Gotteshaus vor unsicherer Zukunft: Christuskirche braucht neues Dach - Finanzierung noch unklar
Über 60 Jahre ist die evangelische Kirche am Kleberweg in Peiting alt. Vor allem am Dach nagt der Zahn der Zeit. Doch die nötige Erneuerung stellt die zweitkleinste Kirchengemeinde im Dekanat vor große Probleme. Noch ist unklar, ob die 390 000 Euro teure Maßnahme finanziert werden kann.
Peiting – Wenn Pfarrerin Brigitte Weggel über ihre Christuskirche spricht, dann gerät die Peitingerin schnell ins Schwärmen. Das Gotteshaus am Kleberweg, es ist Weggel in all den Jahren, seit sie mit ihrem Mann Dirk Wollenweber 2006 die Pfarrerstelle übernahm, ans Herz gewachsen. Da ist das Osterfenster, das in den 80er Jahren nachträglich bei einer Renovierung eingefügt wurde und dem einst vom Architekten Anfang der 1960er eigentlich als Schutzkirche und Bollwerk konzipiertem Gebäude seitdem einen besonderen Charme verleiht. Da sind die verschiedenen Räumlichkeiten vom Kirchenstüberl bis zum Keller, in dem schon mal bei einer Vorlesenacht in der Kirche übernachtet wird. Überhaupt ist das Gotteshaus für Weggel viel mehr als nur ein spiritueller Ort. „Es ist ein Ort zum Entdecken, Erkunden, sich Ausleben.“
Doch dieser Ort, er steht aktuell vor einer unsicheren Zukunft. Denn am Dach des Gebäudes nagt der Zahn der Zeit. In den nächsten Jahren muss es erneuert werden. „Dass dieses Thema auf uns zukommt nach 60 Jahren, war uns bewusst“, sagt Weggel. Doch als jüngst die Kostenschätzung eines beauftragten Architekten vorlag, war der Schock groß. Auf rund 390 000 Euro bezifferte der Experte die Maßnahme. „Die ganze Kirche hat beim Bau 180 000 Mark gekostet“, vergleicht die Pfarrerin.
Zwar hat die Kirchengemeinde Peiting-Herzogsägmühle in den vergangenen Jahren laut Weggel gut gewirtschaftet und Rücklagen gebildet. Doch die angesparte Summe von rund 130 000 Euro reicht bei Weitem nicht aus, um die teure Maßnahme aus eigener Kraft zu stemmen. Selbst mit einem Zuschuss der Landeskirche, die bei solchen Baumaßnahmen in der Regel ein Drittel der benötigten Summe übernehme, bliebe mit rund 130 000 Euro ein großer Posten offen, rechnet die Pfarrerin vor. Viel Geld für eine Kirchengemeinde, die mit 1460 Mitgliedern zu den kleinsten im ganzen Dekanat zählt.
Peiting ist mit dem Problem nicht allein
Peiting ist mit dem Problem freilich nicht allein. „Viele Kirchen im Alpenvorland sind in den 50er und 60er Jahren erbaut worden“, sagt Weggel. Gleichzeitig stehen der evangelischen Kirche immer weniger finanzielle Mittel für die notwendigen Sanierungen zur Verfügung, weil die Zahl ihrer Mitglieder stetig schrumpft – ein Dilemma. Auch im Dekanat habe man deshalb bereits überlegen müssen, welche Gebäude künftig überhaupt erhalten werden sollen, sagt Weggel, die nicht nur Peitinger Pfarrerin, sondern auch stellvertretende Dekanin ist. Die gute Nachricht: Für die Marktgemeinde stehe die Ampel aktuell auf grün, auch die hauptamtliche Pfarrerstelle sei für die nächsten Jahre gesichert.
Auch wenn noch nicht feststeht, in welcher Höhe genau sich die Landeskirche an der Dacherneuerung beteiligen wird – eine Entscheidung soll im kommenden Jahr fallen – ist für Weggel schon jetzt klar: „Wir brauchen die Solidarität der Menschen vor Ort. Nur mit Zuschüssen allein wird es nicht funktionieren.“ Noch ist Zeit, die Sanierung eine Aufgabe für die nächsten Jahre. Zeit, die die Pfarrerin nutzen möchte, um mit ihrer Gemeinde ins Gespräch zu kommen und herauszufinden, wie wichtig den Menschen in Peiting ihre Christuskirche ist. Dafür will Weggel möglichst viele Menschen ins Boot holen. Eine erste Veranstaltung ist schon für das Frühjahr geplant. „Ich sehe es als Langstreckenlauf.“
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