Kiesgrube bekommt Fristverlängerung: Verfüllung muss erst 2027 abgeschlossen sein
Die Frist wäre Ende 2024 abgelaufen. Bis dahin hätte die Firma Rohrdorfer eine große Kiesgrube im Norden Otterfings verfüllt haben müssen. Das Unternehmen schaffte es aber nicht, genug Verfüllmaterial zu bekommen und beantragte eine Fristverlängerung um fünf Jahre. Der Gemeinderat gab nach, gewährte jedoch nur drei Jahre.
Otterfing – Kiesgruben sind wunde Punkte in der Landschaft. Zudem belastet der Transport, beim Abbau und der Verfüllung, die Dörfer mit Schwerverkehr. Andererseits: Ohne den Rohstoff Kies kann nichts gebaut werden; und irgendwo muss Abraum deponiert werden können. Otterfing muss mit diesem Dilemma leben. Hier beginnen die Kiesschichten der Münchner Schotterebene. Die Gemeinde hat dem Abbau mittlerweile mit einer Konzentrationszone zwischen Bahn und Markweg (32 Hektar) Grenzen gesteckt.
Doch die Problematik holt die Gemeinde immer wieder ein. Mit der Firma Rohrdorfer, die als eins von fünf Kiesunternehmen am Ort östlich der Bahn eine Grube betreibt, lag das Rathaus lange im Clinch, ehe zuletzt die Zeichen auf Kompromissbereitschaft standen. Jetzt aber belastet ein neuer Antrag des Unternehmens das Einvernehmen. Die Firma braucht mehr Zeit, um die große Grube zu verfüllen.
Als die Fristverlängerung in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats zur Abstimmung stand, sahen einige Gemeinderäte ihre Skepsis gegenüber dem Unternehmen bestätigt und verweigerten die Zustimmung. Eine Mehrheit jedoch ließ sich auf einen Kompromiss ein: Statt der beantragten fünf Jahre gewährten sie eine Verlängerung um drei Jahre. „Bis Ende 2027 muss der gesamte Bereich nordwestlich der Hienlohestraße rekultiviert sein“, stellte Bauamtsleiter Hubert Zellner in der Sitzung klar.
Vertreter des Unternehmens hatten den Räten im Vorfeld die Hintergründe erläutert, warum die Frist nicht gehalten werden kann. Rund 100 000 Kubik seien schon eingebaut worden. „Aber sie bekommen bis Jahresende nicht genug Verfüllmaterial her“, fasste Zellner zusammen. Anders als die Betreiber umliegender Gruben durfte Rohrdorfer nur unbelasteten Erdaushub verfüllen; erst Anfang 2024 wurde auch hier das Einbringen von Bauschutt und Gleisschotter genehmigt. „Sie haben das schlüssig erklärt“, fand Zellner.
Die Verwaltung hätte auch einer Verlängerung um fünf Jahre zugestimmt, im Gemeinderat jedoch waren schon bei der ersten Diskussion im Oktober Proteste laut geworden. In einem weiteren Gespräch sagte Rohrdorfer zu, auch mit drei Jahren zurechtzukommen. „Sie sagen, das schaffen sie“, erklärte Zellner, „ich sehe keine Trickserei.“
Johann Thoma (CSU) hat da Zweifel: „Ich sehe nicht, dass in ihrer Grube schon irgendein Teil rekultiviert ist.“ Zellner wies darauf hin, dass nördliche Abschnitte schon verfüllt seien: „Es fehlt nur die oberste Humusschicht. Die kommt erst drüber, wenn die ganze Grube zu ist.“ Und es habe zwar länger gedauert als vereinbart, aber seit zwei Jahren gebe es vor der Grube auch eine Reifenwaschanlage. Rohrdorfer habe zudem zugesagt, im Dezember die 250 Meter lange Zufahrt zu asphaltieren, um die Staubentwicklung zu verringern.
„Für mich klingt das glaubhaft“, erklärte Ulrike Stockmeier (FLO). Auch Roberto Sottanelli (SPD) war bereit, einmal noch im Kompromiss nachzugeben. „Wir sollten aufpassen, dass wir den Kiesunternehmen nicht dauernd nachlaufen müssen“, warnte dagegen Johann Thoma, „irgendwann muss man hart bleiben.“
Für Georg Schlickenrieder (CSU) ist dieser Moment gekommen. Jahrelang habe sich das Unternehmen nicht an Vereinbarungen gehalten. „Die fahren durchs Dorf, obwohl sie anders könnten“, hat er festgestellt, „das will ich den Otterfingern nicht länger zumuten.“ Von ihm kam eine von vier Gegenstimmen, die er auch damit begründete, „dass die Firma als Weltkonzern bei uns gutes Geld verdient, aber zu wenig davon hier lässt“.
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Das wollte Bürgermeister Michael Falkenhahn (SPD) so nicht stehen lassen: „Die Firma liegt im oberen Drittel unserer besten Gewerbesteuerzahler.“ Mit der neuen Geschäftsführung habe sich das Klima verbessert; er betonte, dass Otterfing auch nach Verfüllung der Rohrdorfer-Grube mit Kiesabbau leben müsse: „Das wird in anderen Gruben weitergehen.“
Einen ersten Bericht zum Thema finden Sie hier.
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