In Freising: Berufsschüler schwänzen am häufigsten
156 Bußgeldbescheide flatterten im vergangenen Schuljahr zu Freisinger Schulschwänzern ins Haus. Vor allem eine Altersgruppe scheint besonders gerne zu fehlen.
Freising – Lieber zu Hause bleiben, als die Mathe-Ex zu schreiben. Lieber allein shoppen als in die Klasse setzen. Lieber mit den Freunden ins Café gehen als in den Sportunterricht. Freizeit klingt oft besser als Schule und das kann viele Gründe haben: Neben „keine Lust“ kann auch Mobbing in der Schule oder Probleme zu Hause eine Ursache für das Schwänzen sein. Doch Schülern, die schwänzen, beziehungsweise deren Eltern drohen Bußgelder – denn in Deutschland herrscht Schulpflicht.
Die Kommunalaufsicht im Landratsamt verzeichnete seit dem Schuljahr 2019/2020 insgesamt 420 Bußgeldbescheide an Schulschwänzer. Die Zahl der Schulschwänzer lag 2019/2020 bei 90, ein Schuljahr später ging sie auf 64 zurück – vermutlich wegen Corona –, um 2021/2022 auf 110 anzusteigen. 2022/2023 verzeichnete die Kommunalaufsicht 156 Fälle. Die Tendenz ist also steigend.
Von der Meldung bis zum Bußgeldbescheid
„Für das laufende Schuljahr ist die Zahl der Bußgeldbescheide noch sehr gering. Das liegt daran, dass die meisten Fälle noch bearbeitet werden. Insgesamt sind aktuell 49 Fälle im Anhörungsverfahren. Bußgeldbescheide werden erst danach erstellt“, berichtet Landratsamt-Sprecher Robert Stangl auf FT-Nachfrage. Er erklärt auch, welche Abläufe in Gang gesetzt werden, wenn ein Schulschwänzer bekannt wird.
„Die Schulschwänzer werden meist von den Schulen an die Kommunalaufsicht gemeldet. Davor hat die Schule natürlich selbst schon Rücksprache geführt, warum das Kind unentschuldigt fehlt“, schildert Stangl. Danach geht es in das Anhörungsverfahren. Eltern oder Schüler ab 17 Jahren werden angeschrieben und um ein persönliches Gespräch gebeten. „Selten, aber es kommt vor, werden hier beispielsweise Atteste nachgereicht, die vergessen wurden.“
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Sollte im Anhörungsverfahren kein guter Grund für das Fehlen des Kindes im Unterricht erkannt werden, so wird ein Bußgeldbescheid per Post versandt, der innerhalb einer bestimmten Frist bezahlt werden muss. „Etwa drei Viertel aller Bescheide werden ganz oder über eine vereinbarte Ratenzahlung bezahlt, die restlichen Vorgänge gehen ans Amtsgericht, weil keine Zahlung erfolgt“, teilt Stangl mit. Etwa ein Zehntel der Fälle im Landkreis sind laut Landratsamt-Statistik „Wiederholungstäter“. Diese begehen oftmals im gleichen Schuljahr weitere Schulpflichtverletzungen – bis zu fünf Stück.
Die Höhe des Bußgelds hängt von der Schulart ab
Die Höhe des Bußgelds hängt von der Schulart ab. So zahlen Schüler – beziehungsweise deren Eltern – von Grund-, Haupt-, Förder- und weiterführenden Schulen je Fehltag 15 Euro, im Wiederholungsfall 20 Euro. Berufsschüler müssen tiefer in die Tasche greifen: 20 Euro pro Fehltag, bei Wiederholung 30 Euro. Richtig teuer wird es für sogenannte „Ferienverlängerer“, diese zahlen je Fehltag 100 Euro und bei Wiederholung 150 Euro. „Die Bußgelder für Schulversäumnis ergeben sich aus dem bayerischen Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen“, erklärt Stangl.
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Die Schwänzer „Nummer Eins“

Blickt man in die Statistik des Landratsamts, so fällt auf: Es gibt mehr männliche Schwänzer. Im vergangenen Schuljahr waren es beispielsweise 108 Schüler und 48 Schülerinnen, die unentschuldigt fehlten.
Die 17-Jährigen sind seit 19/20 mit 22,6 Prozent die Spitzenreiter unter den Schwänzern, gefolgt von den 18-Jährigen mit 20,9 Prozent und den 16-Jährigen mit 12,9 Prozent. Die Berufsschüler machen mit 63,5 Prozent die meisten Schwänzer aus. Am wenigsten geschwänzt wird in der Realschule (1,9 Prozent) und im Gymnasium (1,3 Prozent) (siehe Grafik).
Warum gerade Berufsschüler viel schwänzen, das kann die Schulleiterin des Beruflichen Schulzentrums Ingrid Link nicht im Einzelfall beantworten. Sie habe auch nicht den Eindruck, als wäre die Zahl der Schwänzer in den letzten Jahren gestiegen. „Wir haben zum Beispiel auch Klassen, die an keine Ausbildung gekoppelt sind, wie die Berufsvorbereitung. Da fehlt die Ausbildungsreife und die Motivation ist wegen anderer Probleme eine andere“, erklärt sie.
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