Rottach-Egern: Am Alkoholverbot wird nicht gerüttelt
Gegröle, Scherben, Vandalismus: Immer wieder sorgten in Rottach-Egerns guter Stube wilde Partys für Ärger. Seit 2019 gilt in der Kuranlage und am Rathaus ein Alkoholverbot. Es hat Wirkung gezeigt – und wurde vom Gemeinderat jetzt um weitere vier Jahre verlängert.
Rottach-Egern – Das Alkoholverbot war vor vier Jahren Gegenstand vieler Diskussionen. „Es ist auch nicht so, dass wir jedem nachstellen, der gemütlich auf einer Parkbank sitzt und ein Bier trinkt“, versicherte Bürgermeister Christian Köck (CSU), als das Thema jetzt wieder auf der Tagesordnung stand. Die 2019 erlassene Verordnung für Kurpark und Rathaus war abgelaufen, der Gemeinderat hatte über eine Verlängerung zu befinden.
Verordnungen haben Wirkung gezeigt
Köck plädierte dafür. „Diese beiden Verordnungen haben durchaus Wirkung gezeigt“, erklärte er. Vor deren Erlass habe die Gemeinde an beiden Orten mit vielen Fällen von Vandalismus zu kämpfen gehabt. „Es gab auch immer wieder unliebsame Hinterlassenschaften“, erinnerte Köck. Nach diversen Treffs, bei denen reichlich Alkohol floss, blieben leere Flaschen, teils auch Scherbenhaufen und anderer Müll zurück. Anwohner hatten unter nächtlicher Lärmbelästigung zu leiden. „In den letzten Jahren hat das nachgelassen“, berichtete Köck und klopfte dabei auf das Holz des Ratstischs. Mit dem Alkoholverbot habe die Gemeinde der Polizei eine bessere Handhabe gegeben, um gegen solche Treffs unter freiem Himmel vorzugehen. „Die Verordnungen waren nicht unwichtig“, so Köck. Doch nicht nur die rechtlichen Vorgaben seien entscheidend: „Wir sind da auf die Nachbarschaft angewiesen.“ Heißt: auf Anwohner, die ihre Beobachtungen melden.
Ausnahmegenehmigungen für Adventsmärkte und Seefeste
Thomas Tomaschek (Grüne) erkundigte sich, wie das Alkoholverbot mit dem Christkindlmarkt Kurpark zusammenpasst: „Gibt’s da keinen Glühwein mehr?“ Geschäftsführer Gerhard Hofmann erklärte das Procedere: Für die Adventsmärkte erteile die Gemeinde Ausnahmegenehmigungen. Die gelten auch beim Seefest, setzte Bürgermeister Köck hinzu. Bei Konzerten oder anderen Veranstaltungen im Kurpark bewillige die Gemeinde ebenfalls den Ausschank alkoholischer Getränke. Überhaupt stehe nicht gleich jeder am Pranger, der im Freien Alkohol trinke. „Wenn er sich normal verhält.“
Das Alkoholverbot, so Köck, diene lediglich als Instrument, um Auswüchse zu verhindern. „Es ist wichtig, dass wir das unter Kontrolle bekommen haben.“ Auch künftig wolle die Gemeinde der Polizei mit der Verordnung eine Handhabe geben. Dies geschah mit einem einstimmigen Beschluss. Das Alkoholverbot ist damit weitere vier Jahre lang gültig.
Regelungen in anderen Tal-Gemeinden
Andere Gemeinden im Tegernseer Tal haben sich dem Rottacher Kurs längst angeschlossen (wir berichteten). Die Stadt Tegernsee hat im Herbst 2020 ein Alkoholverbot für den Kurgarten ausgesprochen und seither Jahr für Jahr verlängert. Auch hier hat sich die Verordnung nach Auskunft der Stadtverwaltung bewährt.
Meine news
In Bad Wiessee erließ die Gemeinde im August 2020, zur Zeit der Pandemie, per Notverordnung ein nächtliches Alkoholverbot im Uferbereich. Dieses gilt nicht mehr. Die Gemeinde hat stattdessen 2021 eine Satzung zur Nutzung öffentlicher Grünanlagen erlassen, die Spielregeln auch für Treffs am Ufer festlegt.
Auf eine solche Satzung vertraut auch die Gemeinde Gmund, ebenfalls seit 2021. Ein Passus untersagt, sich zum Alkoholgenuss niederzulassen. Vor allem im Bereich der Uferanlage Seeglas hatte es zuletzt im Sommer 2023 Ärger wegen Bierkonsums und Steinewerfern gegeben.