Krankenhaus, Landratsamt und Mobilität: Das sind die Top-Projekte des Landkreises im Jahr 2025, findet Landrat Olaf von Löwis im Jahresausblick des Miesbacher Merkur.
Landkreis – Gemessen am öffentlichen Echo und der (nicht zuletzt auch emotionalen) Belastung aller Beteiligten wäre es für Olaf von Löwis naheliegend gewesen, das Thema Asyl ganz oben auf die Liste der Top-Projekte des Landkreises 2025 zu setzen. Doch gerade weil seine erste und einzige Amtszeit von Krisen überlagert wird, will der Landrat den Fokus auf die Sachthemen lenken. Denn während erstere sich (hoffentlich) mit der Zeit wieder legen werden, dürften zweitere den Landkreis auf Jahrzehnte hinaus prägen. „Das sollten wir – bei allen berechtigten Sorgen und Unsicherheiten – nicht vergessen“, sagt Löwis. Und auch ganz persönlich sei es ihm wichtig, seinem Nachfolger 2026 ein gut bestelltes Feld zu übergeben. „Obwohl ich nicht mehr antrete, bin ich weit davon entfernt, nachzulassen“, versichert der Landrat. So habe er selbst erfahren, dass es nicht immer zwölf oder noch mehr Jahre brauche, um etwas zu bewegen.
1.: Krankenhaus
Krisenmodus herrschte auch im Kreiskrankenhaus Agatharied in den vergangenen Jahren immer wieder. Pandemie, Finanzsorgen und jüngst der schwere Hackerangriff forderten Vorstand, Verwaltungsrat und nicht zuletzt die Mitarbeiter zum Teil deutlich übers dauerhaft erträgliche Maß hinaus. Mit der auf Bundesebene beschlossenen Krankenhausreform stehen die nächsten Herausforderungen bereits vor der Tür, erklärt Löwis. Denn auch wenn die Auswirkungen wohl erst ab 2027 richtig zu spüren sein werden, wolle man die Klinik bereits jetzt so zukunftsfähig aufstellen, dass sie als „qualitativ hochwertiger Rundumversorger“ erhalten und noch weiter etabliert wird. Dank intensiver Sparbemühungen sei es gelungen, das Defizit von zwölf Millionen Euro in 2021 innerhalb von nur zwei Jahren zu halbieren. „Viel weiter werden wir aber nicht mehr runterkommen“, warnt Löwis. Dazu bräuchte es endlich einen echten Inflationsausgleich bei den Einnahmen sowie höhere Investitionspauschalen, da nach 25 Jahren auch erste Renovierungsarbeiten anstünden.
Potenzial erkennt Löwis noch in der Mitarbeitergewinnung für die Pflege. Mit der Anmietung beziehungsweise dem in Planung befindlichen Neubau von zusätzlichen Personalwohnungen könne man wieder mehr Festangestellte verpflichten und damit auf teure Fremdfirmen verzichten. Ferner würden sich mehr Pflegekräfte auch positiv auf die aktuell mit 86 Prozent nahezu stationäre Vollauslastung auswirken. „Wobei wir hier im Ranking ohnehin gut dastehen“, betont Löwis. Nicht zuletzt sei dies auch der erfolgreichen Nachbesetzung von einigen Chefarztpositionen mit „Top-Leuten“ zu verdanken. Baulich gesehen sind 2025 die größten Fortschritte auf dem Parkplatz zu erwarten: Das neue Parkdeck soll kommendes Jahr fertiggestellt werden. „Eine große Verbesserung für Mitarbeiter, Patienten und Besucher gleichermaßen“, sagt der Landrat.
