„Kein Hindernis“: Studie gibt grünes Licht für Windräder in der Nähe der Wieskirche

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Schongau
  4. Peiting

Kommentare

Die geplanten Windräder wären von der Wieskirche aus nicht zu sehen, sie liegen knapp außerhalb des Zehn-Kilometer-Radius. © Hans-Helmut Herold

Den Bau von Windkraftanlagen in der weiteren Umgebung der Wieskirche hatte die Unesco bisher kategorisch ausgeschlossen. Jetzt könnte ein neues Denkmalschutzkonzept drei Anlagen bei Peiting möglich machen.

Peiting – Vergleichsweise früh hatte man sich in Peiting auf den Weg zur Windkraft gemacht: Die Rotoren der Anlage am Bühlach drehen sich inzwischen seit 20 Jahren. Doch das war's dann schon auch im Landkreis Weilheim-Schongau. Stillstand in Sachen Windkraft, während etwa in den Landkreisen Ostallgäu und Landsberg nachts die Leuchten der Rotoren zu sehen sind. Doch bald könnten bei Peiting weitere drei Windräder entstehen. Dank eines Gutachtens dürfte der Welterbe-Status der Wieskirche das Projekt jedenfalls nicht mehr lange ausbremsen können.

134 Seiten umfasst die Studie, aufgegeben vom Landkreis und der Gemeinde Peiting, mit 80 Prozent gefördert vom Freistaat. Kostenfaktor 100 000 Euro. Kreis, Kommune und Staat war es das allerdings wert, man hatte es einfach nicht gut sein lassen wollen, dass die Unesco allen Peitinger Windrad-Plänen vor zehn Jahren ein vorläufiges Ende bereitet hatte. Die Pläne für den kleinen Windpark in Bürgerhand: Sie lagen seitdem auf Eis.

Aber Peiting wäre nicht das kleine gallische Dorf, wenn es nicht weitergekämpft und einen Plan ausgeheckt hätte: Man zog Staatliche Denkmalschützer und die entsprechenden Ministerien hinzu. Das Ziel: Ein kommunales Denkmalschutzkonzept für die Wieskirche samt der umgebenden Kulturlandschaft sollte neu erarbeitet werden. Der Clou: Die Köpfinger Wiesen liegen genau außerhalb des entscheidenden Zehn-Kilometer-Radius rund um die Wies, so dass den Windkraft-Plänen aus Sicht des Denkmalschutzes nichts im Wege steht.

Experten-Team arbeitete ein Jahr lang

Ein ganzes Team aus Experten einer Aachener Firma hat ein Jahr lang unzählige Arbeitsstunden in das Gutachten gesteckt, auf dem das neue, wegweisende Denkmalschutz-Konzept basiert. „Ein fundamentales Werk“, so Franziska Haas vom Landesamt für Denkmalpflege am Montagabend vor lichten Reihen in der Schloßberghalle. Der Besucherandrang hatte sich in Grenzen gehalten, obwohl die vorgestellten Untersuchungen lange mit Spannung erwartet worden waren.

Freilich: Auch wenn Spezialisten des Aachener Fachbüros die Ergebnisse der Studie übersichtlich in einen Vortrag gepackt hatten: Die Materie ist trocken und an vielen Stellen nicht ganz leicht zu erfassen. So blickte man dann auch an diesem Abend immer wieder mal in verständnislose Gesichter.

Tatsächlich nahmen Christoph Klanten und Stephan Spörl die Besucher mit auf eine Reise in die weite, dünn besiedelte, aber trotzdem nur scheinbar unberührte Kulturlandschaft rund um die Wieskirche. Betrachtet wurde die Topografie von Bergen mit Sicht auf die Wies, mit Wäldern, Tälern und Seen. Es wurde gedanklich gepilgert auf alten, aber auch zum Teil bis heute genutzten Pilgerwegen – jeder einzelne ist in der Studie aufwändig erfasst.

Von den politischen Vorgaben ist man aktuell weit entfernt

Ebenso alle Klöster, aber auch Kapellen und Bildstöcke. Selbst kleinste Marterl wurden in dem Gutachten nicht vergessen. Die Zuschauer wurden mit in die Luft genommen, auf verschiedene Bergwinkel – alles anschaulich untermalt von Fotografien und Grafiken. So wurden verschiedene Zonen und Ausschlussgebiete festgelegt.

Mit diesen wird das Denkmalschutzkonzept für die Wies auch in die Windkraft-Regionalplanung eingehen. Hier versucht der Planungsverband Oberland gerade, seine Hausaufgaben zu erledigen. Von den politisch eingeforderten 1,8 Prozent der Gesamtfläche für die Windkraft ist man aktuell meilenweit entfernt. Sehr intensiv untersucht müsse auch die Windhöffigkeit im Oberland werden, die Verantwortlichen sprachen am Montagabend von „sehr überschaubaren Flächen im Oberland“ – eine insgesamt knifflige Angelegenheit also.

Auch, wenn das neue Denkmalschutzkonzept jetzt vorliegt: Die Sache mit den Köpfinger Wiesn ist trotzdem noch keine „g‘mahde Wiesn.“. Auch künftig gilt: Wer im Umkreis der Wieskirche ein Windrad bauen möchte, der kommt am sogenannten „Heritage Impact Assessment“ nicht vorbei.

Kein Hindernis mehr zu erkennen

Was den aktuellen Antrag für die Köpfinger Wiesn anbelangt und die drei geplanten Windräder mit ihren bis zu 235 Meter hohen Rotoren, die von der Wies nicht zu sehen sein werden, ist dieses „Assessment“ bereits erledigt. Weil an der Peitinger Studie auch Welterbe-Bewahrer sowie die Unesco-Berater vom „International Council on Monuments and Sites“ involviert waren, müsse man wohl gar nicht mehr auf die Unesco warten, stellte Franziska Haas in Aussicht. „Die werde ohnehin erst irgendwann nach Aktenlage entscheiden und sich dabei auf die vorgelegten Konzepte verlassen.“ Was die Köpfinger Wiesn anbelangt, gäbe es „sehr wenige Beeinträchtigungen, die aller Voraussicht nach in der Summe kein Hindernis sein dürften“.

„Und wann dürfen wir mit einer Zu- oder Absage der Unesco rechnen?“, fragte einer aus dem Publikum. Haas hofft, dass IKOMOS Deutschland, das jetzt mit der Angelegenheit befasst wird, binnen zwei Jahren grünes Licht an die Unesco und damit auch für die Köpfinger Wiesn erteilen wird.

Auch interessant

Kommentare