Gewinner des „Goldenen Gockels“: Was die prämierten Ferien-Bauernhöfe im Landkreis ausmacht
Bei der Wahl zum „Goldenen Gockel“, den gastfreundlichsten Urlaubsbauernhöfen in Bayern, waren dieses Jahr drei Preisträger aus dem Bereich des Tourismusverbands Pfaffenwinkel. Wir haben zwei besucht.
Huglfing/Habach – „Neue Ferienwohnungen! Familiär - Traditionell - Bergblick.“ Präziser und knapper kann man ihn auf der Vermietungs-Webseite des Vereins „Blauer Gockel“ nicht beschreiben: den Aussiedlerhof „Zum Hansbaur“ in Deimenried, einem oberhalb des Grasleiten-Mooses gelegenen Ortsteil von Huglfing. Erst seit neun Monaten vermieten Ramona und Stephan Käser zwei Wohnungen im Dachgeschoss ihres Hauses. „Und jetzt haben wir schon so eine tolle Auszeichnung“, freut sich der 39-jährige Bauer über einen der bayernweit 20 verliehenen „Goldenen Gockel“.
Anna (4) und Kathi (2) sind mit ihren Rädern auf der großen Hofstelle unterwegs, auch mal zum Opa Karl. Der ist mit einem jungen Praktikanten, der in Freising-Weihenstephan Landwirtschaft studiert, dabei, mit einer speziellen Maschine Holz zu spalten. Bis vor wenigen Jahren war Karl Käser noch der Senior-Bauer, wohnte da, wo jetzt das neugebaute Bauernhaus des Juniors und der Schwiegertochter mit ihren beiden kleinen Mädchen steht. 2021 hat Stephan Käser, gelernter Landwirtschaftsmeister, den Hof und damit die Betriebsführung übernommen.
Der Hof ist eigentlich von seiner Mama Sophie, Karl Käser hat aus Sindelsdorf eingeheiratet, erzählt der 39-Jährige. Der Junior hat nach seiner Meisterprüfung eine Zeit lang als Baggerfahrer in Weilheim gearbeitet: „Zu arbeitsintensiven Zeiten, also etwa bei der Ernte, war ich natürlich immer auf dem Hof.“ Also er war nicht als Bauer, sondern als Baggerfahrer im Nebenerwerb.
„Es ist sehr schön, immer mal wieder andere Gäste auf dem Hof zu haben“
Wie es Tradition ist, sind die beiden Austragler, als der Sohn übernahm, ins Nebenhaus zur Oma gezogen, die inzwischen verstorben ist. Das alte Haus der Eltern zu renovieren, wäre zu aufwendig gewesen. Also entschlossen sich Ramona und Stephan für Abriss und Neubau. Im Austragshäusl wohnten dann eine Weile vier Generationen: „Aber es ging schon irgendwie“, sagt die 35-jährige Ramona, die aus Hohenfurch stammt und gelernte Erzieherin ist.
Nebenan wuchs das neue Bauernhaus in die Höhe, schon das alte Haus hatte ein nicht genutztes Dachgeschoss. Und so war für das Ehepaar von Anfang an klar, dass dort im Neubau auch zwei Ferienwohnungen entstehen sollten. „Wir sind ja im Außenbereich und dürfen nicht fest vermieten“, sagt Stephan Käser. Und seine Frau Ramona, die ihr drittes Kind erwartet, ergänzt: „Außerdem ist es sehr schön, immer mal wieder andere Gäste auf dem Hof zu haben.“ Dank viel Eigenarbeit und der Unterstützung von Firmen, in denen Freunde und Bekannte arbeiten, verliefen die Bauarbeiten recht zügig.
