„Der Zustand ist übel“ – Weil ein neuer Radweg gebaut wird, kann die Straße saniert werden
Kein Durchkommen gibt es voraussichtlich noch bis Anfang August am östlichen Ortseingang von Hohenpeißenberg. Grund dafür sind die Bauarbeiten für den neuen Geh- und Radweg. Derzeit wird ein Staubecken bei der „Rigi-Alm“ gebaut.
Derzeit geht nichts am östlichen Ortseingang von Hohenpeißenberg: Kein Radler, kein Fußgänger, kein Autofahrer und kein Anlieger kann die Baustelle zwischen der Einmündung zum Unterbau und der Zufahrt zur Rigi-Alm passieren. Der Grund für die Sperrung ist der Bau eines Staubeckens, das für die Straßenentwässerung benötigt wird, nachdem sich diesbezüglich die Gesetze geändert haben. Das Straßenwasser muss nun gereinigt und zurückgehalten werden.
Voraussichtlich noch bis Anfang August laufen laut Pressemitteilung des Staatlichen Bauamtes die „umfangreichen Arbeiten an der Straßenentwässerung“. In dieser Zeit können nicht einmal die Anlieger die Baustelle passieren. „Die Anlieger kommen aber trotzdem immer in ihre Häuser“, sagt Andreas Lenker, der am Staatlichen Bauamt die Abteilung „Straßenbau West“ leitet, die für die Landkreise Weilheim-Schongau und Landsberg am Lech zuständig ist. Diese seien darüber informiert worden, wie sie zu ihren Häusern und Wohnungen gelangen könnten. Auch der Tennisplatz und der Fußballplatz sowie die Sportstätten seien immer zu erreichen.
Die Zeit der vollständigen Sperrung ist laut Lenker überschaubar: „Nach diesen 14 Tagen kommen Anlieger, Fußgänger und Radfahrer wieder durch.“ Wenn alles nach Plan läuft, dann dauert die gesamte Maßnahme noch bis Ende des Jahres 2026. Dabei wird die vier Kilometer lange Hauptstraße, die sich durch den ganzen Ort zieht, komplett saniert: Die Regenwasser- sowie die Mischwasserkanäle werden teilweise erneuert, die Straße erhält eine neue Straßenbeleuchtung, zum Teil werden die Gehwege und Parkplätze neu gemacht und die Bushaltestellen werden erneuert und barrierefrei gestaltet. Und Hohenpeißenberg bekommt einen neuen Geh-und Radweg. Dessen Bau ist wohl immer wieder Thema im Ort.
„Braucht es einen Radweg in Hohenpeißenberg?“, diese Frage werde ihm auch angesichts der Beeinträchtigungen, die sich während der Bauzeit für die Anwohner und Bürger ergeben, immer wieder gestellt, sagt der Hohenpeißenberger Bürgermeister Thomas Dorsch. Und seine Antwort ist klar: „Objektiv gesehen ist es ein Glücksfall.“ Der Bau des Geh- und Radweges sei der Kern der Sanierung der Ortsdurchfahrt, die dringend nötig sei. „Der Zustand ist übel“, sagt Dorsch. Die Straße stamme aus den 60er Jahren und gehöre dringend saniert. „Aber wir hätten die Straße nicht anfassen dürfen“, sagt der Bürgermeister. Durch die neuen Regelungen bei der Straßenentwässerung wären im Falle einer auch nur teilweisen Sanierung immense Kosten auf die Gemeinde zugekommen. „Das ist eine Riesen-Hausnummer“, sagt Dorsch. Weil nun die Sanierung im Zuge des Geh- und Radwegbaus erledigt werde, werde die Maßnahme zum großen Teil gefördert.
Der Bund übernimmt 3,5 Millionen Euro der rund 10 Millionen Euro Gesamtkosten, weil er dazu verpflichtet ist, die ehemalige Bundesstraße in gutem Zustand wieder an die Kommune zurückzugeben. Mit Inbetriebnahme der Umfahrung wurde diese zur Bundesstraße und die Hohenpeißenberger Ortsdurchfahrt zur Kreis- beziehungsweise zur Gemeindestraße. Das Geld des Bundes wird für den Deckenbau, die Ingenieurbauwerke sowie die Ertüchtigung der Regenwasserkanäle verwendet.
Der Landkreis Weilheim-Schongau fördert den Bau des Geh- und Radweges mit 3,3 Millionen Euro, wovon 75 Prozent vom Bund übernommen werden, weil der Hohenpeißenberger Radweg eine wichtige Rolle beim Ausbau des Alltagsradwegenetzes spielt, der derzeit vom Landkreis betrieben wird. Schließlich bleiben der Gemeinde Hohenpeißenberg rund 2,4 Millionen Euro für den Bau der Gehwege, der Bushaltestellen, des Mischwasserkanals sowie der Trinkwasserleitung.
Nur ein kurzes Zeitfenster
Die Chance, die Straße sanieren zu können und gleichzeitig einen Geh- und Radweg durch den Ort bauen zu können, habe sich nur in einem kurzen Zeitfenster geboten, sagt Dorsch: „Als Hohenpeißenberger muss ich da sagen, das ist wichtig, das machen wir.“ Mit dem Radweg werde es wesentlich sicherer, sich in Hohenpeißenberg mit dem Fahrrad fortzubewegen, was insbesondere für die Kinder ein Gewinn ist.
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Wenn das Staubecken gebaut ist, dann arbeitet sich die Baustelle langsam Richtung Pizzeria vor. „Unser Ziel ist, da heuer noch anzukommen. Im nächsten Frühjahr geht es dann am anderen Ende von Hohenpeißenberg an der Füssener Straße mit den Arbeiten weiter“, so Lenker.
Von der Planung ausgenommen ist der Bereich des Schächens. Möglicherweise entsteht dort eine neue Ortsmitte. Ob die entsprechenden Pläne umgesetzt werden können, hängt unter anderem von den finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde ab.