Großzügige Weihnachtsgeste: Metzgerei spendet 15.000 Euro - „Will den Leuten etwas zurückgeben“

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Im Büro von Boneberger-Geschäftsführer Michael Walk (r.) kamen die Spendenempfänger zusammen. © Hans-Helmut Herold

Es wurde gelacht, es wurde geweint – es war wieder sehr bewegend, als in der Schongauer Zentrale der Metzgerei Boneberger die diesjährigen Empfänger der vorweihnachtlichen 15.000 Euro-Spende zusammenkamen.

Landkreis – Es war wie jedes Jahr: Nachdem der Aufruf in der Heimatzeitung stand, mögliche Empfänger für die Spende zu nennen, passierte lange Zeit wenig. Doch nach der Erinnerung, dass der Einsendeschluss bevorsteht, kam plötzlich Mail um Mail mit Vorschlägen in die Redaktion. Für die Jury war es nicht einfach auszuwählen, wer wie viel Geld bekommen soll, waren doch wieder einige Schicksalsschläge dabei, die ans Herz gingen. Boneberger-Geschäftsführer Michael Walk hat wieder viel positive Resonanz auf die Aktion bekommen, die fast durchgehend seit mehr als zehn Jahren stattfindet, betont aber auch: „Ich will mich nicht als der große Wohltäter darstellen, sondern den Leuten aus der Region, die letztlich auch meine Kunden sind, etwas zurückgeben.“ Stellvertretend für alle Anwesenden sagte Burkhard Hartmann von der Alzheimer-Gesellschaft Pfaffenwinkel-Werdenfels: „Vielen herzlichen Dank, dass wir dabei sein dürfen.“ Folgende Vorschläge wurden ausgewählt:

Kurt Heinrich Bialecki (28) aus Hohenpeißenberg ist seit seiner Geburt schwer körperlich und geistig behindert, kann weder sprechen, stehen noch laufen. „Er ist ungefähr auf dem Stand eines sechs Monate alten Kindes“, sagt Vater Norbert. Der ist mittlerweile Rentner, seine Frau hat zwei künstliche Schultergelenke – gemeinsam kümmern sie sich aufopferungsvoll um die Dauerpflege ihres Sohnes, der auf Hilfsmittel wie E-Rollstuhl, Hebebühne und behindertengerechtes Pflegebett angewiesen ist.

Bis vor rund eineinhalb Jahren war es der Familie auch noch möglich, Kurt eine Teilhabe am Leben zu ermöglichen, indem sie mit ihrem alten VW-Bus Ausflüge, Spazierfahrten in den Zoo, den Besuch kultureller Veranstaltungen oder Geschwister, Onkel und Tanten unternommen haben. Doch weil Kurt wegen seiner Größe einen neuen Elektrorollstuhl bekam, ist es damit vorbei – der passt nicht in den VW-Bus, der mit 16 Jahren ohnehin reparaturbedürftig ist. Deshalb spart die Familie auf ein behindertengerechten Ford Transit Kombi Trend, der allerdings mehr als 50 000 Euro kostet. „Die Spende von 5000 Euro von der Firma Boneberger hilft uns da sehr, die Hälfte haben wir zusammen“, sagt Bialecki. Er ist im Kontakt mit diversen Stiftungen und hofft, seinen Sohn bald wieder mehr Freiheit zu ermöglichen. Der gemeinnützige Verein „Mobil mit Behinderung e.V.“, hat für Kurt auch ein Spendenkonto eingerichtet (VR-Bank Südpfalz - Mobil Mit Behinderung e.V., IBAN: DE27 5486 2500 0207 1385 80BIC–Code: “Bialecki”

Die Freude war groß bei der Oberhausener Familie, als vor zwei Jahren das dritte Kind geboren wurde. Doch nur eine Woche später wurde beim Vater Darmkrebs diagnostiziert. Als die Krankheit einigermaßen überstanden schien, wollte die Familie aus der viel zu engen Drei-Zimmer-Wohnung ins Haus der Eltern ziehen, die Senioren sollten in einen neuen Anbau ziehen. Aufgrund von gesundheitlichen Komplikationen musste der Vater aber immer wieder ins Krankenhaus und konnte nicht, wie geplant, beim Umbau mithelfen, was alles nicht nur verteuert hat, sondern auch den Bau verzögerte. Weil sie neben der Darlehens-Tilgung für den Umbau nicht auch noch dauerhaft die Miete für die bisherige Wohnung stemmen konnte, musste die Familie im Sommer quasi in einer Baustelle einziehen. Eine Freundin hatte die Familie vorgeschlagen, die Mutter war überwältigt – „wir haben ein Dach über dem Kopf, uns geht es gut“, sagt sie tapfer. Trotzdem kann sie die 3000 Euro aus der Spende gut gebrauchen.

