Schutzstatus für Baumallee am Bernöckerweg soll fallen
Seit 1965 war die Baumallee am Bernöckerweg in Gmund ein Naturdenkmal. Jetzt will das Landratsamt diesen Status aufheben. Die Mitglieder des Bauausschusses müssen sich bei ihrer Sitzung am Dienstag (16. Januar) damit befassen.
Gmund – Ahorne, Linden und Eschen, allesamt gesund, formschön und teils über hundert Jahre alt. Aus 53 solcher prächtiger Bäume bestand einst eine Allee am Bernöckerweg in Gmund, die 1965 den damaligen Naturschutzbeauftragten des Landkreises dazu bewog, die Baumallee als Naturdenkmal ausweisen zu lassen. Die vergangenen fast sechs Jahrzehnte haben der Allee allerdings schwer zugesetzt, und so säumen heute nur noch 18 Bäume den Bernöckerweg. Allein 2023 mussten vier Bäume wegen starker Schädigung oder Sturmbruch entfernt werden, um nicht die angrenzende Bebauung oder den Verkehr auf der unterhalb vorbeiführenden Tölzer Straße zu gefährden.
Baumallee soll Schutzstatus verlieren: Von 53 Bäumen sind 18 übrig
Ausgerechnet der Naturschutzbeirat vom Fachbereich Umwelt und Naturschutz des Landratsamts findet nun, dass keine Bäume mehr vorhanden sind, die die Kriterien für ein Baum-Denkmal erfüllen. Definiert sind Naturdenkmäler laut Paragraph 28 des Bundesnaturschutzgesetzes als „rechtsverbindlich festgesetzte Einzelgeschöpfe der Natur oder entsprechender Flächen bis zu fünf Hektar, deren besonderer Schutz entweder aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit erforderlich ist“.
Der verbliebene Baumbestand, so wurde nun festgestellt, setze sich überwiegend aus Bäumen mit relativ geringem Durchmesser und mittlerem Alter zusammen – von 14 Bäumen mit einem Stammdurchmesser zwischen 28 und 75 Zentimetern ist die Rede, ein Baum habe einen Stammdurchmesser von 85 Zentimeter, drei Bäume bringen es auf stolze 110 Zentimeter. Dennoch: Die einst landschaftsprägende Wirkung der Baumreihe am Bernöckerweg sei mit dem vorhandenen Restbestand und der heutigen Siedlungsentwicklung nicht mehr gegeben. Aus diesem Grund hat die Behörde nun ein Verfahren zur Aufhebung des Naturdenkmals Baumallee am Bernöckerweg eingeleitet. Beteiligt am Verfahren ist auch die Gemeinde Gmund. Die Mitglieder des Bau- und Umweltausschusses müssen sich bei ihrer ersten Sitzung im neuen Jahr am Dienstag, 16. Januar, mit dem Thema befassen und die geforderte Stellungnahme abgeben.
Baumallee soll Schutzstatus verlieren: Verkehrssicherungspflicht fällt auf Grundstückseigentümer zurück
Bauamtsleiterin Christine Wild erklärt im Vorfeld der Sitzung, dass die Bäume bisher regelmäßig durch Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde kontrolliert und auch für Maßnahmen für die Verkehrssicherheit gesorgt worden sei. „Wenn der Schutzstatus aufgehoben wird, dann fällt auch die Verkehrssicherungspflicht auf die jeweiligen Grundstückseigentümer zurück.“ Ein heikler Punkt, der von den Grundstückseigentümern dann viel Eigenverantwortung abverlangen dürfte.
Dass die verbleibenden Bäume dann aber einfach gefällt werden können, davon könne keine Rede sein, so Wild. „Wir haben in der Gemeinde zwar keine Baumschutzverordnung“, erklärt die Bauamtsleiterin, „aber über das Fällen von ortsbildprägenden Bäumen müsse immer noch die Gemeinde entscheiden.“ Man werde jeden Baum letztlich einzeln begutachten. Dass die Aufhebung des Schutzstatus auch mit Bauwünschen zu tun haben könnte, verneint die Bauamtsleiterin ganz klar. Es habe zwar in der Vergangenheit einen Bauwunsch für das schmale Hanggrundstück zwischen Bernöckerweg und Tölzer Straße gegeben, „das ist aber zwölf Jahre her und wurde nicht weiter verfolgt.“
Baumallee bald kein Naturdenkmal mehr? Schutzgemeinschaft bedauert den Vorgang
Am Aufhebungs-Verfahren beteiligt ist unter anderem die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT). Die Meinung der Vorsitzenden Angela Brogsitter-Finck steht bereits fest: „In Gmund sind schon so viele Bäume verschwunden, man denke nur an das Brenner Wäldchen“, so Brogsitter-Finck. Die verbliebenen, intakten Bäume müssten wenigstens als Landschaftsbestandteil erhalten bleiben. „Sie müssen weiterhin durch ihre ökologische Funktion zum Erhalt der Artenvielfalt gerade in einem Siedlungsgebiet wie am Bernöckerweg beitragen.“ Die Gemeinde sollte den Grundstückeigentümern notfalls unter die Arme greifen, so die Meinung der SGT-Vorsitzenden.
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