2.: Landratsamt
Eifrig gebaut wird auch am neuen Landratsamt. Ob er die Eröffnung des Ersatzneubaus noch als amtierender Landrat erleben wird, traut sich Löwis noch nicht einschätzen. Nach derzeitigem Zeitplan könnte der Umzug genau in die Zeit der Wahl fallen. So oder so freut sich der Landrat, dass hiermit eins seiner 2020 ausgerufenen Wahlkampfziele in greifbare Nähe rückt: der Aufbau einer bürgerfreundlichen, modernen und serviceorientierten Kreisverwaltung. Die räumlichen Voraussetzungen würden mit dem neuen Haus geschaffen, ist der Landrat überzeugt. Parallel werde man 2025 auch am Struktur- und Kulturwandel arbeiten und dabei die Mitarbeiter intensiv einbinden. „Vor allem älteren Kollegen verlangen wir hier viel ab“, ist Löwis bewusst. Dennoch müsse man „schneller und besser“ werden, ohne mehr Personal aufzubauen. Dabei helfen soll die Digitalisierung und Optimierung diverser Prozesse. Gleichzeitig sei es wichtig, alle Mitarbeiter dabei mitzunehmen. „Wir brauchen sie und ihre Expertise auch in Zukunft dringend.“ Am Ende des Tages müsse aber bei den Bürgern der Eindruck ankommen, „dass wir ihnen dabei helfen, ihre Vorhaben genehmigt zu bekommen“. Stichwort: „Kundenfreundlichkeit.“
3.: Mobilität
Viel in Bewegung ist auch 2025 im Themenbereich Mobilität. Bis dies auf den Straßen sichtbar wird, wird es aber noch dauern. Dank des MVV-Beitritts sei es zumindest schon mal gelungen, die Tarife im ÖPNV attraktiver zu gestalten, betont Löwis. Wie sich Takte verdichten, Fahrpläne optimieren und zusätzliche Angebote als Alternativen zum Autos schaffen lassen, werde mit der Erstellung des Integrierten Mobilitätskonzepts und der Fortschreibung des Nahverkehrsplans intensiv und praxisnah untersucht. Als Glücksfall bezeichnet es Löwis, dass beide Projektausschreibungen an den MVV gingen. 2025 sollen eine große Bürgerbefragung und weitere Workshops mit Bürgern und Experten stattfinden und idealerweise bereits erste Verbesserungsvorschläge erarbeitet werden. Was davon wann, wie schnell und in welchem Umfang umgesetzt werden kann, hänge aber nicht zuletzt von den Finanzen des Landkreises ab. „Da“, schickt Löwis schon mal den Haushaltsdebatten voraus, „werden wir auch 2025 keine großen Sprünge machen können.“
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Mehr Bewegung erhofft sich der Landrat aber von den Gemeinden in Sachen Flüchtlingsunterbringung. Das Landratsamt stelle sich 2025 auf weitere 1000 Neuankömmlinge ein. Um ihnen eine menschenwürdige Bleibe auf Zeit zu verschaffen, setze man auf zwei „Pferde“: Anmietung von Containern und Bau von festen Unterkünften im sogenannten Schaftlacher Modell. Ersteres habe den Charme, dass die Anforderungen an die Grundstücke gering seien und die Realisierung kurzfristig umsetzbar sei. Zweiteres sei nachhaltiger, da der Wohnraum nach 15 Jahren Asylnutzung der einheimischen Bevölkerung zur Verfügung stehe, unterliege aber den strengeren Auflagen des Baurechts. Beide Modelle seien am Ende des Tages aber deutlich besser als die Belegung von Turnhallen, betont Löwis. Und bedauert, dass das Thema Asyl trotz seiner in der Gesamtbetrachtung eher nachrangigen Bedeutung (im Landkreis habe man weder größere Probleme durch die Geflüchteten, noch bleibe man auf den Kosten sitzen) doch eine so hohe Auswirkung im (Kommunal)Wahlkampf haben dürfte: „Ich mag ein Zweckoptimist sein“, sagt Löwis, „doch ich bin überzeugt, dass sich das Thema Flucht und Migration früher oder später auf ein geordnetes Maß einpendeln wird.“ Denn zusätzliche Fachkräfte brauche man auch im Landkreis Miesbach dringend und vor allem langfristig.