„Beim Hansbaur“ ist kein Erlebnisbauernhof mit Programm
Nachdem die junge Familie vom Vier-Generationen-Haus in ihr neues Heim umgezogen war, konnten im August 2023 die ersten Feriengäste begrüßt werden. „Wir vermieten zur Zeit noch auch nur für zwei, drei Tage, um erst einmal viele Leute anzusprechen“, sagt Ramona Käser. Wenn ihr Hof bekannt genug ist, dann werden auch die Käsers in erster Linie nur von Samstag zu Samstag vermieten, wie es die meisten Ferienbauernhöfe auf den zahlreichen Plattformen im Internet in der Regel machen.
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Die Hofstelle „Beim Hansbaur“ ist kein Erlebnisbauernhof mit Programm, darauf legt das Ehepaar wert, aber natürlich gibt es einen kleinen Spielplatz, ein Trampolin und Kinderfahrzeuge. „Bei uns können unsere Gäste einen Einblick in unsere tägliche Arbeit bekommen“, betont Stephan Käser. Auf dem Hof wird aktive Landwirtschaft mit Milchkühen sowie Acker- und Grünlandbewirtschaftung betrieben. Zudem werden edle Kaltblutpferde gezüchtet und auf Fohlenmärkten verkauft.
Und natürlich gibt es einen Hofhund, Hühner, Hasen und Katzen. Auf der Vermietungsplattform heißt es: „Wir bieten Ihnen und Ihren Kindern einen wundervollen Ort zum Verweilen, Spielen, Beobachten, Mithelfen und Sie können zwischen saftigen Wiesen und Panoramablick in die Berge Ihre Seele baumeln lassen.“
Wertvolle Hilfe vom Nachbarn
Der Panoramablick zeigt, wenn man Richtung Westen schaut, nicht nur die Hügel von Böbing. Davor ist auch, allerdings recht klein, das Haupthaus des großen ehemaligen Klosterguts Grasleiten zu sehen. Der dortige Hausherr Alois Schmid ist nur wenig älter als Stephan Käser. Schmid und Käser kennen sich schon von gemeinsamen Schulbusfahrten und haben nicht nur von Berufs wegen, sondern auch als Gemeinderat (Schmid) und Vorsitzender des Trachtenvereins (Käser) miteinander zu tun.
„Ich bezeichne den Alois durchaus als unseren Mentor“, sagt Käser. Er hat dem Ehepaar beim Projekt „Ferienwohnungen“ mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Schließlich vermietet er seit einigen Jahren mehrere Wohnungen auf seinem Gut. „Konkurrenz zwischen uns beiden und den anderen zwei Höfen in Huglfing, die vermieten, gibt es nicht“, so der „Hansbaur“-Bauer. Eher im Gegenteil – da werden schon mal Gäste vermittelt, wenn das eigene Haus voll ist.
Tierisch gut erholt: Bei Christina und Johann Mair können Kinder Spaß haben und Eltern entspannen
Nein, perfekt ist der Ferienhof „Zum Koanz“ im Habacher Ortsteil Dürnhausen noch nicht. Nachdem das landwirtschaftliche Anwesen vor einigen Jahren bis auf die Grundmauern niederbrannte, steht zwar bereits ein neues, großes Hofgebäude sowie ein luftiger Stall für die Milchkühe. Doch die Außenanlagen sowie einige kleinere Arbeiten am Hofgebäude seien noch nicht fertig, sagt Landwirt Johann Mair, der den Betrieb mit den rund 60 Milchkühen samt Kälbern von seinen Eltern übernommen hat.
Erst vor rund einem Jahr waren die Bauarbeiten soweit abgeschlossen, dass der 39-Jährige und seine Frau Christina im Obergeschoss des neuen Hofgebäudes wieder eine Ferienwohnung einrichten konnten. Früher, vor dem Feuer, habe es zwei solcher Wohnungen gegeben, erzählt die 32-Jährige. Doch nun hätten sie und ihr Mann erst einmal mit einer Wohnung wieder langsam neu starten wollen. „Das muss sich erst alles einspielen“, findet das Paar, das vor zwei Wochen sein viertes Kind bekommen hat.

