„Schüler-TALK“ auf der Couch: Berufsschul-Absolventen haben besondere Abschlussfeier

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Ihre Abschlusszeugnisse bekamen die Preisträger der Berufsschule Weilheim von Landrätin Andrea Jochner-Weiß (h., 2.v.r.) und Schullleiter Knut Seelos (h.r.) bei der Abschlussfeier am Donnerstag überreicht. © Florian Zerhoch

Während die Abschlussveranstaltungen anderer Schulen oft ein reichhaltiges Potpourri an Reden und Danksagungen bereithalten, hat man an der Berufsschule in Weilheim ein eigenes Konzept entwickelt.

Weilheim – „Wir freuen uns, heute mit euch feiern zu können. Das ist ein Fest für euch!“, eröffnete Handwerksmeisterin und Lehrerin Katharina Lieb die Abschiedsfeier für über 300 Absolventen der Berufsschule in Weilheim.

„Immer wieder aufregend“ findet auch Schulleiter Knut Seelos den Moment, wenn seine Schüler die Lehrzeit hinter sich gebracht haben und voller Erleichterung ihr Zeugnis in Empfang nehmen dürfen. Seelos freute sich zudem über die vielen Ausbilder, die am Donnerstag in die Berufsschule gekommen waren, um mit ihren Schützlingen zu feiern. Ihr Erscheinen zeuge von großer Verbundenheit, zeigte sich der Schulleiter begeistert.

Eine gewöhnliche Abschlussveranstaltung erwartete die vielen Gäste gewiss nicht. Das große Sofa auf der Bühne ver㈠riet bereits: Etwas ganz Besonderes hatten sich die Verantwortlichen für den feierlichen Akt einfallen lassen und ihr Konzept aus dem letzten Jahr sogar noch ein wenig aufgepeppt. Unter ihrem Pseudonym „Catherine Love“ rief Katharina Lieb sodann ein halbes Dutzend Ehrengäste und Absolventen auf die Bühne. Zeit für den „Schüler-TALK“.

Auf die Frage, welche Höhepunkte aus dem vergangenen Schuljahr Rektor Knut Seelos besonders im Gedächtnis geblieben sind, hatte dieser schnell eine Antwort parat: der „imposante“ Besuch des Königs von Kamerun. „Großes Interesse an unserem Bildungssystem“ habe dieser gezeigt. „Sie können stolz sein, so eine tolle Ausbildung genossen zu haben“, richtete er sich an die Absolventen. Welche Veränderungen er als Monarch treffen würde, fragte „Catherine Love“ Kreishandwerksmeister Michael Andrä: „Handwerker gut behandeln“, „bezahlbare Wohnungen schaffen“ und den königlichen Kopfschmuck austauschen, scherzte Andrä. „I dat beim Hut bleiben.“

Erstmalig auf dem Sofa sitzen durfte heuer einer der Abschlussschüler. Lukas Hojka erzählte von seinem dreiwöchigen Erasmus-Aufenthalt in Finnland. „Eine wunderschöne Erfahrung“ sei die Arbeit in dem nordeuropäischen Land gewesen. Die Unterschiede zu Deutschland könne man allerdings nicht von der Hand weisen. „Es ist vieles langsamer als bei uns“, sagte er grinsend und erzählte beispielsweise von monatelangen Lieferzeiten.

Anschließend wandte sich Lieb an Weilheims Vize-Rathauschefin Angelika Flock. „Wie wird man denn eigentlich Bürgermeisterin?“, wollte die Lehrerin wissen. Zwar habe sie studiert, auf ihrem politischen Werdegang hätte sie aber getrost auf eine Akademikerkarriere verzichten können, sagte Angelika Flock und riet Interessierten stattdessen dazu, eine Verwaltungsschule zu besuchen. Die „Liebe zur Politik“ hatte sie übrigens während ihrer Arbeit bei einer Werbeagentur der CSU entdeckt. Selbst Franz Josef Strauß habe sie so noch kennenlernen dürfen, erinnerte sich Flock.

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Uni-Einblicke konnte Landrätin Andrea Jochner-Weiß nicht liefern. Das sei in ihrer Jugend noch etwas für „ganz wenige Supergescheide“ gewesen, scherzte sie. Nach ihrer Berufsschulzeit war sie bald von Hans Medele nach Weilheim geholt worden – „weil ich Steno konnte“, sagte die Landrätin lachend. Als Folge jahrzehntelangen kommunalpolitischen Engagements sei sie schließlich in ihre aktuelle Position gewählt worden, sagte sie. Im Grunde sei sie aber „als Hausfrau Landrätin geworden“, so Jochner-Weiß.

„Super Basis“ fürs Leben geschaffen

„Handwerk, des brauch‘ ma!“, motivierte sie die Absolventen. „Ihr habt's alles richtig gemacht.“ „Sie dürfen sich nicht unterkriegen lassen und müssen stets auf sich selbst hören!“, appellierte Schulleiter Knut Seelos an die jungen Erwachsenen. „Finden Sie ihren Weg!“ Angelika Flock war sich sicher: „Ihr habt eine super Basis fürs ganze Leben geschaffen. Glaubt‘s an euch!“, drückte Weilheims zweite Bürgermeisterin den Berufseinsteigern die Daumen. Zahlreiche Türen stünden den Absolventen nun offen, bemerkte Michael Andrä und verwies auf die „vielen suchenden Firmen“. Der Kreishandwerksmeister betonte aber auch, nicht allein auf das Geld zu schielen. „Ihr müsst bei der Arbeit auch Spaß haben!“

Mit einer musikalischen Einlage der Band „Groovin‘ FOS Weilheim“ ging Catherine Loves Talkrunde schließlich in die feierliche Übergabe der Zeugnisse und Staatspreise über.

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