Von der Berichterstattung zur Tat: Wie die Heimatzeitung Leser zum Handeln bewegt

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Mit diesem Bild während Corona warb der Hospizverein in einem Bericht der Heimatzeitung um Spenden, die aufgrund der Pandemie stark zurückgegangen waren – mit Erfolg. Im Bild (v.l.) Renate Dodell, Thomas Dorsch und Anton Schuster. © EMANUEL GRONAU

Der Tag des Lokaljournalismus soll auch zeigen, wie wichtig die Arbeit der Heimatzeitung ist – und was sie bewirken kann. Deshalb haben wir einige Beispiele aus den vergangenen Jahren herausgesucht, in denen Berichte wirklich etwas Positives bewirkt haben.

Landkreis – Immer wieder schafft es die Berichterstattung der Heimatzeitung, etwas Positives zu bewirken. Wir haben Beispiele gesammelt, in denen das gelungen ist. Anlass dafür ist der Tag des Lokaljournalismus am 15. Mai.

165 000 Euro durch Spendenaktion

Er wollte etwas Gutes für die Bürger in der Region tun, hatte 15 000 Euro zur Verfügung – bei einem zufälligen Gespräch mit Michael Walk, Geschäftsführer der Metzgerei Boneberger mit Sitz in Schongau, und Redaktionsleiter Boris Forstner entstand im Jahr 2011 die Idee, mit Hilfe der Heimatzeitung kurz vor Weihnachten nach Menschen zu suchen, die unverschuldet in eine Notlage geraten sind und dringend finanzielle Hilfe brauchen.

Seit dem Start der Aktion im Altlandkreis Schongau, die 2018 auf den Bereich Weilheim-Penzberg ausgeweitet wurde, hat Walk nahezu jedes Jahr die Summe zur Verfügung gestellt – insgesamt bereits 165 000 Euro. Damit konnten unter anderem Familien unterstützt werden, die den Vater durch einen Unfall verloren haben oder deren Haus abgebrannt ist, medizinische Hilfsmittel bezahlt werden, Vereine und Institutionen wie der Alzheimer-Gesellschaft geholfen werden oder ganz einfach bedürftigen Menschen im Ruhestand etwas Gutes getan werden.

Hospizverein aus der Patsche geholfen

Keine großen Feiern, keine Kulturveranstaltungen, keine Märkte und Beerdigungen nur noch im ganz kleinen Rahmen. Die Corona-Pandemie hatte das Land im Griff und mit einem Schlag fielen die ganzen Anlässe, zu denen die Menschen im Landkreis bis dahin Spenden fürs Pollinger Hospiz gesammelt hatten, aus. „Wir hatten einen großen Einbruch bei den Spendeneingängen“, sagt Thomas Dorsch, der damalige und heutige Vorsitzende des Stiftungsrates, der im Vorstand des Hospizvereins ist. Im ersten Corona-Jahr 2020 wurde bis im Oktober nur rund ein Viertel der Vorjahressumme gespendet.

Weil der Hospizverein sowohl für den laufenden Betrieb des stationären Hospizes als auch für den ambulanten Hospizdienst und wichtige Dinge in der Hospizarbeit, die nicht von den Krankenkassen übernommen werden, auf Spenden angewiesen ist, hat er sich an diese Zeitung gewandt. Die Heimatzeitung berichtete über die Hospizarbeit in Polling und die Nöte des Vereins in dieser Zeit. „Daraufhin wurde so viel gespendet, dass das Vor-Corona-Niveau sogar übertroffen wurde“, erinnert sich Dorsch.

Ein Gerichtsbericht und seine (positiven) Folgen

Dass Gerichtsreporter in ihren Berichten nicht nur spannende Verbrechen schildern, sondern manchmal sogar bei den Ermittlungen behilflich sein können, zeigte vor wenigen Jahren ein Fall vor dem Weilheimer Amtsgericht. Nachdem in der Heimatzeitung ein Artikel über einen Missbrauchsprozess erschienen war, hatten sich, wie am zweiten Verhandlungstag zu erfahren war, noch weitere Betroffene gemeldet und ihre Erlebnisse mit dem damals Angeklagten geschildert. Zu Beginn der Hauptverhandlung war man zunächst von nur einer Geschädigten ausgegangen.

Unterstützung für Lourdes-Grotte

An der Lourdesgrotte in Peiting nagt der Zahn der Zeit, das aus dem Jahr 1896 stammende Bauwerk muss deshalb saniert werden. Eine große Herausforderung für den Verschönerungsverein. Doch Hilfe kommt von unerwarteter Seite. Nachdem die Heimatzeitung groß über das anstehende Projekt und die historische Bedeutung der Grotte für die Marktgemeinde berichtet hatte, meldet sich ein Bürger bei der Gemeinde und sagt stolze 150 000 Euro für die Sanierung zu. Für den Verschönerungsverein ein Glücksfall. „Das macht die Sache natürlich für uns viel einfacher“, freut sich der Vorsitzende, Jürgen Schallhammer.

Bei Bergknappen geht es weiter

Auch bei der Rettung des Bergknappen-, Spielmanns- und Fanfarenzugs in Peißenberg, der vor wenigen Monaten noch kurz vor dem Ende gestanden hatte, konnte die Heimatzeitung jüngst behilflich sein. Laut der Vorsitzenden Cornelia Dieterle geht es seit einiger Zeit wieder bergauf mit dem Traditionsverein. Ihr zufolge hat der Artikel über den neuen Vorstand, der im März erschienen war, dem Verein sogar eine neue Musikerin beschert.

Hilfe bei der „Maro“-Rettung

Was Journalismus auch im sozialen Bereich bewegen kann, zeigt die Spendensammlung der Alzheimergesellschaft Pfaffenwinkel-Werdenfels für die insolvente „Maro“-Wohnungsgenossenschaft. 55 000 Euro konnte die Gesellschaft am Ende zur Rettungsaktion beitragen. Etwa zwei Drittel des Geldes waren nach einem Aufruf im Lokalteil eingegangen. Die Insolvenz der Maro, für deren Fortbestand insgesamt über 4,45 Millionen Euro an Kapital beschafft wurden, ist inzwischen aufgehoben. Alle bewohnten Wohnanlagen bleiben laut maro-retten.de erhalten. Eine Reihe von Häusern, darunter auch das in Wielenbach, soll fertiggestellt werden.

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Interesse für Störche geweckt

Interesse wecken für die Natur und den Naturschutz, auch das ist der Heimatzeitung ein wichtiges Anliegen. Gelungen ist ihr das wohl im Zusammenhang mit den Beiträgen über die vielen Weißstörche im Landkreis. Dass im Vorjahr zur Storchenführung des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz in Raisting an die 70 Teilnehmer kamen, führte der Naturschutzverband auch auf die Berichterstattung durch die Lokalpresse zurück. Es war die am stärksten besuchte Führung der LBV-Regionalgruppe Garmisch-Partenkirchen/Weilheim-Schongau im Jahr 2024. Heuer will diese bei Bedarf auch eine zweite Führung anbieten.

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