So inszeniert der Kreml vermeintliche Kritik an Putin

Zum ersten Mal seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine stellt sich Wladimir Putin bei einem großen Medienspektakel den Fragen der russischen Bevölkerung.
Dabei inszeniert sich der Kremlchef als Kümmerer der Nation.

Im Format "Direkter Draht", einer Art Bürgersprechstunde, konnten Bürgerinnen und Bürger im Vorfeld ihre Fragen einreichen. Ausgewählte Fragen werden dem Präsidenten im Laufe der Veranstaltung gestellt. Das Event wird üblicherweise groß inszeniert und dauert stundenlang.

Dabei kommen auch immer wieder die vielen Probleme des Landes wie Armut, soziale Not, mangelnde Gesundheitsversorgung und fehlende Infrastruktur zur Sprache.

Für Putin eine willkommene Gelegenheit, sich als Problemlöser und Kümmerer darzustellen.
Auch Fragen aus dem Publikum werden zugelassen, zudem werden im Studio Fragen und Kommentare auf großen Monitoren eingeblendet – etwa wann die hohen Lebensmittelpreise sinken und die Menschen endlich in dem Russland leben würden, das ihnen im Fernsehen präsentiert werde.

Auffällig ist: Einige der eingeblendeten Fragen enthalten das Wort Krieg. In Russland darf der Krieg in der Ukraine aber nicht als solcher bezeichnet werden.

Mit diesen vermeintlich kritischen Fragen will der Kreml womöglich Einwände entkräften, wonach es sich um eine reine Imageveranstaltung handelt. Kritiker werfen Putin vor, dass bei der Bürgersprechstunde immer wieder dieselben Fragen kämen, ohne dass sich an der Lage im Land etwas verändere.