Weilheim ist jetzt Orgelhauptstadt

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Voll besetzt war die Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt am Samstagabend beim Festgottesdienst, bei dem mit Weilheims Geistlichkeit und Bischof Bertram Meier rund 50 Ministrantinnen und Ministranten einzogen. © ralf ruder

Mit „großem Bahnhof“ und viel Beifall wurde am Samstagabend die neue Orgel in der Weilheimer Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt eingeführt. Bischof Bertram Meier weihte das Instrument, das eine der größten Orgeln in der Diözese Augsburg ist – und ein neues Highlight für die Kultur im Pfaffenwinkel.

Weilheim – Was für ein festlicher Anblick am Samstagabend in der Weilheimer Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt: Rund 50 Ministrantinnen und Ministranten zogen mit Weilheims katholischer Geistlichkeit und dem Augsburger Bischof Bertram Meier in das randvoll besetzte und stilvoll geschmückte Gotteshaus ein. Doch der Blick vieler Besucher wanderte in diesem besonderen Gottesdienst nicht nur nach vorne Richtung Altar, sondern immer wieder auch nach hinten zur Empore: Die neue Orgel spielte ja die Hauptrolle an diesem Abend.

Zahlreiche Ehrengäste in den ersten Reihen

Mit ihrem filigranen, hellen Erscheinungsbild, das perfekt auf die Fassadenfenster und den gesamten barocken Kirchenraum abgestimmt ist und zugleich einen modernen Akzent setzt, begeisterte diese Orgel viele Gäste schon optisch. Und dann war sie endlich zu hören: „Lasst nun die Orgel erklingen zur größeren Ehre Gottes“, sagte Bischof Meier am Ende des Weihe-Aktes auf der Empore – und Weilheims Kirchenmusiker Jürgen Geiger, der das Konzept und die Disposition des Instruments selbst entwickelt hat, ließ ein jubelndes „Gloria“-Spiel ins Kirchenschiff tönen. Dort saßen mit zahlreichen Gläubigen der Pfarreiengemeinschaft auch Landrätin Andrea Jochner-Weiß, Bürgermeister Markus Loth, rund ein Dutzend Stadtratsmitglieder, Orgelbauer Tilmann Späth aus Freiburg sowie besondere Förderer des Orgelneubaus, der mit insgesamt über 1,2 Millionen Euro zu Buche schlug.

Auf der Empore musizierten der Kirchenchor von Mariä Himmelfahrt, ein Bläserensemble um Weilheims Stadtkapellmeister Anian Schwab sowie Jürgen Geiger an der neuen Orgel.
Auf der Empore musizierten der Kirchenchor von Mariä Himmelfahrt, ein Bläserensemble um Weilheims Stadtkapellmeister Anian Schwab sowie Jürgen Geiger an der neuen Orgel. © ralf ruder

Stadtpfarrer sieht in neuer Orgel auch „Dienst für die Kultur im Pfaffenwinkel“

„Für mich ist diese Orgel auch ein Bekenntnis“, sagte Stadtpfarrer Engelbert Birkle in seiner Begrüßung: „Das Lob Gottes wird in Weilheim nicht verstummen.“ Ein so kostbares Instrument rufe in Erinnerung, zu welcher Größe der Mensch berufen sei und dass er seinen Talenten Ausdruck verleihen solle. Zugleich sei diese Orgel ein „Dienst für die Kultur im Pfaffenwinkel“.

Stellvertretend für alle Helfer und Förderer dankte Birkle drei hiesigen Protagonisten des Orgelprojekts namentlich: dem Projektbeauftragten Ulrich Bracker, bei dem alle Fäden zusammenliefen; Kirchenmusiker Jürgen Geiger, der sich „als Fachmann vor Ort unermüdlich für eine qualitätsvolle Orgel eingesetzt“ habe; und Hubert Fraunhofer, dem Verwaltungsleiter der Pfarreiengemeinschaft, als „entscheidende Größe im Hintergrund“. Für alle drei gab es im Gottesdienst Einzel-Applaus.

Pfarrei sucht weitere Orgelpaten

Pfarrer Birkle würdigte auch die Mitarbeit vieler Weilheimer Firmen rund um den Orgel-Einbau und die Kooperation mit der Diözese, insbesondere mit Pater Stefan Kling, dem Leiter des Amts für Kirchenmusik, und dem Kunstbeauftragten Felix Landgraf. Und natürlich den Orgelbauer: Späths Werk solle Weilheims Gläubige mindestens 100 Jahre begleiten, so der Stadtpfarrer, „weit über uns hinaus“.

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Weilheim habe nun „eine der größten Orgeln in der Diözese“, betonte Bischof Meier – der direkt von der Tagung des Synodalen Ausschusses in Mainz zur Weihe angereist war – in seiner Festpredigt. Seine Würdigung des neuen Instruments verband er mit einem „herzlichen Vergelt‘s Gott an alle, die Zeit und finanzielle Mittel dafür eingesetzt haben“. Den Orgelpaten wünschte Meier, dass „ihre“ Pfeife sie „wie ein persönlicher Klingelton“ stets einladen möge, das Leben auf Gott auszurichten. Weitere Patenschaften sind übrigens möglich, denn die Pfarrei muss zur Rest-Finanzierung noch rund 135 000 Euro sammeln (wir berichteten).

Zelebriert wurde der Gottesdienst vom Augsburger Bischof Bertram Meier
Zelebriert wurde der Gottesdienst vom Augsburger Bischof Bertram Meier, der den Segen über die neue Orgel sprach und sie dem „Lob Gottes“ weihte. © ralf ruder

Bischo Meier lenkt den Blick über den Kirchturm hinaus

Auf den Tag der Weihe habe Weilheim „lange gewartet und sich lange vorbereitet“, so der Bischof weiter, „auch Gesprächsstoff gab es und Diskussionen“ – zuletzt etwa um die Intonation und Lautstärke. „Die Orgel hat Kraft, sie ist stark, sie ist mächtig“, konstatierte Meier. Und er wünschte Weilheims Gläubigen: „Die Orgel soll Sie stützen, wenn Ihnen die Luft ausgeht.“ Zugleich appellierte der Bischof, den Blick weit über den Kirchturm hinaus zu richten: „Dank für alles Sozialcaritative, das in Weilheim geschieht. Der Mensch muss in den Mittelpunkt gerückt werden, es muss uns immer um den Menschen gehen.“

So nahm der festliche Gottesdienst, dem ein frohes Beisammensein im Pfarrheim Miteinander folgte, gleichermaßen Nöte der Welt in den Blick und brachte in der neuen Orgel ein Stück Himmel auf Erden. Die stimmige Auswahl alter und neuer Kirchenlieder – darunter auch „Mit dem Ohr des Herzens“, eine Eigenkomposition von Birkle und Geiger – zeigte bereits einen Teil der vielfältigen Klangmöglichkeiten dieses Instruments. Viel mehr noch ließ Jürgen Geiger bei seinem Festkonzert zur Orgelweihe am Sonntagabend aufscheinen. Und der „Internationale Weilheimer Orgelsommer“ bietet ab 22. Juni jeden Samstagvormittag Konzerte renommierter Organisten aus ganz Europa.

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