Parkplatzkrise in Weilheim: Anwohner kämpfen mit Platzmangel

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Verärgerung und Verzweiflung: Anwohner kämpfen mit Platzmangel © Holly

Obwohl Parken für viele bayerischen Kommunen ein brisantes Thema ist, erreicht es gerade ungeahnte Ausmaße der Dringlichkeit in einer Weilheimer Nachbarschaft.

Weilheim - Entlang der Kanal- und Singerstraße entstehen aktuell viele neue Wohnungen, was die Parksituation dort kontinuierlich verschärfe, bedauern die bereits dort lebenden Mieter. Während der Bauarbeiten mussten viele der langjährigen Anwohner ihre Tiefgaragenplätze räumen, weil die alte Garage abgerissen wurde. Als Ausgleich hatte die Baufirma, Kanalstraße Entwicklungsgesellschaft, einen Alternativ-Stellplatz in der Singerstraße von der Katholischen Kirche angemietet. Seit mehr als zwei Jahren parken Mieter und Eigentümer nun mit nahezu 100 Autos auf diesem Schotterplatz.

Zunächst hätte das eigentlich nur für drei Monate der Fall sein sollen. „Aber das geht jetzt schon seit über zwei Jahren so,“ beschwert sich Sven Pape, der seit fünf Jahren im Wohnhaus zwischen der Singer- und Kanalstraße zu Hause ist. Weitere Informationen, wie es weitergeht, seien weder bei ihm noch seinem Vermieter eingegangen. Bis Ende letzter Woche. Da wurde den Anwohnern seitens des Bauunternehmens mitgeteilt, dass sie den Ausweichstellplatz bis kommenden Montag räumen müssen. Und dass, obwohl die neue Tiefgarage noch nicht zur Verfügung steht.

„Ende letzter Woche bekamen wir alle einen Briefeinwurf, in dem diese Frist gesetzt wurde,“ bedauerte Johann Feuerholz. Er wohnt schon seit 30 Jahren in der Wohnanlage. „Wer ab dem 8. März auf dem Platz steht, soll abgeschleppt werden“, heißt es in dem Schreiben der Kanalstraße Entwicklungsgesellschaft, das der Redaktion vorliegt.

In diesem Brief erklärt die Firma, dass die neue Tiefgarage voraussichtlich erst im Juli dieses Jahres fertiggestellt werde.

Aber auch die Nutzung dieser neuen Stellplätze sei an zwei Voraussetzung geknüpft: Zunächst müsse eine Hausverwaltung gefunden werden. Laut Schreiben an die Anwohner hätte man die Verwaltungsfirma VINDEX bereits gefragt, aber von dieser wohl noch kein Angebot erhalten.

Die neue Tiefgarage in der Singerstraße steht Autofahrern noch nicht zur Verfügung
Tiefgarage in der Singerstraße © Feuerholz

„Das stimmt so nicht,“ sagte VINDEX-Geschäftsführerin Barbara Seidl-Chowanetz. „Zu einem wirklichen Gespräch ist es nicht gekommen. Informationen, um die wir mehrfach gebeten hatten, wurden nicht erteilt. Außerdem sind wir eine Wohnungseigentümer-Gemeinschaftsverwaltung und haben mit der Tiefgarage nichts zu tun.“ Zwar könnte man VINDEX als Tiefgaragen-Verwalter installieren, letztlich würde es aber bei der Kanalstraße Entwicklungsgesellschaft liegen, dass die Mieter und Eigentümer wieder Zugang zu ihrer Tiefgarage hätten. „Sie haben ein Sondernutzungsrecht,“ erklärte Seidl-Chowanetz.

Inzwischen werden die Anwohner und Eigentümer auch durch eine Anwaltskanzlei vertreten. In einem Schreiben (liegt der Redaktion vor), das diese Woche an die Kanalstraße Entwicklungsgesellschaft ging, weisen die Anwälte darauf hin, dass sie die Drohung, die Fahrzeuge abschleppen zu lassen, als Nötigung sehen. Man würde die Polizei vorsorglich von der Androhung unterrichten

Schotterparkplatz in der Singerstraße
Ausweichparkplatz in der Singerstraße © Holly

Nach dem öffentlichen Aufschrei der Anwohner und nachhaken unserer Redaktion, verhandelte die Kanalstraße Entwicklungsgesellschaft diese Woche mit der Katholischen Kirche. Ein Projektleiter der Baufirma, der namentlich nicht genannt werden möchte, gab an, dass nun die Stellplätze doch etwa zwei weitere Wochen zur Verfügung stehen würden. Dann ist aber wohl endgültig Schluss, denn der Grundstückseigentümer, der Katholische Pfründestiftungsverbund St. Ulrich (KPV), möchte auf besagter Fläche zeitnah eine Wohnbaumaßnahme realisieren. „Der Vertrag ist Ende Februar 2024 ausgelaufen und kann wegen der anstehenden Bauvorbereitungsarbeiten nicht verlängert werden. Der Bauträger ist nun gehalten, das Grundstück bis spätestens Ende März vollständig zu räumen. Erst dann können die geplanten Bohrarbeiten zur Beobachtung der Grundwassersituation vorgenommen und fertiggestellt werden“, erklärt Kirchensprecher Nicolas Schnall auf Anfrage des Kreisboten.

Aber auch eine Verlängerung bis Ende März ist für die Anwohner nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Das ist genauso eine Katastrophe und verlagert das Problem einfach nur bis Ende März,“ schimpft Sven Pape. „Uns ist erst geholfen, wenn wir unsere Tiefgaragenplätze bekommen.“

Aber auch hierfür gibt es Auflagen. Sämtliche Eigentümer der mindestens 80 Wohnungen, sollen eine Dienstbarkeit beim Notar unterschreiben. Dabei handelt es sich um eine Art Rechte-Übertragung zwischen den Parteien. Erst nach dieser Unterschrift würden Mieter und Wohnungseigentümer die Garagenöffner und somit Zutritt zur gemeinsamen Tiefgarage erhalten. Laut Anwaltsschreiben der Wohnungseigentümer-Gemeinschaft sollte erst ein Vereinbarungsentwurf vorgelegt werden, auf den man aber noch warte.

Der Eingang der Tiefgarage in der Singerstraße ist noch geschlossen
Die Tiefgarage in der Singerstraße ist noch geschlossen © Holly

Laut der Kanalstraße Entwicklungsgesellschaft seien die Dienstbarkeitsunterschriften beim Notar unumgänglich, da es sich um ein neues Gebäude handle.

Auf die Frage, warum die Anwohner nicht schon viel früher Alarm geschlagen hätten, erklärte eine Anwohnerin: „Wir haben uns immer gesagt, das wird schon werden.“ Außerdem hätte die Parkmöglichkeit auf dem Ausweichstellplatz die Dringlichkeit deutlich entschärft. Doch diese Möglichkeit entfällt nun Ende des Monats.

Die Anwohner sind inzwischen verzweifelt. „Hier wohnen teilweise auch ältere Menschen,“ gab Anwohner Pape zu bedenken und Feuerholz fragte: „Wo sollen wir denn nun alle hin?“

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