Therapiestunden mit Tieren, Tiny-Häuser und Kochen mit Zutaten aus eigenem Anbau – Magdalena Guggemos (26) möchte mit ihren Geschwistern aus dem elterlichen Milchviehbetrieb einen heilsamen Ort machen.
Wessobrunn – Den Familienbetrieb übernehmen? Ja! So wie er jetzt ist? Nein! Da sind sich die Geschwister Guggemos einig. „Wir wollen als Großfamilie nach unseren Ausbildungen auf den Hof zurückkehren und etwas Besonderes daraus machen“, träumt Magdalena Guggemos. Ihre Idee: Ein Therapiehof für psychosomatisch Erkrankte soll es werden. Zudem sind weitere Tiny-Häuser geplant, die an Feriengäste vermietet werden. „Eine derartige Unterkunft haben wir schon jetzt und die reißen uns die Leute förmlich aus den Händen“, freut sich Guggemos.
Doch was aktuell noch in der Zukunft liegt, nimmt schon Formen an. So wurde der 26-Jährigen kürzlich im Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus in München eine Urkunde überreicht. Sie hat als eine von 142 Absolventen erfolgreich das Seminar zur Betriebszweigentwicklung abgeschlossen. Über einen Zeitraum von zwei Jahren hat sich Guggemos im Bereich soziale Landwirtschaft weitergebildet, neben ihrem Studium des Grafik- und Produktdesigns. In den Seminaren wird Grundlagenwissen vermittelt, um ein Unternehmenskonzept für den eigenen Betrieb zu entwickeln.
Die ganze Familie ist dabei
Staatsministerin Michaela Kaniber erklärte in ihrer Videoansprache stolz: „Sie sind wahre Macher, die Tatkraft, Esprit und Ideenreichtum ausstrahlen, die etwas gestalten wollen und dazu beitragen, dass unser Heimatland Bayern lebens- und liebenswert bleibt.“ Und weiter: „Sie machen sich Gedanken, wie Sie Ihre Betriebe breiter aufstellen können und dadurch zukunftssicherer machen. Bauernhof und Diversifizierung – das passt prima zusammen!“
Worte, die perfekt mit der Vorstellung harmoniere, an der die Guggemos-Kinder arbeiten. „Wir haben alle unterschiedlichen Stärken, die wir zu einem Gesamtkonzept vereinen wollen“, so die 26-Jährige. Das orientiere sich weg vom klassischen Milchviehbetrieb hin zu einem sozialen Projekt.
„Ich möchte zusätzlich noch eine pädagogische Weiterbildung absolvieren“, erzählt Guggemos. Schwester Marie-Luise (23) passe mit ihrer Tätigkeit als Ergotherapeutin schon jetzt perfekt ins Programm. Johanna-Julia (30) arbeitet gerade an ihrem Master in Landwirtschaftsarchitektur und möchte Gemüseanbau und den Bereich Selbstversorger in die Hand nehmen. Cousine Franziska Steigenberger (25) ist wie eine Schwester auf dem Hof aufgewachsen. Sie studiert momentan Lehramt und kann sich vorstellen, später einmal das geplante Café zu übernehmen. Hier soll das selbst Angebaute gemeinsam verkocht werden. Ein Mittagstisch für die ältere Generation des Weilers schwebt den Geschwistern vor.
Therapie mit Kühen, Eseln und Waschbären
Doch was passiert eigentlich mit den Milchkühen? „Wir wollen den Bestand nach und nach abbauen und die Kühe in die Therapie einbinden.“ Außerdem gebe es noch Esel, und auch Waschbären schweben Guggemos vor.
„Unser Hof ist einfach ein Paradies“, schwärmt die Wessobrunnerin „Wir wohnen ja selbst im Moment alle in Städten und erleben bei jeder Rückkehr, wie heilsam dieser Ort ist.“ Dieses Gefühl mit anderen Menschen zu teilen, vereine die ganze Familie. „Unsere Eltern sind zwar noch etwas skeptisch, vor allem, was die Finanzierung angeht und wie es mit dem Hof nach unserer Generation weitergehen soll. Doch wir finden einen Weg.“