Mädchen (15) starb durch einen Stromschlag in Trudering: Müssen ihre Schleuser jetzt lange hinter Gitter?
Es war ein Drama am Truderinger Bahnhof: Ende Mai 2022 hatte eine 15-Jährige dort tödliche Verletzungen erlitten, als sie gegen die Oberleitung kam. Melike A. war aus dem Auflieger eines Lasters auf dem Güterzug geklettert, mit Schleusern kam sie nach München. Denen droht nun lange Haft!
München - Bereits seit Mitte Januar verhandelt das Landgericht München I den schrecklichen Fall. Ende September soll er nun endlich abgeschlossen werden. Für Hussein H. fordert die Staatsanwaltschaft lange Haft: Insgesamt zehn Jahre und sechs Monate soll er ins Gefängnis, so lautete das Plädoyer der Anklagebehörde wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Die Verteidigung hingegen plädierte auf Freispruch: Hussein H. könne die Tat nicht nachgewiesen werden.
Todesdrama in Trudering: Geschleustes Mädchen gerät auf Güterzug an die Oberleitung

Einsatzkräfte standen fassungslos am Truderinger Bahnhof, als sie das tödliche Drama Ende Mai 2022 untersuchten. Melike A. war damals mit brutalen Schleusern unterwegs, als sie aus dem Auflieger eines Lasters aus ihrem Versteck kletterte – mitten auf einem Güterzug. Bitter: Dort war sie an die Oberleitung gekommen und erlitt einen schweren Stromschlag. Später erlag sie ihren Verletzungen.
Hussein H. soll 600 Menschen nach München geschleust haben
Hussein H. wird dafür nun zur Rechenschaft gezogen. Laut Anklage soll er mehr als 600 Flüchtlinge illegal nach Deutschland gebracht haben. Unter schlimmsten Bedingungen! Ein weiterer Mann war ebenfalls auf dem Zug an die Stromleitung gekommen. Er wurde durch den Starkstrom verstümmelt und sitzt heute querschnittsgelähmt im Rollstuhl.
Polizei kam dem Täter durch Whats-App-Nachrichten auf die Spur
Die Polizei kam dem Schleuser auf die Spur, weil sie die Handys der zwölf Geschleusten aus Verona auswertete, die am Tag des tödlichen Unfalls am Bahnhof Trudering eintrafen. Hier sollten sie am 24. Mai 2022 aussteigen. H.s Deckname „Zaza“ und seine Nummern tauchten immer wieder in WhatsappChats zu Schleusungen in Europa auf. Markantes Detail: H. fehlt ein kleiner Finger. Auf einem Whatsapp-Video, das zu seinem echten Namen führte, sieht man einen Mann mit vier Fingern eine Schusswaffe halten.
Meine news
Laut Bundespolizei waren die Schleuser „skrupellos“
In 108 von 600 Fällen konnte die Bundespolizei die Geschleusten aufklären. Demnach seien die Schleuser skrupellos und schreckten auch davor nicht zurück, eine Hochschwangere kurz vor der Entbindung einzuschleusen. Bis zu 10000 Euro zahlten die Flüchtlinge für ihre illegale Einreise. Laut Anklage wurden sie aber einer Lebensgefahr ausgesetzt. „Wir wollten alle nicht in den Waggon steigen, es sah gefährlich aus. Aber die Helfer der Schleuser haben uns gezwungen“, sagt Melikes Mutter im Prozess. Sie hatte 18000 Euro für sich und ihre beiden Kinder gezahlt. In Trudering musste sie dann mit ansehen, wie ihre Tochter und ein weiterer Mann verbrannten.