„Das war schon eine heikle Geschichte“ - Sprungtürme in der „Rigi-Rutsch‘n“ in Peißenberg wurden abgebaut

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Abgesichert: Die Sprungplatte wurde von Stahlketten gehalten Andreas Ranft (2.v.l.) steuerte die Säge mit einer Fernbedienung. © Ralf Ruder

Im Freibadbereich der Peißenberger „Rigi-Rutsch’n“ wurden an zwei Tagen fünf Sprungtürme abgebaut. Das war eine riskante Angelegenheit. Dementsprechend erleichtert waren alle Beteiligten, als die Sache vorbei war.

Peißenberg – Die Funken sprühen, während sich die Säge Zentimeter für Zentimeter durch den Beton frisst. Meterweit fliegen sie um die Betonplatte herum, die bis vor kurzem den Sprungturm in der „Rigi-Rutsch’n“ krönte. Die Funken mischen sich in die Staubwolke, die vom Sägeblatt wegfliegt. Es riecht nach Rauch. Die Säge kreischt so laut, dass sie noch im Eingangsbereich der „Rigi-Rutsch’n“ zu hören ist. Der Boden ist hellgrau. Eine Staubschicht hat sich über die Platten gelegt. Andreas Ranft bewegt den Knopf an der Fernbedienung und es ist schlagartig still. Er hat die Betonsäge mit der Funksteuerung ausgestellt.

„Das war schon eine Riesenaktion gestern und heute“, sagt Ranft: „Das war eine heiße Kiste.“ Er ist Inhaber der Firma „Diamanttechnik Ranft“, die am Dienstag und am Mittwoch zusammen mit den Firmen „Holzer“ und „Albrecht“ für den Abbau der fünf Sprungtürme im Freibad der „Rigi-Rutsch’n“ in Peißenberg zuständig war.

Drei Firmen arbeiteten zusammen

Nicht nur der Betonexperte wirkt erleichtert über den geglückten Verlauf der Bauarbeiten. Auch Simon Schweyer, der den Bagger für die Firma „Holzer“ gefahren hat und Jürgen Bacher von der Firma „Albrecht“, der den großen Kran bediente, haben ein breites Lächeln auf dem Gesicht. „Ich kann heute wieder besser schlafen“, erzählt Ranft mit einem Lachen. Seine Kollegen lachen mit. Jetzt, nachdem das Gefährlichste geschafft ist, ohne dass etwas passiert ist, ist die Stimmung fast schon ausgelassen.

Abgetrennt: Die Betonsäge kappte die Verbindung zwischen Fundament und Betonplatte.
Abgetrennt: Die Betonsäge kappte die Verbindung zwischen Fundament und Betonplatte. © Ralf Ruder

Über 40 Jahre lang dienten die fünf Sprungtürme den Besuchern der Rigi Rutsch‘n in Peißenberg. Besonders bei Kindern und Jugendlichen waren die beiden Ein-Meter und die zwei Drei-Meter-Sprungtürme sowie der Fünf-Meter-Turm beliebt. Doch jetzt mussten sie im Rahmen der Renovierungsarbeiten des Freibads entfernt werden. Sie sollen durch eine neue Sprungturmanlage ersetzt werden. Mit dem Abbau der alten Türme wurde am Dienstag begonnen. Erst wurden die Fundamente der Türme freigegraben, um die Betonplatten, aus denen die Sprungtürme bestehen, dann in mehrere Teile zersägen zu können.

Türme in mehrere Teile zersägt

Den meisten Aufwand erforderte der fünf Meter hohe Sprungturm, wie Ranft kurz nachdem der Turm entfernt ist, zwischen zwei Säge-Vorgängen erzählt. Bei diesem musste der obere Teil, die Sprungfläche, mit Hilfe eines Krans abgenommen und mehrere Meter über die die Freibadwiese transportiert werden. Die Sprungfläche wiegt sechseinhalb Tonnen. Nicht außer Acht zu lassen ist auch der Sprungturmblock mit acht Tonnen Gewicht.

Abgehoben: Die Platte, die vom Kran transportiert wurde, wiegt sechseinhalb Tonnen.
Abgehoben: Die Platte, die vom Kran transportiert wurde, wiegt sechseinhalb Tonnen. © Ralf Ruder

Die Arbeiten sind gefährlicher, als sie ausschauen: „Das war eine recht riskante Sache hier“, sagt Ranft: „Alles, was mit Sägen und Heben zu tun hat, ist schon etwas Kniffliges.“ Es bestehe immer die Gefahr, dass eine Betonplatte aus den Ketten, die sie halten, herausrutscht und zu Boden stürzt und entweder eine Sache schwer beschädigt oder sogar einen Menschen unter sich begräbt. „Das könnte passieren, wenn die Ladung nicht richtig berechnet ist“, sagt Ranft. Deswegen müsse bei solch kniffligen Angelegenheiten sehr genau gearbeitet werden – und zwar von allen Beteiligten. „Das Zusammenspiel muss passen.“ Für derartige Aufträge brauche es Kollegen, die die Ruhe bewahren und sich auskennen würden. Einfach mal auf gut Glück irgendetwas zu machen, das funktioniere in solchen Fällen nicht.

Aus verschiedenen Gründen herausfordernd

Der Auftrag, die fünf Sprungtürme abzubauen, sei nicht nur wegen seiner Gefährlichkeit herausfordernd gewesen, die Arbeiter seien zudem auch noch unter Zeitdruck gestanden, erzählt Ranft: „Wir mussten unter anderem wegen den nachfolgenden Gewerken genau im Zeitplan sein.“ Schließlich mussten die zuständigen Baufirmen einen strengen Zeitplan einhalten, da die Erneuerung des Freibadbereichs im Peißenberger „Gesundheits- und Bäderparks“ bis zum Beginn der Sommersaison heuer abgeschlossen sein soll. Auch wenn die Beton-Sprungtürme durch eine Edelstahl-Variante ersetzt werden, finden sie in neuer Form noch Verwendung: Die abgebauten Betonplatten werden nun sozusagen recycelt und zum Beispiel für den Straßenbau wiederverwendet. Wenn alles nach Plan läuft – und danach sieht es derzeit aus –, dann hat die „Rigi-Rutsch’n“ zum Beginn der Freibadsaison auch ihr Wahrzeichen wieder: Wie bereits berichtet, wurden die Kunststoffteile, aus denen die neue Rutschanlage bestehen soll, bereits gefertigt. Die allseits beliebte Wasserrutsche musste nach einem Defekt bereits im Sommer 2020 gesperrt werden und wurde daraufhin im Jahr 2021 abgerissen.

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