Von rund 10.500 Haushalten will der Wasserzweckverband Hallertau bald Verbesserungsbeiträge kassieren. Vor allem die Bemessungsgrundlage bringt die Gemüter zum Kochen.
Au/Hallertau – „Haben wir noch Stühle?“ Diese Frage war bei der Infoveranstaltung des Wasserzweckverbands Hallertau kürzlich eine zentrale, denn rund 400 Bürgerinnen und Bürger aus Au und der Umgebung waren in die Hopfenlandhalle gekommen, um sich erklären zu lassen, weshalb heuer eine etwas größere Rechnung ins Haus flattern werde.
Die Fakten: Die Anlagen und Leitungen des Zweckverbands sind in die Jahre gekommen, müssen ertüchtigt oder gänzlich erneuert werden, was eine Stange Geld kosten wird – um genauer zu sein: rund 14 Millionen Euro. Begleichen müssen diese Summe die Verbraucher, was allerdings gar nicht der Streitpunkt per se ist, sondern das „Wie“.
Der Zweckverband hat nämlich zwei Möglichkeiten, diese Mammut-Summe auf die Bürger umzulegen: Entweder durch eine eigene Kreditaufnahme über 40 Jahre, die dann via Wasserpreiserhöhung gegengerechnet wird, oder durch Verbesserungsbeiträge von den Nutzern. Heißt im Klartext: Entweder steigt der Wasserpreis über viele Jahre – oder die Wasserverbraucher zahlen den größten Batzen der Investitionskosten mit einem Schlag ab.
Gegenwind aus der Bevölkerung
Der große Vorteil der zweiten Lösung für den Zweckverband: Er muss weder einen Kredit aufnehmen, noch auf das Geld warten und kann so seine Kasse zügig füllen. Zudem müssten bei einer Kreditaufnahme über 40 Jahre die Verbraucher letztendlich fast die doppelte Summe auf den Tisch legen, freilich über Jahrzehnte gerechnet. Weil es aber Gegenwind aus der Bevölkerung gab in puncto Verbesserungsbeiträge, hat sich der Verband jüngst für einen Kompromiss entschieden: 20 Prozent der Kosten werden über die Gebühren erhoben, 80 Prozent über eine Rechnung, die demnächst ins Haus flattern wird.
Um jetzt herauszufinden, wie viel jeder einzelne Nutzer zahlen muss, wird demnächst eine Geschoß- und Grundstücksflächen-Berechnung stattfinden. Dabei wird auch eruiert, ob Wasseranschlüsse und Leitungen hinzugekommen sind, etwa in Garagen oder Nebenräumen. Werksleiter Thomas Dengler meinte dazu: „Das hätten Sie anmelden müssen, so steht es in unserer Satzung.“ Wenngleich er verstehen könne, dass diese von den meisten nicht gelesen worden sei, erinnerte er daran: „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.“ All jene, die neue Leitungen oder Anschlüsse im Eigenheim verbaut haben, bekommen deshalb eine Nachforderung zusätzlich.
Um an die Daten der einzelnen Verbraucher zu kommen, hat der Zweckverband die Beraterfirma Bitterwolf ins Boot geholt. Hier werden Mitarbeiter demnächst im Gemeindegebiet Au von Haus zu Haus gehen, um jenen Wert zu ermitteln, der die Höhe des Verbesserungsbeitrags bestimmt. Zu zahlen ist dieser übrigens in drei Raten.
Schlüssige und vor allem befriedigende Erklärung bleibt aus
Das Problem: Viele Bürgerinnen und Bürger verstehen nicht, was etwa die Geschoßfläche mit dem Wasserverbrauch zu tun habe. Eine schlüssige und vor allem befriedigende Erklärung konnte diesbezüglich der Zweckverband nicht geben – außer eben, dass die Satzung diese Möglichkeit hergebe. Ins Haus lassen müssen die Wassernutzer die Bitterwolf-Mitarbeiter nicht, wenngleich dafür seitens des Verbandes plädiert wurde. Ansonsten werde das Grundstück eben von außen in Augenschein genommen und andere Daten zu Rate gezogen.
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Hier hakte ein Bürger ein: „Das ist jetzt aber schon komisch. Bei der Grundsteuererhebung durften wir selbst diese Daten eintragen – und das für das pingelige Finanzamt. Und das reicht für euch nicht? Holt euch doch die Daten vom Finanzamt!“ Denn mit einem haben die Verbraucher ein zusätzliches Problem: Die Firma Bitterwolf, die die Vermessungen vornimmt, kostet obendrauf rund 1, 8 Millionen Euro.