Dieses Schicksal lässt niemanden kalt: Eine Mutter hat bei der Flucht aus Afghanistan übers Mittelmeer ihre beiden Töchter (19 und 11) verloren – kurz vor der italienischen Küste sank ihr Schleuserboot. Der Leichnam der älteren Tochter wurde geborgen, von der jüngeren fehlt jede Spur. Schon in ihrer Heimat musste die Mutter mitansehen, wie Vater, Ehemann und Bruder von den Taliban ermordet wurden. Ihre Schwester, die bereits seit Jahren in Weilheim lebt, hat die Frau mit ihrem verbliebenen Sohn, der noch dazu sehbehindert ist, zu sich geholt, mittlerweile ist sie im Haus Emmaus untergekommen. Die Sozialeinrichtung wird mit 2000 Euro unterstützt, um unter anderem dem toten Kind, das nach Weilheim überführt worden ist, ein würdiges Grab am Friedhof beschaffen zu können.

Der Elternbeirat des inklusiven Weilheimer Kinderhauses Pfiffikus hätte gerne zwei Kletterbögen mit Matten für die Kinder angeschafft – und stieß auf offene Ohren. Mit 1000 Euro kann die Anschaffung getätigt werden.

Das Schicksal der 2003 gegründeten Kindergruppe des Peitinger Vereins Lichtschaukel, über dessen Finanzprobleme wir erst kürzlich berichtet haben, hat offenbar viele Leser bewegt: Gleich drei Vorschläge gingen ein, dass doch dem Verein geholfen werden soll, das drohende Aus abzuwenden. Mit 1000 Euro sollte das zumindest für eine Zeit lang möglich sein.

Helene Lohbrunner hat für ihr Leben gerne im Schongauer Laden der Metzgerei Boneberger gearbeitet. Doch aus gesundheitlichen Gründen musste die 56-Jährige im Frühjahr aufhören. Weil die Prüfung der Berufsunfähigkeit dauert, wurde das Geld knapp. Lohbrunner war zutiefst bewegt, als sie erfuhr, dass eine Bekannte sie für die Spende vorgeschlagen hatte. Boneberger-Geschäftsführer Walk hat die ursprünglich vorgesehenen 500 Euro kurzerhand auf 1000 Euro verdoppelt, damit die drängendsten Finanzprobleme seiner ehemaligen Mitarbeiterin erst einmal gelindert sind.

Früher hat sie selbst Menschen geholfen, jetzt ist sie selbst auf Hilfe angewiesen: Eine 93-jährige Weilheimerin, die dieses Jahr auch noch den Tod ihres Sohnes verkraften musste, erhält 500 Euro.

Mukoviszidose ist eine ererbte Stoffwechselkrankheit, deren Auswirkungen zu erheblichen Beeinträchtigungen wichtiger Organe führt. Dank des Mukoviszidose Fördervereins Oberland in Oberammergau, der die Landkreise Garmisch-Partenkirchen, Weilheim-Schongau und Bad Tölz-Wolfratshausen umfasst, werden unter anderem auf Weihnachtsmärkten oder Sportveranstaltungen Spendengelder erlöst, mit denen Therapiegeräte für die Betroffenen beschafft oder Klimakuren durchgeführt werden können. Aufgrund personeller Probleme konnte der diesjährige Christkindlmarkt nicht durchgeführt werden. Als Ersatz dient die Spende von 500 Euro.

Aus mittlerweile 64 Personen besteht die Krebs-Selbsthilfegruppe Schongau, die 2002 gegründet worden ist. Es werden keine Mitgliedsbeiträge erhoben. „Um den Mitgliedern unserer Gruppe mit informativen Berichten, Seminaren oder Vorträgen, Unterstützung in Gesprächen und vielen sonstigen Aktivitäten zu einer positiven Lebenseinstellung zu verhelfen, sind wir auf finanzielle Hilfe angewiesen“, schreibt Leiterin Emmi Schäffler aus Hohenpeißenberg. „Gemeinsam lachen, weinen und kämpfen, dabei aber erkennen, dass wir nicht alleine stehen, gibt uns Hoffnung, macht Mut und stark“, schrieb sie in der Bewerbung. Man habe heuer einen Auffrischungskurs vom Bayerischen Roten Kreuz und ein QiGongseminar geplant. Das unterstützen wir gerne mit 500 Euro. Tragisch: Schäffler konnte bei der Spendenübergabe nicht dabei sein, weil sie auf der Beerdigung eines Mitglieds war.

Die Johanniter im Landkreis Weilheim-Schongau wollen ihre in Peißenberg stationierte ehrenamtliche Drohnenstaffel besser ausstatten, um beispielsweise bei Vermisstensuchen in der Dunkelheit noch besser helfen zu können. Das wird mit 500 Euro unterstützt.

Immer wieder werden die beiden Alzheimer-Gesellschaften im Landkreis bei der Spendenaktion unterstützt, so auch in diesem Jahr: Die im Bereich Weilheim tätige Alzheimer-Gesellschaft Pfaffenwinkel-Werdenfels und die im Raum Schongau operierende Alzheimer-Gesellschaft Lechrain teilen sich die 500-Euro-Spende.

Für zwei bedürftige Rentnerinnen aus Oberhausen und Weilheim, die nur schwer über die Runden kommen, gibt es noch 300 bzw. 200 Euro als Unterstützung.

Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s auch in unserem regelmäßigen Schongau-Newsletter. Und in unserem Weilheim-Penzberg-Newsletter.

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