„Ein fantastisches Experiment“: Doch die künftige Finanzierung des Casa bereitet Sorgen

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Seit eineinhalb Jahren gibt es den Treff Casa im Seitentrakt des Pfarrzentrums Christkönig an der Bahnhofstraße in Penzberg. © Wolfgang Schörner

Ende 2024 läuft nach zwei Jahren die EU-Anschubfinanzierung für den Treff Casa in Penzberg aus. Offen ist es, wie es danach weitergeht. Der Penzberger Seniorenbeirat hat an die Stadt und die Caritas appelliert, die Finanzierung ab dem Jahr 2025 zu sichern. Beide müssten dafür mehr Geld als bisher in die Hand nehmen.

Seit Anfang 2023 gibt es den Treff Casa an der Bahnhofstraße in Penzberg, getragen vom Caritas-Kreisverband. Das Casa versteht sich als offener Treffpunkt vor allem, aber nicht nur für Senioren – zum Skatspielen, zum Musizieren oder zum Ratschen. Einer der größten Erfolge ist der wöchentliche Mittagstisch, der seit April im größeren Elisabethsaal des Pfarrzentrums stattfindet. Zugleich haben sich Organisationen mit Beratungsangeboten niedergelassen, zum Beispiel der Hospizverein, die Schwangerenberatung und der Pflegestützpunkt.

Vor zwei Jahren hieß es: Es muss und soll weitergehen

Als das Casa vor eineinhalb Jahren aus der Taufe gehoben wurde, sorgte das EU-Leader-Programm für die Anschubfinanzierung: 39 000 Euro flossen für zwei Jahre, also für den Zeitraum bis Ende 2024. Die Gesamtkosten wurden damals auf 100 000 Euro taxiert. Den größeren Teil der restlichen 60 000 Euro übernahm die Caritas, einen kleineren Teil die Stadt Penzberg, die zusätzlich die Miete an die Kirche zahlte. Caritas-Geschäftsführer Thomas Koterba sagte damals, Caritas und Stadt seien sich einig, dass nach zwei Jahren nicht Schluss sei und „es danach weitergehen soll und muss“.

Die zwei Jahre sind nun bald vorüber. Und beim Seniorenbeirat machen sich Sorgen breit, angesichts der finanziellen Lage der Stadt Penzberg. Im April hatte er angekündigt, in einem Schreiben an Stadt und Caritas appellieren zu wollen (wir berichteten). In der jüngsten Seniorenbeiratssitzung ging es wieder um Finanzierung und Fortbestand – diesmal im Beisein von Bürgermeister Stefan Korpan (CSU).

Bürgermeister äußert sich vorsichtig

Korpan äußerte sich in der Sitzung vorsichtig. Er erklärte zwar, dass das Casa momentan im Haushaltsentwurf stehe und „im Stadtrat nichts Gegenteiliges beschlossen“ wurde. Allen Stadträten sei das Ehrenamt wichtig, deshalb habe man sich damals „mit dem Casa auf den Weg gemacht“, sagte er. Dann kam Korpan aber auf die schwierige Haushaltslage und die laufenden Beratungen zu sprechen, die von Gebühren- und Steuererhöhungen sowie Kürzungen geprägt sind Es falle schwer,den Haushalt auf den Weg zu bringen, erklärte er. „In allen Kommunen wird das Geld knapp.“ Man versuche, es zu schaffen. Endgültig sagen könne man es aber erst, wenn die Rechtsaufsicht den Haushalt genehmigt, so Korpan. Im schlimmsten Fall streiche die Rechtsaufsicht alles, was keine Pflicht sei. Soll heißen: auch das Geld für das Casa.

„Ihr werdet die Unterstützung der Seniorenreferenten haben“

Stadtratsmitglied und Seniorenreferent Bayram Yerli (SPD), der ebenfalls in der Sitzung war, sicherte dem Seniorenbeirat indes zu, sich im Stadtrat für das Casa einzusetzen. „Ihr werdet die Unterstützung der Seniorenreferenten haben“, sagte er auch im Namen von Ludwig Schmuck (CSU) und Katharina von Platen (Grüne). Das Casa später wieder aufbauen zu müssen, koste sicher viel mehr, so Yerli.

Casa ist ein „fantastisches Experiment“

Zuvor hatten mehrere Seniorenbeiratsmitglieder für eine Fortsetzung der Finanzierung geworben. Vorsitzender Siegfried Höfler sagte, bei der Eröffnung sei versprochen worden, dass das Casa nach zwei Jahren weiterläuft, „egal, wie viel es kostet“. Er nannte 23 000 Euro, die auf die Stadt entfielen  – ein Betrag, den Korpan nicht dementierte. Höfler sagte auch, dass Bürgermeister und Caritas-Geschäftsführer einst sogar erklärt hätten, dass man nach größeren Räumen schaue, wenn das Casa gut laufe. Horst Baumgarten sprach angesichts der vielen freiwilligen Helfer von einem „fantastischen Experiment“. Gäbe es das Casa nicht mehr, wäre es „ein massiver Verlust für die Ehrenamtsszene in Penzberg“. Ingrid Hauptmann betonte, dass die hauptamtliche Leitung wichtig ist. „Es braucht das Hauptamt, das die Fäden in der Hand hat, damit ich mich im Ehrenamt engagieren möchte.“

„Geben Sie mir recht, Herr Korpan?“

Hauptamtliche Leiterin mit 20 Stunden in der Woche ist Lisa-Marie Lagalante. Sie dankte in der Sitzung dem Seniorenbeirat für die Geburtshilfe und das Engagement. Lagalante sagte, dass aktuell über 50 Ehrenamtliche helfen. „Das Casa ist zu einem beliebten Treffpunkt geworden.“ Sie sehe jeden Tag „strahlende Gesichter“. Es sei ein Ort, der dazu dient, soziale Isolation zu beenden, ein „Raum für Möglichkeiten“, den auch andere Gruppen nutzen, ein „fruchtbarer Boden, auf dem die ersten Blüten gewachsen sind und der sich zu einer Bergwiese entwickelt“. Enorm wichtig seien ebenso die vielen Beratungsangebote. Auch Lagalente erinnerte an die Zusicherung, dass die Finanzierung fortgesetzt wird. Inwiefern, sei noch auszuhandeln, sagte sie. „Geben Sie mir recht, Herr Korpan?“ Was dieser mit einem Nicken beantwortete. Von der Caritas war bis Freitag krankheitsbedingt keine Stellungnahme zu erhalten.

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