Auch Stadt Schongau tritt dem MVV bei
Schongau tritt zeitgleich mit dem Landkreis Weilheim-Schongau dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) bei. Dies beschloss der Stadtrat mit überwiegend positiven Reaktionen. Aber es gab auch kritische Stimmen, denn die reine Fahrt mit dem Stadtbus wird dadurch teurer.
„Ein Netz, ein Fahrplan, ein Tarif – einfacher geht‘s nicht.“ So wird für den Beitritt in den MVV geworben, die Münchner Verkehrs- und Tarifverbund GmbH. „Und wir erlösen Sie von jeglichen Automaten“, versprach Bernd Rosenbusch, der dem Gremium die Thematik detailliert erläuterte. Seit fünf Jahren Geschäftsführer beim MVV, war er zuvor für die Bayerische Regiobahn zuständig, kennt also die Schwächen im System nur allzu gut. „Ihre Anbindung wäre nicht so schlecht, wenn wir nicht ein Qualitätsthema bei der Bahn hätten“, schickte Rosenbusch voraus.
Einstieg in den Nahverkehr soll leichter werden
Die Kernaufgabe des MVV sei es, den Einstieg in den öffentlichen Nahverkehr leichter zu machen. Je unkomplizierter dieser sei, umso mehr Fahrgäste würden die Angebote nutzen. Es gebe für die Stadt Schongau keinerlei Zwang, sich dem MVV anzuschließen, dies sei auch später noch möglich, aber dann würden eventuell Fördergelder wegfallen. Mit bis zu 90 Prozent werden die Startkosten gefördert etwa die Ausstattung der Busse, Rosenbusch rechnete mit einmaligen Beitrittskosten von 5000 bis 6000 Euro für Schongau. Jährlich fallen dann noch einmal Regiekosten in Höhe von 7000 Euro an oder mehr (je nach gewünschter Leistung). Den Sockelbeitrag hierfür übernimmt aber der Landkreis.
Nur noch ein Ticket für Bus und Zug im MVV-Bereich
„Der MVV macht keinen Gewinn, ist kein Dax-Konzern, sondern in öffentlicher Hand, Ihr Beitritt erhöht also nicht mein Gehalt“, machte Rosenbusch deutlich. Die Mitgliedschaft im Verbund biete aber viele Vorteile für all jene, die nicht das Deutschland-Ticket nutzen, das jederzeit teurer werden könnte oder ganz eingestellt. Unter anderem nannte der MVV-Geschäftsführer das 365-Euro-Ticket für Schülerinnen und Schüler, das im gesamten MVV-Bereich nicht nur für Fahrten zur Schule/zum Ausbildungsplatz genutzt werden kann, sondern auch in der Freizeit. Braucht man bisher zwei separate Tickets für Stadtbus und Bahn, muss man dann nur noch ein einziges Ticket lösen, kann direkt umsteigen und muss sich auch nicht mehr Gedanken machen, in welchen Tarifzonen man sich bewegt, das werde alles automatisiert.
Besonders wichtig sei der Punkt Information: „Umso schlechter die Qualität der Bahn ist, umso wichtig ist die Fahrgastinformation, darauf fokussieren wir uns“, so Rosenbusch. In Echtzeit sollen die Kunden etwa via Smartphone informiert werden. Er stellte auch heraus, dass man als MVV-Mitglied mehr politisches Gewicht habe als ein einzelner Kreis, eine Landrätin oder ein Landrat allein könne nicht so viel Druck erzeugen wie viele Landkreise im Verbund gemeinsam. „Da können sie über das politische Gewicht etwas bewegen“, so der MVV-Geschäftsführer mit Blick auf die Reaktivierung der Fuchstalbahn. Auch der Landkreis Landsberg ist Mitglied geworden. Dass es deshalb bald einen S-Bahn-Anschluss geben werde, könne er jedoch nicht versprechen.
Positiv für Tourismus der Region
Kornelia Funke (CSU) sah das Angebot gerade für den Tourismus der Region sehr positiv. Parteikollegin Marianne Porsche-Rohrer versicherte sich, dass auch Menschen ohne Handy das Angebot nutzen können, was Rosenbusch bestätigte. Es gebe weiterhin Tickets an Automaten. Und man könne im Vorfeld Streifenkarten erwerben, auch als Vorrat. „In meiner Brust schlagen zwei Herzen“, bekundete dagegen Stefan Konrad. Er sehe die Vorteile, die der MVV biete, durchaus, aber der SPD-Stadtrat machte sich Sorgen, ob das Angebot der Schongauer Bevölkerung Vorteile bringe. So fallen dann etwa die kostenlosen Samstagsfahrten weg. Hierzu könne man sich Gedanken machen, ob man das ausgleichen wolle, etwa über die Ausgabe von Streifenkarten an Bürger. Einzelne kostenlose Fahrten wie etwa an den Adventssamstagen seien auch künftig möglich, so Rosenbusch.
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Was er nicht verschwieg: Die Fahrt mit dem Stadtbus wird teurer, wenn man sich nur innerhalb der bisherigen Stadtbusroute bewegt. Kostet die Einzelfahrkarte mit dem Stadtbus bisher 1,50 Euro, erhöht sich dieser Preis auf 1,90 Euro für eine Kurzstrecke oder 1,70 Euro, wer die Streifenkarte nutzt. Für die Hin- und Rückfahrt ergeben sich entsprechend zwei Kurzstrecken (3,80 Euro) oder zwei Streifen (3,40 Euro) statt bisher für die Tageskarte 2,30 Euro. Doch für all diejenigen, die hinausfahren aus dem Stadtgebiet, wird es günstiger. Eine Einzelfahrt nach Weilheim kostet mit der Bahn derzeit 9,10 Euro oder mit dem RVO-Bus 7,80 Euro, mit dem entsprechenden MVV-Einzelfahrschein dann nur noch 5,80 Euro.
„Müssen das unterschreiben, das ist alternativlos“
„Der klassische Stadtbusfahrer hat einen Nachteil, aber ich kann nur appellieren für den Beitritt, wir sollten das harmonisieren“, warb Bürgermeister Falk Sluyterman. Auch er geht davon aus, dass die Fahrgastzahlen bei einem besseren Angebot steigen. „Wir müssen das unterschreiben, das ist alternativlos“, betonte Bettina Buresch (Grüne). Lediglich Nina Konstantin (ALS) fand „den Zeitpunkt noch nicht richtig“, für einen Beitritt, eine konkrete Perspektive etwa für die Fuchstalbahn gebe es momentan nicht. „Wir können auch wieder austreten, das wäre aber ein schlechtes Schlusswort“, so Sluyterman. Gegen eine Stimme war der Stadtrat für den Beitritt.
Bei der Stadt Weilheim hatte man die Entscheidung für einen Beitritt zum MVV erst einmal vertagt.
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