In Peißenberg ist es um den Jahreswechsel herum stiller geworden. Das Neujahrsanspielen des Bergknappen, Spielmanns- und Fanfarenzugs ist ausgefallen, weil es zu wenige Musikanten gab. Und es könnte noch stiller um den Traditionsverein werden: Die Auflösung droht.
Peißenberg – Es ist die letzte Chance, die der Vorsitzende des „Bergknappen-, Spielmanns- und Fanfarenzugs Peißenberg“, Günter Fiebig, sieht. Die letzte Chance, dass es mit dem Spielmanns- und Fanfarenzug doch noch weitergeht. „Das ist der letzte Strohhalm“, sagt er über diesen Bericht in der Zeitung. Fiebig ist seit dem Jahr 1979 bei dem Peißenberger Traditionsverein, der sich vor allem der Marschmusik verschrieben hat. Nachdem er einige Jahre pausiert hatte, ist Günter Fiebig etwa seit 15 Jahren wieder sehr aktiv dabei beim Spielmanns- und Fanfarenzug.
Im Jahr 2010 hat er sich auch bereiterklärt, das Amt des Vorsitzenden zu übernehmen. Drei Jahre später hat er sich auf eine weitere Amtszeit eingelassen und seitdem war Fiebig mangels anderer Bewerber an der Vereinsspitze. Nun ist definitiv Schluss. Bei den Neuwahlen Ende Januar wird er nicht mehr für den Posten des Vorsitzenden zur Verfügung stehen. „Die Luft ist draußen bei mir – vor allem gesundheitlich“, sagt Fiebig. So gehe es auch anderen im Verein.
„Wenn sich keiner zur Wahl stellt, muss sich der Verein auflösen“
Bislang hat sich noch keiner gefunden, der bereit wäre, den „Bergknappen-, Spielmanns- und Fanfarenzug“ nach ihm zu führen. Vor drei Jahren habe er seinen Vereinskollegen schon gesagt, sie müssten unbedingt einen Nachfolger für ihn suchen, doch bis jetzt gebe es keinen Freiwilligen, der den Posten übernehmen würde.
Wenn das bis zu den Neuwahlen so bleibt, dann sieht Fiebig schwarz für seinen Verein. „Wenn sich keiner zur Wahl stellt, dann muss sich der Verein auflösen.“ Doch noch hofft der Vorsitzende, dass sich das Aus des Bergknappen-, Spielmanns- und Fanfarenzugs Peißenberg noch abwenden lässt und sich sowohl Freiwillige für den Vorstand als auch neue Musiker finden, denn in beiden Bereichen ist Nachwuchs gefragt.
Verein ist aus dem Bergwerk heraus entstanden
Gegründet wurde der „Bergknappen-, Spielmanns- und Fanfarenzug Peißenberg“ im Jahr 1958. „Er ist aus dem Bergwerk heraus entstanden“, erzählt Günter Fiebig. Weil dort vor allem Bergleute musiziert haben, hat der Spielmannszug immer in Bergmannstracht gespielt. Nachdem es eine Blütezeit gegeben hatte, sei der Verein schon seit etwa 20 Jahren eher klein gewesen, erinnert sich Fiebig, doch es sei eine gute Gruppe gewesen, die den Spielmannszug am Leben erhalten hätte. Bei vielen Festen und Umzügen hat der Spielmannszug für Musik gesorgt. In der Marktgemeinde bekannt war er vor allem wegen der Begleitung des St.-Martinsumzugs und des Neujahrsanspielens. Nicht nur Günter Fiebig verbindet viele schöne Erinnerungen und Erlebnisse mit dem Spielmannszug.
Einer der Höhepunkte in der Vereinsgeschichte war die Ausrichtung des Musikfestes im Jahr 2018. „Das hätten uns viele nicht zugetraut“, sagt Fiebig. Doch das Fest wurde ein großer Erfolg, das die Peißenberger und die vielen Gäste von außerhalb gleichermaßen begeisterte. Wenig später brachte die Coronapandemie das Vereinsleben komplett zum Erliegen. „Wir durften ein Jahr lang nicht spielen und proben. In dieser Zeit haben sich viele umorientiert“, sagt Fiebig.
Marschmusik hat an Beliebtheit verloren
Hinzu komme, dass Marschmusik an Beliebtheit verloren habe. „Marschmusik hat keine Lobby mehr“, sagt Fiebig. Und so seien im Laufe der Zeit aus den rund 20 Musikern fünf geworden. Mit einer so kleinen Gruppe an Aktiven lasse sich nicht spielen, sagt Fiebig. Sämtliche Versuche, neue Musiker zu gewinnen, seien fehlgeschlagen. Doch auch, wenn es derzeit schlecht aussieht, Günter Fiebig hofft, dass sich ein neuer Vorsitzender und ein neuer Vorstand finden, die dem Verein neuen Schwung bringen. „Ich möchte ungern der sein, der den Schlüssel rumdreht.“