Von den Strapazen der Geburt merkt man Christina Mair nichts an, als sie im weiß-blauen Dirndl durch die helle Ferienwohnung geht. Darin gibt es ein großes Kinderzimmer mit bis zu vier Betten und gleich daneben ein Schlafzimmer für die Eltern. Denn Urlaub machten bei ihnen fast ausschließlich Familien, sagt Christina Mair. Die Gäste kämen aus ganz Deutschland. Viele seien zuletzt aus Berlin angereist, aber auch aus München kämen Urlauber, die im Schnitt eine Woche blieben. Wie viele es genau waren in den vergangenen zwölf Monaten, können die beiden aber nicht sagen.
Auf dem weiß bezogenen Bett der Eltern thronen an diesem Tag zwei kunstvoll anmutende Schwäne aus roten Handtüchern, die Christina Mair für jeden Gast aufs Neue faltet. Von hier führt der Weg vorbei an einem großzügigen Bad mit Wickelkommode in einen Koch- und Essbereich, von dem man Zugang zu einem besonders breiten Balkon mit Blick zu den Bergen hat. Unten im Garten stehen ein Sandkasten und Schaukeln. Außerdem warteten auf die kleinen Gäste ein großer Fuhrpark an allen möglichen Fahrzeugen, auf denen sie über den Hof fahren können; darunter ein Kettcar und ein Tret-Traktor. Es gibt ein Spielhaus und ein großes Trampolin.
Und wenn es draußen mal regnen sollte, hat Christina Mair in der Wohnung verschiedene Spielmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche deponiert. Denn im stressigen Alltag hätten Eltern und Kinder viel zu selten Zeit, mal zusammen zu spielen, findet sie. Auf ihrem Hof soll dafür endlich Zeit sein, wünscht sie sich.
Für Beschäftigung ist gesorgt
Als vierfache Mutter weiß sie aus eigener Erfahrung, was Kinder brauchen, um Spaß zu haben. Sie weiß aber auch, was Eltern brauchen, um sich trotz Kinder im Urlaub erholen zu können. Vorteilhaft für die Erholung der Eltern ist es etwa, wenn der Nachwuchs beschäftigt ist. Und für Beschäftigung ist auf dem Hof der Familie Mair gesorgt. Die Gästekinder können auf dem Bulldog mitfahren, wenn Johann Mair etwa die Tränken auf den Weiden kontrolliert. Sie dürfen im Stall dabei sein und zusehen, wenn die Kühe gemolken werden. Und sie dürfen auch selber zur Mistgabel greifen und beim Ausmisten mit anpacken oder die Ziege und die Hasen füttern.
Dass Kinder auf ihrem Hof mehr über die Landwirtschaft erfahren, ist dem Ehepaar ein besonderes Anliegen. „Dass man den Kindern zeigt, wie was gemacht wird“: Daran habe sie viel Freude, sagt Christina Mair. Viele Kinder und Jugendliche heutzutage hätten noch nie eine Kuh gestreichelt oder und wüssten generell viel zu wenig darüber Bescheid, wo so manches Lebensmittel wirklich herkommt. Deshalb können die Gäste auf dem Hof der Familie Mair ihre Frühstückseier auch selbst aus dem hofeigenen Hühnerstall holen. Und Johann Mair erzählt gerne etwas über seine alltäglichen Betriebsabläufe.
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Dass sie als einer von 20 bayerischen Höfen kürzlich von der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber mit dem „Goldenen Gockel“ als besonders gastfreundlicher Ferienhof ausgezeichnet wurde, hat Christina und Johann Mair sehr überrascht. Sie sehen es als Bestätigung ihrer Arbeit – und als Ansporn für die Zukunft. Ideen dafür haben die beiden einige. So sei es etwa denkbar, dass Pferde oder Ponys auf dem Hof einziehen, dass Wellness-Möglichkeiten geschaffen werden oder dass eine zweite Ferienwohnung eingerichtet wird. Platz für all diese Ideen wäre jedenfalls genug da.