Auf einem Privatgrundstück im Wiesseer Ortskern treiben sich offenbar immer wieder räudige Füchse herum. Gerade für Tierfreunde ein schlimmer Anblick. Meist bleibt in solchen Fällen nur der Abschuss des erkrankten Tieres. Im befriedeten Bezirk geht das aber nicht ohne Genehmigung.
Bad Wiessee – Wenn sie auf dem Balkon ihres Gästehauses in Bad Wiessee steht und von dort aus aufs Nachbargrundstück blickt, blutet Angelika Sareiter regelmäßig das Herz. Dort, wo früher einmal das Hotel Edelweiß im Ortszentrum stand und derzeit ein großes Brachgelände auf eine Neubebauung wartet, kann die Wiesseerin immer wieder Füchse beobachten, die offensichtlich an Räude erkrankt sind.
„Die sind oft schon ganz blutig gekratzt“, berichtet Sareiter. In der Vergangenheit seien hier bereits Tiere vom zuständigen Jäger von ihrem Leiden erlöst worden.
„Der schaut kaum noch aus den Augen heraus“
Seit Kurzem nun beobachtet Sareiter auf besagtem Areal wieder einen offenbar an Räude leidenden Fuchs. „Der schaut kaum noch aus den Augen heraus und hat ganz lichtes Fell.“ Die Wiesseerin sorgt sich zum einem um ihre beiden Katzen und den Hund, da die Räude bekanntlich hochansteckend ist. Zum anderen habe sie als große Tierfreundin unheimliches Mitleid mit dem erkrankten Tier. Werde nichts unternommen, müsse der Fuchs elendig zugrunde gehen, weiß die Vermieterin.
Dass es offenbar kaum eine Möglichkeit gibt, solchen Tieren zu helfen – etwa durch eine Behandlung mit Tabletten oder eine Impfung –, bedauert die Vermieterin sehr.
Landratsamt ist informiert
Das Landratsamt Miesbach als zuständige Behörde ist mittlerweile informiert. Auf Nachfrage bestätigt Sprecherin Sabine Kirchmair, dass Bad Wiessee und Holzkirchen im Landkreis als Schwerpunktbereiche für Füchse gelten: „Der Bestand an diesen Tieren ist hier sehr hoch.“
Einfach entnehmen – sprich abschießen – darf man die Tiere im Ortsbereich allerdings nicht. Jede waffenrechtliche Handlung im befriedeten Bezirk müsse genehmigt werden, macht Kirchmair deutlich. Just aus diesem Grund hatte der Abschuss eines von Räude befallenen Fuchses mitten im Tegernseer Kurpark im Sommer 2021 auch für Aufsehen gesorgt. Damals hatte der Verein Wildtierschutz Deutschland sogar Strafanzeige wegen einer fehlenden Ausnahmegenehmigung der Jagdbehörde erstattet (wir berichteten).
Fall wird geprüft
Normalerweise, so stellt Kirchmair klar, ergehe die Information über einen räudigen Fuchs an das Veterinäramt oder an die Jagdbehörde des Landratsamtes. In der Folge werde der zuständige Revierinhaber informiert. Entweder dieser entnehme dann den betroffenen Fuchs unter Beachtung der Schonzeit oder es werde ein Jäger beauftragt, teilt Kirchmair mit. Der vorliegende Fall des Wiesseer Fuchses werde von der Behörde geprüft, bei Bedarf würden weitere Schritt eingeleitet.
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Die Untere Jagdbehörde appelliert in diesem Zusammenhang an alle Bürger, Füchse nicht durch Futter anzulocken und auch Haustiere nicht außerhalb des Hauses zu füttern.
Auch Johanna Ecker-Schotte, Vorsitzende des Tierschutzvereins Tegernseer Tal, wird immer wieder mit Fällen von räudigen Füchsen am Tegernsee konfrontiert. „Es tut mir in der Seele weh, wenn Tiere aufgrund einer Erkrankung ihr Leben lassen müssen“, sagt sie mit Blick auf die Abschüsse. Bei einer Räude aber drohe den Füchsen ein langes und qualvolles Ende, die Entnahme sei in solchen Fällen eine Erlösung.
Behandlung von ausgewachsenen Wildtieren schwierig
Bedauerlicherweise könnten die von der Hautkrankheit befallenen Füchse nicht einfach mit der Verabreichung von ein, zwei Tabletten geheilt werden, sagt die Tierschützerin. Ihr sei zudem keine einzige Pflegestelle bekannt, die von Räude befallene Tiere aufnehme. Außerdem sei es sehr schwierig, ein ausgewachsenes Wildtier zu behandeln. Johanna Ecker-Schotte weiß aber auch: Im Winter könne das Fell eines Fuchses schon einmal zerrupft aussehen – „nicht immer muss das gleich die Räude sein“.