Beste Voraussetzungen für die Energiewende - Umweltreferent sieht Weilheim in Sachen „Klimaschutz“ gut aufgestellt
Weilheim ist gut aufgestellt in Sachen „Klimaschutz“: Zu dieser Einschätzung kommt Stefan Emeis, der Umweltreferent des Stadtrates.
Weilheim – Wie groß auch vor Ort der Handlungsdruck in puncto Klima ist, das skizzierte Stefan Emeis (Grüne) mit wenigen Sätzen, als er in der jüngsten Stadtratssitzung seinen Jahresbericht als Umwelt- und Klimareferent vortrug. Der 67-Jährige, der als Professor am KIT-Institut für Meteorologie und Klimaforschung auch beruflich tief im Thema war, zeigte anhand einer neuen Grafik, dass die Erderwärmung alleine 2023 „so groß gewesen ist wie in den gesamten zehn bis zwanzig Jahren vorher“. Die Klimaveränderung erfolge also nicht langsam und gleichmäßig, sondern in Schüben.
„Die Folgen sehen wir alle“, so Emeis, „zum Beispiel das schwere Hagelunwetter Ende August knapp südlich von uns oder die Überschwemmungen in großen Teilen Norddeutschlands zum Jahreswechsel 2023/24“. Begünstigt habe diese Ereignisse, dass der gesamte Nordatlantik („die Wetterküche Europas“) 2023 „teilweise mehr als ein Grad wärmer war als je zuvor und damit mehr Feuchtigkeit aus ihm in die Atmosphäre verdunstete und die Niederschlagstätigkeit ankurbelte“. Deshalb seien Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgas-Emissionen „mehr denn je geboten“.

In Weilheim liegen „alle notwendigen Informationen bereit, um die Energie- und Wärmewende voranzubringen“
Mit dem 2023 erstellten Klimaschutzkonzept für die Stadt, dem zugehörigen Maßnahmenplan und dem schon im Vorjahr beschlossenen Energienutzungsplan „liegen jetzt für Weilheim alle notwendigen Informationen bereit, um die Energie- und Wärmewende sinnvoll und wirkungsvoll voranzubringen“, so der Lokalpolitiker. Wenn auch noch die vom Bund geforderte kommunale Wärmeplanung erstellt ist, werde „jeder wissen, wie er technisch am besten die Wärmeversorgung seines Anwesens nachhaltig umgestalten kann“. Das viel diskutierte Heizungsgesetz gewähre dafür umfangreiche finanzielle Hilfen.
Überhaupt nähmen Solaranlagen und elektrische Wärmepumpen „im Stadtbild laufend zu“, konstatierte Emeis, nicht nur in Neubaugebieten: „Der Unterhalt einer Immobilie hat immer schon auch Modernisierung bedeutet“, und damit gehe stets auch eine Wertsteigerung einher. Dass „im Gegenzug die fossilen Energieträger Öl und Gas über die steigende CO2-Abgabe jetzt jährlich spürbar teurer werden, wurde bereits 2019 von der großen Koalition in Berlin beschlossen“, betonte der Grünen-Vertreter.
Die Frage „Was ist wichtiger: lokale Umwelt oder globales Klima?“ prägt die Diskussion
Was ist wichtiger: lokale Umwelt oder globales Klima? Diese Frage prägt laut Emeis zurzeit die Diskussionen vor Ort. Und sie könne nicht generell, sondern nur „durch sorgfältige Abwägung der Fakten im Einzelfall entschieden werden“. Bei Anträgen zu Solarfeldern gäben freilich sowohl das Erneuerbare-Energien-Gesetz des Bundes als auch Weilheims Energienutzungsplan die generelle Richtung vor – zugunsten dieser Anlagen. „Das wird so lange gelten, bis ein gewisser Autarkiegrad in der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien erreicht sein wird.“ Doch sollte „eine zumindest teilweise landwirtschaftliche Nutzung unter Freiflächenanlagen, wo immer möglich, angestrebt werden“, so Weilheims Umweltreferent.
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Was den Standort der Energiezentrale für das Fernwärmenetz im Weilheimer Nordosten betrifft, fiel die Abwägung Emeis zufolge „zugunsten eines Grundstücks aus, das derzeit weder naturbelassen ist noch in landwirtschaftlicher Nutzung steht“: das frühere Gärtnerei-Areal am Kranlöchl.
Soll sich Klimaausschuss mit der Frage „Tiefgarage oder Parkdeck?“ beschäftigen?
Auf eine andere aktuelle Debatte – den geplanten Neubau der Handwerkskammer auf Feldern neben der Berufsschule – bezog sich BfW-Sprecherin Brigitte Holeczek nach Emeis’ Bericht: Sie regte an, im Klimaausschuss generell mal die Frage „Tiefgarage oder Parkdeck?“ zu untersuchen. Hier gehe es um die Güterabwägung Flächenverbrauch oder CO2-Ausstoß (durch Betonverbauung), antwortete der Umwelt- und Klimareferent. Und er mahnte: „Insbesondere mit landwirtschaftlichen Flächen sollten wir höchst sorgfältig umgehen.“ Angesichts zunehmend heißer Sommer müsse man zudem auf die Frischluftzufuhr für die Stadt achten.
„Springender Punkt“ bei Tiefgaragen sei, ob diese unter bebauter Fläche liegen, fügte Grünen-Kollege Karl-Heinz Grehl an: „Sie sollten sich wirklich unter Gebäuden befinden.“