachdem die Stadt über lange Zeit nicht für einen solchen Schutz gesorgt habe. Sollte das Rettungszentrum gebaut werden, fürchten er und seine Mitstreiter, dass die Lärmbelastung rund um die Uhr weiter zunimmt; zum einen durch die Rettungsorganisationen, zum anderen durch potenziellen neuen Gewerbebetriebe.

Waldfläche als grüner Korridor für Tiere

Noch ist es im rückwärtigen Bereich der Wohnanlage relativ ruhig. Der Verkehrslärm der Nonnenwaldstraße dringt hierher nur gedämpft. Vögel zwitschern. Das Waldstück grenzt an die Anlage mit den rund 21 Reihenhäusern an. Oft könne man im Wald Eichkätzchen sehen, erzählt Alfred Rieger. In einem Tümpel lebten Frösche. Hin und wieder könne man auch ein Reh entdecken. Für diese Tiere scheint das Waldstück ein wichtiger grüner Korridor zu anderen Waldflächen im Stadtgebiet zu sein. Auch für die Menschen hätten derartige Grüngürtel in einer Stadt eine wichtige Funktion, betont Werner Eck.

Wie man auf der Internetseite des Bundesumweltministeriums nachlesen kann, schluckt das Laub der Bäume nicht nur Lärm. Es sorgt in Zeiten des Klimawandels auch für kühlere Temperaturen. Außerdem tue die Natur der menschlichen Seele gut. In vielen Städten versuche man bereits, mehr Grün reinzubringen, sagt Anita Eck. „Aber in Penzberg wird immer weiter abgeholzt“, ist Alfred Rieger irritiert. Während andere Städte immer grüner würden, werde Penzberg immer mehr zu einer „grauen Stadt“. „Wir haben doch eine grüne Partei in Penzberg“, ergänzt Werner Eck. Er wundere sich, dass deren Mitglieder nicht gegen das Vorhaben aufstehen.

Anwohner erwägt Verkauf seines Hauses

Sollte der Wald einem Rettungszentrum weichen und die Wohnhäuser umbaut werden, fürchten Eck und seine Frau auch um den Wert ihrer Immobilie. „Wir sind dann nur noch eine Verkehrs- und Lärminsel“, sagt Anita Eck. „Wir haben dann keinen Wohnwert mehr.“ Alfred Rieger kann sich vorstellen, sein Haus in dem Fall zu verkaufen.

Dabei gibt es nach Ansicht der drei Anwohner durchaus bessere Standorte für ein Rettungszentrum; etwa auf der Fläche gegenüber des neuen Wohngebiets an der Birkenstraße, wo die Baustelleneinrichtung untergebracht war. Hier „muss man wenigstens keinen Wald abholzen“.

Für das BRK alleine käme nach Ecks Ansicht auch der Parkplatz am Campendonk-Museum in Frage. Doch dieses Areal hatte die Rettungsorganisation abgelehnt – so wie andere Standortalternativen. „Ich habe den Eindruck, dass das BRK alle angebotenen Standorte ablehnt, nur um die große Lösung zu bekommen“, sagt Werner Eck. Mit „großer Lösung“ meint er den Bau eines Rettungszentrums.

Unterschriftenaktion vorstellbar

Auf den jüngsten Bericht der Heimatzeitung zu möglichen Verkäufen städtischer Grundstücke, reagiert er irritiert. Einige davon kämen durchaus als BRK-Standort in Frage; etwa das Gelände des früheren Schlachthofs. „Das wundert mich schon, dass Flächen verkauft werden sollen, die unbebaut sind und für die kein Wald geopfert werden müsste.“

Zunächst möchten die Drei abwarten, wie der Bauausschuss weiter entscheidet. In einer der nächsten Sitzungen soll erneut beraten werden. Sollte an den Überlegungen festgehalten werden, möchte Eck den Naturschutz um eine Stellungnahme bitten, „wie sie zu den Plänen stehen“. Auch eine Unterschriftenaktion können sich die drei Anwohner vorstellen.

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