„Maximale Ausreizung“ zur „Gewinnmaximierung“: Investor will Asylunterkunft vergrößern

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Die Asylunterkunft an der Königsdorfer Straße 40 in Wolfratshausen darf nicht um Schlafräume für weitere 16 Personen aufgestockt werden. So entschied der Stadtrat. © Sabine Hermsdorf-hiss

Der Investor möchte die von ihm eingerichtete Asylunterkunft an der Königsdorfer Straße 40 in Wolfratshausen aufstocken. Der Stadtrat ist damit nicht einverstanden.

Wolfratshausen – An der Königsdorfer Straße 40 ist in den vergangenen Monaten eine Unterkunft für Asylbewerber entstanden. Eine ehemalige Werkstatt und ein alter Lokschuppen sind wie berichtet die neue Heimat für bis zu 150 Geflüchtete. Nun beantragte der Investor eine Vergrößerung der Unterbringung. Der Stadtrat lehnte dies in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich ab. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass die Genehmigungsbehörde, das Landratsamt, das sogenannte gemeindliche Einvernehmen ersetzt.

Areal ist laut Flächennutzungsplan als Gewerbegebiet ausgewiesen

Der Bauherr möchte das auf dem Grundstück östlich gelegene eingeschossige Gebäude – eine ehemalige Betriebsunterkunft –  zur Unterbringung von 16 weiteren Asylsuchenden umbauen sowie zusätzliche Duschcontainer und Toiletten aufstellen. Die Nutzung beantragte er für einen Zeitraum von drei Jahren plus Verlängerungsoption, sofern die Unterkunft „aus asylpolitischen Gründen“ weiterhin notwendig ist. Eine Nachnutzung als Wohngebäude sei nicht vorgesehen – und im Übrigen nicht erlaubt, da das Areal im Flächennutzungsplan als Sondergebiet Gewerbe ausgewiesen ist.

Dass der Investor unter anderem einen laut Bebauungsplan festgesetzten Grünstreifen durch eine Kiesfläche ersetzen möchte, stieß nicht nur Dr. Hans Schmidt (Grüne) sauer auf. Der Umweltreferent des Stadtrats lehnte eine Befreiung von der Vorgabe ab – die übrigen 20 Mandatsträger folgten seinem Beispiel.

Bürgermeister: Asylunterkünfte sind für einige Investoren „der Kassenschlager“

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Josef Praller (Bürgervereinigung) war von Anfang an kein Freund des Projekts an diesem Standort. Sein Credo: „Keine Gewerbeflächen für Asylbewerberunterkünfte.“ Auch Dritte Bürgermeisterin Annette Heinloth (Grüne), betonte, dass es stets der Ansatz der Kommune sein müsse, die Geflüchteten „halbwegs menschenwürdig“ unterzubringen. Gerlinde Berchtold (SPD) erinnerte daran, dass der Investor zunächst eine Unterbringung für 100 Personen beantragt hatte, dann für 150 – „und jetzt will er schon wieder eine Vergrößerung“. Ihr seien es „viel zu viele Befreiungen“, die dem Investor vorschweben würden.

Das nächste Wort hat nun das Kreisbauamt

„Die Verdichtung wäre zu hoch“, stellte Richard Kugler (Wolfratshauser Liste) zu dem Antrag fest. Schon jetzt „ist die Unterkunft ziemlich voll“. Eine „maximale Ausreizung“ nannte Fritz Meixner, Sprecher der SPD-/FDP-Fraktion, das Ansinnen des Investors, das zugleich eine „Gewinnmaximierung“ darstelle. Rathauschef Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung) räumte ein, dass der Betrieb von Asylunterkünften für einige Investoren durchaus „ein Kassenschlager“ sei. Er gab aber zu bedenken, dass viele Geflüchtete, die bisher in der Mehrzweckhalle in Farchet lebten, in die Unterkunft an der Königsdorfer Straße 40 umgezogen seien. Nur so sei es möglich, dass die Mehrzweckhalle zeitnah „wieder unseren Sportlern zur Verfügung gestellt werden kann“.

Allen gewünschten Befreiungen vom Bebauungsplan (Dachform der Container, Grünstreifen, Überschreitung der Grundfläche) erteilte das Gros des Stadtrats eine Absage. Der beantragten Baugenehmigung stimmten vier Bürgervertreter zu, 17 sagten Nein. Das nächste Wort hat das Kreisbauamt. (cce)

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