Erst mal kein Geld für die Kirche und die neuen Glocken

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Dachstuhl, Dach und Kuppel der Heilig-Kreuz-Kapelle sind marode. Bereits seit Ende des Jahres 2021 sichert eine Folie die hölzernen Dachschindeln. Zuschuss für Glocken auf Eis © Hans-Helmut Herold

In Zeiten klammer Kassen wird die Stadt nun ihre Förderrichtlinie überarbeiten. Auch will sich der Stadtrat erst einen Überblick verschaffen über den Bedarf aller Vereine, bevor er Zuschüsse – insbesondere der Kirche – gewährt. Anlass war der Antrag der Pfarreiengemeinschaft für die Heilig-Kreuz-Kapelle.

Schongau – Die Heilig-Kreuz-Kapelle in Schongau ist dringend sanierungsbedürftig (wir berichteten). Auf 460 000 Euro beläuft sich der Kostenvoranschlag der Gesamtmaßnahme. Unter anderem soll das Dach mit seinen Holzschindeln komplett neu eingedeckt werden. 46 000 Euro Zuschuss, also zehn Prozent der Bausumme, hat die Katholische Pfarrkirchenstiftung Mariae Himmelfahrt nun bei der Stadt Schongau als Zuschuss beantragt.

Finanzielle Situation der Stadt „nicht rosig“

Den wird sie nicht bekommen, zumindest vorerst nicht, und dann vielleicht auch nicht in voller Höhe. „Wir haben schon beim Antrag für die Glocken vor zwei Wochen betont, dass die finanzielle Situation der Stadt nicht besonders rosig aussieht“, so Bürgermeister Falk Sluyterman.

Die Stadt habe eine eigene Kirche, die sanierungsbedürftig sei. Für 2024 seien 86 000 Euro Planungskosten für St. Anna eingestellt. „Ich weiß, dass die Heilig-Kreuz-Kapelle ortsbildprägend und bei den Schongauern beliebt ist, aber die Last des Haushalts lässt das aus meiner Sicht nicht zu“, argumentierte er. Zumindest könne man den Zuschuss nicht in voller Höhe gewähren.

Geschäftsleiterin Bettina Schade stellte den Zuschussplan für das Kirchlein vor, auch beim Landkreis Weilheim-Schongau, dem Bezirk Oberbayern und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege seien Anträge gestellt worden, aber es lägen noch keine Zusagen vor.

Funke betonte die Wichtigkeit der Wallfahrtskirche

Kornelia Funke (CSU) betonte die Wichtigkeit der Wallfahrtskirche am Maxtor, errichtet Anfang des 17. Jahrhunderts. Aus der Hand des bekannte Baumeisters Joseph Schmuzer stammt der Steinbau, der Schongauer Künstler Johann Pöllandt führte Stuckarbeiten aus. Nicht zuletzt existierten wertvolle Votivtäfelchen, die im Stadtmuseum zu bewundern sind.

Schon in der vorangegangenen Stadtratssitzung war Stephan Hild (UWV) kritisch gewesen, was die finanzielle Unterstützung der Stadt insbesondere von kirchlichen Projekten und Bauvorhaben anbelangt. Er hatte – auch im Sinne der Gleichbehandlung aller Vereine – eine Überarbeitung der Zuschussrichtlinie angeregt, die nicht mehr zeitgemäß sei. „Es wird scheibchenweise so weitergehen mit den Anträgen“, prophezeite er. „Wir sollten das komplett ablehnen und auch den Antrag für die Glocken auf Eis legen.“

Vorschlag von Markus Keller wurde aufgegriffen

Er griff den Vorschlag von Markus Keller (Grüne) auf, erst einmal abzuwarten, bis alle Vereine ihr Jahresbudget durchgerechnet hätten. „Scheibchenweise Geld auszugeben für die Kirche bedeutet, dass andere Vereine hinten runterfallen“, so Hild. Man müsse erst ein Gesamtbild der Zuschussanträge haben. „Dann können wir entscheiden, wen wir fördern wollen.“

Zuschuss für Glocken auf Eis gelegt

Dem könne man geschlossen zustimmen, sprach Ilona Böse für die SPD-Fraktion. Es sei wichtig, einen Überblick zu bekommen. „Weil nicht alles schlüssig war, was vorgetragen wurde, könnte man auch den Punkt Glocken auf Eis legen“, deutete sie an. Die Stadt Schongau wollte den Kauf neuer Glocken unterstützen, aber nicht im vollen Umfang.

Stadtkämmerer Werner Hefele verwies darauf, dass zwar die in der vergangenen Stadtratssitzung zitierte Rekordsumme von 19,5 Millionen Euro an Gewerbesteuereinnahmen für das Jahr 2023 der aktuelle Stand seien, aber sich die Gewerbesteuer 2024 ganz anders entwickeln werde. „Diese wird sich Stand heute von 10,8 Millionen auf 8,5 Millionen Euro reduzieren.“ Bescheide stünden noch aus, außerdem gebe es zweifelhafte Forderungen aus dem Jahr 2023, die dann zurückgezahlt werden müssten, warnte Hefele.

Wie dringend ist die Sanierungsmaßnahme wirklich?

Hans Rehbehn (CSU) wollte die Dringlichkeit der Sanierungsmaßnahme wissen. „Wenn das Dach undicht ist und es reinregnet, ist die Kapelle im Eimer, dann kommen noch größere Summen auf uns zu.“ Wie dringlich es sei, könne sie nicht einschätzen, so Schade. Auch die Standsicherheit sei ein Thema. Die Voruntersuchung sei 2014 gemacht worden.

Der Stadtrat lehnte abschließend den Förderantrag ab, der Zuschuss für die Glocken soll zunächst nicht ausbezahlt werden. Außerdem sollen über eine Priorisierung von Fördergeldern im Stadtrat abgestimmt und die Förderrichtlinie überarbeitet werden.

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