Riesige Werbetafeln: Empörung über Rolle rückwärts des Kreisbauamts

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Sind Bürgermeister und Stadträten ein Dorn im Auge: riesige Werbetafeln an der Schießstättstraße in Wolfratshausen. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Die Kommune hatte das Ansinnen abgelehnt, doch das Kreisbauamt erlaubte das Aufstellen: Zwei riesige Werbetafeln sind den Wolfratshauser Stadträten ein Dorn im Auge.

Wolfratshausen – Mit aller Macht haben sich Bürgermeister, Stadträte und Verwaltung seit Sommer vergangenen Jahres gegen zwei Werbeanlagen gestemmt, die an der Schießstättstraße 2 errichtet werden sollten. Nach einem fleißigen Hin und Her kam aus dem Landratsamt nun die Nachricht: Die beiden jeweils rund zehn Quadratmeter großen Werbetafeln sind rechtens – und stehen bereits.

„Negativer Einfluss auf den fließenden Verkehr nicht ausgeschlossen“

„Wir haben alles versucht und getan“, beteuerte Sebastian Sens vom Rathaus-Referat Planen und Umwelt in der Sitzung des Bauausschusses des Stadtrats am Mittwochabend. Rathauschef Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung) ließ die Ereignisse Revue passieren: Im Juni 2024 ging der Antrag auf Errichtung der Werbeanlagen bei der Stadt ein, keine vier Wochen später lehnte der Bauausschuss das Ansinnen ab. In derselben Sitzung verabschiedete das Gremium eine aktualisierte Werbeanlagensatzung – unter anderem mit dem Ziel, weiteren überdimensionierten Plakatwänden und Werbefernsehern wie an der Königsdorfer Straße vorzubeugen.

Im August 2024 forderte das Kreisbauamt die Kommune auf, die Ablehnung der zwei Werbeanlagen an der Schießstättstraße im Detail zu begründen, weil eine Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit – wie von der Flößerstadt angeführt – nicht erkennbar sei. Die Stadtverwaltung kam dem Wunsch nach und wies unter anderem darauf hin: „Auf Höhe des Grundstücks ist eine erhöhte Aufmerksamkeit der von Süden kommenden Verkehrsteilnehmenden gefordert, da sich dort die Fahrbahn in eine Links- und eine Rechtsabbiegespur aufteilt.“ Zudem müsse auf „auf querende Fußgänger parallel zur Sauerlacher Straße“ geachtet werden. Fazit: „Negative Auswirkungen auf den fließenden Verkehr an der Kreuzung Schießstättstraße/Sauerlacher Straße können nicht generell ausgeschlossen werden.“

Kreisbauamt macht eine Rolle rückwärts

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Zwei Monate später kam aus Bad Tölz die Nachricht: Die Genehmigungsbehörde teile die Ansicht, dass das Bauvorhaben nicht erlaubt werden könne. Ende November erfolgte die Rolle rückwärts: „Der Stadtverwaltung wurde mitgeteilt, dass das gemeindliche Einvernehmen durch die Untere Bauaufsichtsbehörde ersetzt werden soll“, so der Bürgermeister. Das Kreisbauamt wies unter anderem darauf hin, dass die Kommune keine Werbeanlagensatzung erlassen könne, die pauschal für das gesamte Stadtgebiet gilt. Das Nein des Bauausschusses zu besagten Bauanträgen sei rechtswidrig. Das Ende vom Lied: „Mit Bescheid vom 21. Januar 2025 wurde das gemeindliche Einvernehmen ersetzt und das Bauvorhaben durch die Untere Bauaufsichtsbehörde genehmigt“, berichtete Heilinglechner.

Es wird ein Nachgespräch geben.

Die Plakattafeln seien „gigantische Geräte“ und eine „städtebauliche Katastrophe“, empörte sich Hans-Georg Anders (Grüne). Vor allem aber würde in einem Bereich, an dem Lkw-, Auto-, Radfahrer und Fußgänger aufeinander treffen, Werbebotschaften die Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer beeinträchtigen. Dass das Kreisbauamt sich schlussendlich auf die Seite des Antragstellers schlug, sei „befremdlich“, sagte Anders. Ingrid Schnaller (SPD) fürchtet einen Präzedenzfall, dem eine Flut von riesigen Werbeanlagen folgen könnte.

Auch Heilinglechner hielt mit seinem Unmut nicht hinterm Berg. Er mutmaßt, dass die „kommerziellen Vertreter“, die die Tafeln aufstellen, eine gute Rechtsabteilung im Rücken haben. Aufgabe für die Stadt müsse nun sein, die Lücken in der Werbeanlagensatzung zu finden „und zu schließen“. Renate Tilke (CSU) empfahl, dies gemeinsam mit einem Juristen zu tun. Auf jeden Fall, so der Rathauschef, werde es ein „Nachgespräch“ mit dem Kreisbauamt geben. Denn er habe den Eindruck: „Wir können hier etwas entscheiden – aber das interessiert offensichtlich keinen.“ cce

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