Hohenfurch nach Faschings-Eklat im Sturm der Entrüstung

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Schongau
  4. Hohenfurch

Kommentare

Keine Zweifel lässt auch Bürgermeister Guntram Vogelsgesang an seiner Einstellung aufkommen. © Screenshot: SET

Nachdem vom Wagen der Landjugend Hohenfurch beim Faschingsumzug in Landsberg „Ausländer raus“-Rufe erschallten, wird der Ort in den sozialen Medien als „Nazidorf“ bezeichnet, sagt Bürgermeister Guntram Vogelsgesang. Er weist diese Darstellungen zurück.

Hohenfurch – Auf dem Kaminabzug eines Hauses prangt ein eisernes Kreuz. Wie auch heute noch an allen Fahrzeugen und Flugzeugen sowie auf den Briefköpfen der Bundeswehr. Das Symbol ist nicht verboten. Und doch wird es dieser Tage oft als Beleg dafür genannt, dass Hohenfurch ein Problem mit Rechtsextremismus hat.

Die Gründe für diese Außenwahrnehmung liegen auf der Hand. Da sind die Entgleisungen einzelner Mitglieder der Landjugend auf dem Faschingswagen in Landsberg, da sind die verbalen Ausfälle einzelner Gemeinderatsmitglieder in den Debatten um eine Asylunterkunft in Hohenfurch.

Insbesondere in den sozialen Medien tobt spätestens seit dem Wochenende der Grabenkrieg. Auf der einen Seite diejenigen, die meinen, man dürfe gar nichts mehr sagen, auf der anderen Seite diejenigen, die das ganze Dorf in die Nazi-Ecke schieben wollen. Das findet Bürgermeister Guntram Vogelsgesang unfair. „Wir haben kein Problem mit Rechtsextremismus im Ort“, sagt er.

Pauschalisierungen auf beiden Seiten

Ja, die Debatte über die Asylunterkunft im Ort, die sei heftig gewesen in den vergangenen Monaten. „Da gibt es viele Befürchtungen, die wir ernst nehmen müssen“, so der Bürgermeister, der für die CSU im Kreistag sitzt. Dennoch habe er im Anschluss an die Debatten den Kontakt zu Gemeinderatsmitglied Martin Knopp gesucht. Der hatte in öffentlicher Sitzung den Vertretern des Landratsamtes gedroht, er mache sie „persönlich verantwortlich, wenn ein Schwarzer meine Tochter anlangt“. Knopp sei über die Liste der CSU in den Gemeinderat eingezogen, aber kein Mitglied, so Vogelsgesang. Dennoch habe er ihm nach der Gemeinderatssitzung klar gemacht, dass derartige verbale Entgleisungen künftig nicht mehr stattfinden dürfen. „In den kommenden Sitzungen hat er dann auch kaum noch was gesagt.“

Vogelsgesang kritisiert die Pauschalisierungen auf beiden Seiten. „Da wird immer wieder vorgebracht, dass Hohenfurch keine Asylbewerber und Ukraine-Flüchtlinge aufgenommen hat“, meint er. Dabei werde aber ausgeblendet, dass Hohenfurch im Zuge der ersten Flüchtlingswelle 2015 sehr wohl Asylbewerber beherbergt habe. Und bei der Unterbringung der Ukrainer „zwischenzeitlich einen Spitzenplatz im Landkreis eingenommen hatte“. Probleme habe es in diesen Zeiten übrigens keine im Ort gegeben, ergänzt er.

Bürgermeister nimmt die Landjugend in Schutz

Schaut man sich mal das Ergebnis der Landtagswahl 2023 in Hohenfurch an, dann entkräftet das ein Stück weit die Geschichte vom „Nazi-Dorf“ Hohenfurch. Die in Teilen rechtsextreme AfD bekam dort 15,9 Prozent der Stimmen – im Stimmkreis waren es 12,8 Prozent, bayernweit 14,7 Prozent.

Vogelsgesang stören die öffentliche Debatte und der Umstand, dass Hohenfurch jetzt so in den Fokus gerückt werde. Es wäre dringend nötig, die Geschehnisse ortsintern aufzuarbeiten, sagt er. Insbesondere möchte er aber die Landjugend im Ort in Schutz nehmen. Deren Mitglieder würden jetzt unter einem Nazi-Generalverdacht stehen. Da werde ein kompletter Verein nach unten gezogen, obwohl bis zur Entgleisung in Landsberg nie irgendetwas vorgefallen sei.

Schon am Sonntag teilten die Landjugend Bayern und die Bayerische Jungbauernschaft Oberbayern auf Instagram deutliche Nachrichten. Der 1. Vorsitzende der Landjugend Hohenfurch, Moritz Taufratshofer, stellt darin klar: „Ausländerfeindlichkeit lehnen wir entschieden ab. Unsere Hohenfurcher Landjugend steht für Gemeinschaft, Zusammenhalt, Wer te und Tradition. (...) Deswegen ist es uns wichtig, dass Jugendliche herzlich aufgenommen werden und keiner ausgeschlossen wird, egal welcher Herkunft und Nation.“ Ähnlich deutlich wird auch Bürgermeister Vogelsgesang, der ebenfalls in dem Posting zu Wort kommt: „Wir verurteilen Rassismus und Diskriminierung. In unseren Vereinen und in unserer Gemeinde ist jeder willkommen. Das war so, das ist so und das wird auch so bleiben.“

Auch interessant

Kommentare