Vor einigen Wochen drohte ihm noch das Ende, jetzt ist der Bergknappen-, Spielmanns- und Fanfarenzug in Peißenberg vorläufig gerettet. Bei der Mitgliederversammlung im Februar wurde ein bekanntes Gesicht an die Vereinsspitze gewählt.
Es ist vollbracht: Nachdem es bis zuletzt aussah, als sei das Ende des Bergknappen-, Spielmanns- und Fanfarenzugs in Peißenberg besiegelt, darf der traditionsreiche Verein seine knapp 70-jährige Historie nun doch fortschreiben – vorerst zumindest. „Aus den eigenen Reihen hat sich doch jemand gefunden“, erklärt Günter Fiebig, ehemaliger Vorsitzender, spürbar erleichtert.
Erst kürzlich fand im Max-Biller-Haus in Peißenberg eine Mitgliederversammlung statt, bei der es primär um die Zukunft des Vereins ging: Die Wahl eines neuen Vorstandes stand an. „Wenn sich keiner zur Wahl stellt, dann muss sich der Verein auflösen“, lautete die bittere Prognose, die Günter Fiebig noch im Januar gestellt hatte. Doch so weit kam es nicht. Seit der Versammlung ist ein Ende des Vereins vorerst vom Tisch. Neue Kräfte im Vorstand sollen nun für „frischen Wind“ sorgen und versuchen, das Ruder „noch einmal rumzureißen“, sagt Fiebig. Denn es steht schlecht um die Zukunft der Marschmusik.
Schon vor wenigen Monaten hatte der langjährige Vorsitzende gegenüber unserer Zeitung von Erschwernissen berichtet, die nicht nur den Verein in der Marktgemeinde plagen: „Marschmusik hat keine Lobby mehr“, sagte er damals. Die Suche nach Nachwuchs gestalte sich schwierig. Und daran hat sich auch in den vergangenen zwei Monaten nicht viel geändert. Händeringend suche man nach neuen Spielern – „zwischen acht und 80 Jahren“, scherzt Günter Fiebig. Der Verein ist schon jetzt stark dezimiert, und Fiebig weiß bereits von weiteren Mitgliedern, die sich zeitnah aus dem Vereinsgeschehen zurückziehen wollen.
In Summe kommt die Musikgruppe derzeit auf etwa 45 Mitglieder – aktive wie passive. Nur sei die Zahl der Aktiven zu gering, um Auftritte zu ermöglichen. „Nicht spielfähig“, lautet die schmerzliche Erkenntnis. Corona habe der mitgliedertechnisch geschwächten Musikgruppe, die auch sonst „ein glückliches Händchen für Probleme“ besitze, „den Rest gegeben“, bedauert Fiebig.
Aktuell „nicht spielfähig“
Es gelte nun, zu „sondieren“ und den Mitgliedern „ein neues Konzept vorzulegen“, berichtet Fiebig von den Aufgaben, die den Vorstand erwarten. Auftritte sind vorerst aber nicht möglich – ein Großteil der Vereinsaktivität sei vorläufig „auf Eis gelegt“.
Vor allem aus gesundheitlichen Gründen will der ehemalige Vorstand künftig kürzertreten und zieht sich deshalb aus dem aktiven Vereinsgeschäft zurück. Trotzdem möchte er der Musikgruppe erhalten bleiben und „helfen, wo ich helfen kann“. Einmischen in die Arbeit des neu-gewählten Vorstandes will sich Günter Fiebig aber nicht. „Wenn sie was brauchen, bin ich da“, verspricht er.
Doch auch die „Neue“ an der Spitze ist so neu im Grunde gar nicht. Cornelia Dieterle ist selbst schon seit 1986 Teil des Vereins – und sogar aktives Mitglied. Gleiches gilt für ihre Vorstandskollegen Jörg Merkl (2. Vorsitzender) und Heiko Grothe (1. Kassier). Das Quartett komplettieren soll zeitnah ein musikalischer Leiter.
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Vom Max-Biller-Haus zurück aufs Tiefstollen-Gelände
Den Bergknappen-, Spielmanns- und Fanfarenzug kampflos aufzugeben, das hätte ihr ziemlich „wehgetan“, gesteht Dieterle. Schließlich ist die Gruppe so etwas wie ein Urgestein in der Peißenberger Vereinslandschaft. Vielleicht sind es aber gerade das Alter und der historische Hintergrund, die es dem Verein so schwer machen, junge Menschen zu begeistern. „Oft ist einfach der Bezug nicht mehr so da“, erklärt die neue Chefin. Denn die Vereinsgeschichte ist eng mit der Bergbau-Vergangenheit der Marktgemeinde verknüpft. Dass der Spielmannszug nicht von der öffentlichen Bildfläche verschwindet, könnte für den neuen Vorstand schnell zur Hauptaufgabe anwachsen.
Doch auch sonst gibt es bereits erste Ideen: Aus der „Notunterkunft“ im Max-Biller-Haus soll der Umzug in die alte Heimat auf dem Tiefstollen-Gelände erfolgen. Außerdem möchte die Chefin bei der großen Festwoche zum 150-jährigen Bestehen der Peißenberger Feuerwehr, die am 30. April startet, mit der Vereinsfahne vertreten sein. Für sinnvoll hält sie es auch, einen „Tag der offenen Tür“ ins Auge zu fassen oder in Schulen „Werbung zu machen“, um jungen Menschen die Marschmusik näherzubringen. In jedem Fall seien die rund zehn Aktiven derzeit zu wenig, um auftreten zu können. „15 sollten‘s schon sein“, sagt Dieterle.