Abschluss an der Realschule: Direktor gibt Absolventen „chinesischen Fluch“ mit auf den Weg

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Sieben Damen und ein Mann: Rektor Michael Puzik (r.) durfte in diesem Jahr überwiegend Schülerinnen zu einer Eins vor dem Komma beglückwünschen © Florian Zerhoch

Am Freitag bekamen die Zehntklässler der Realschule Peißenberg in der Tiefstollenhalle ihre Abschlusszeugnisse überreicht. Eine Absolventin erzielte sogar die Traumnote 1,0.

Peißenberg – „Ich versuch‘ erst gar nicht, alle aufzuzählen. Das geht nur schief. Am Ende ist bloß jemand sauer auf mich“, scherzte Schulleiter Michael Puzik zu Beginn der Abschlussfeier. „In zehn Jahren haben viele Lehrer versucht, euch etwas beizubringen – das ist heute meine letzte Chance“, bemerkte er grinsend und widmete dem Jahrgang einen „chinesischen Fluch“: „Möget ihr in interessanten Zeiten leben!“

Interessante Zeiten seien insbesondere die vergangenen Jahre gewesen, so Puzik weiter. Krisen, Klimawandel und Inflation hätten selbst den „härtesten Optimisten zugesetzt“. Während „gefühlt alles schlimmer wird“, brauche es Menschen, die Lösungen suchen. Und wer nach Lösungen sucht, komme kaum um Fehler herum, meinte der Schulleiter. „Ich hoffe, ihr gehört zu denen, die es dann noch mal versuchen und dranbleiben“, sagte er und rief die Realschüler zu Neugier und selbstständigem Denken auf.

Schüler sind keine „NPCs“

Sogar in schweren Zeiten gebe es viele Gründe, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Der Mensch sei nämlich unglaublich schlecht darin, Entwicklungen vorherzusagen, erklärte Puzik. Schließlich seien sich vor über Hundert Jahren noch viele Menschen sicher gewesen, die Straßen würden aufgrund des steigenden Bedarfs an Kutschen bald „unter drei Meter hohem Pferdemist“ versinken.

Die Zukunft steht noch nicht fest – „und ihr seid keine NPCs“, bediente er sich – ganz zur Belustigung seiner Schüler – der Jugendsprache. „Nutzt das, was ihr gelernt habt!“ „Ich wünsche euch eine interessante Zeit!“, so Michael Puzik.

Lobende Worte hatte auch der stellvertretende Landrat Michael Marksteiner vorbereitet: Zahlreiche „Krisen und Ereignisse“ hätten den Alltag der Schüler – auch abseits des Unterrichts – „kräftig durcheinandergebracht“. Und dennoch: „Jetzt halten Sie das Ergebnis in der Hand. Sie können zurecht stolz auf sich sein!“, zollte Marksteiner den Schulabgängern Respekt und fand ebenso für Eltern und Lehrer – „die verlässlichen Stützen im Hintergrund“ – lobende Worte. Mit dem Lernen sei es allerdings selbst nach dem Schulabschluss nicht vorbei. „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“, so der stellvertretende Landrat.

„Nie wieder auf der Toilette lästern“

„Nie wieder fünf Minuten vor einer Ex den Stoff durchgehen“ und „nie wieder zusammen auf der Toilette lästern“, blickten die Schülersprecherinnen Annalena Schimpl und Julia Mall demütig – aber auch dankbar und stolz – auf ihre sechsjährige Realschulzeit zurück. Der Weg vom Übertritt bis zum Abschluss sei geprägt von Herausforderungen und „einzigartigen Momenten“ gewesen. Gerade in Krisenzeiten habe sich gezeigt, „was es heißt, Teil einer großen Schulgemeinschaft zu sein“, sagten die beiden strahlend. „Wir sind jetzt bereit, den nächsten Schritt zu gehen“ und in ein „neues Abenteuer“ zu starten, verkündeten die Schülersprecherinnen.

„Geht den Weg, den ihr für richtig haltet“, riet die scheidende Elternbeiratsvorsitzende Andrea Hubl den Absolventen und ließ ein bekanntes Konfuzius-Zitat folgen: „Wähle einen Beruf, den du liebst, und du musst in deinem Leben keinen einzigen Tag arbeiten.“

Nach einer knappen Stunde und einem weiteren klangvollen Auftritt des gemischten Schüler-Lehrer-Chors hatte das Warten schließlich ein Ende: Die Absolventen durften ihre Zeugnisse entgegennehmen.

„Es ist geil, ein wilder Kerl zu sein“ auf der Playlist

Julia Schmalen, Klassenleiterin der 10a, berichtete von dem selbst gestalteten Abschluss-Pullover ihrer Schützlinge. Eine Musik-Playlist sei dort abgedruckt und enthalte Titel, „die viel von euren Zielen und Wünschen verraten“, wandte sie sich an die Klasse. Aber auch Lieder wie „Es ist geil, ein wilder Kerl zu sein“ seien Teil der Playlist, verriet sie und sorgte für einen Lacher. „Macht nicht jeden Trend mit. Findet euch selbst!“, riet Julia Schmalen: „Ich wünsche euch, „dass ihr stets auf der Sonnenseite des Lebens wandelt.“

Mit „Fleiß und Engagement“ hätten die Schüler „auf den heutigen Tag hingearbeitet“, lobte Klassenleiterin Simone Schiele ihre 10b. Die Lehrerin gestand: „Auch ich konnte noch einiges von euch lernen.“ Gerade was das Thema „Achtsamkeit“ betrifft, hätten sich ihre „Darlings“ – wie sie die Schüler der 10b liebevoll nannte – als spirituelle „Yogis“ erwiesen. Nicht nur mit ihren Origami-Künsten, sondern auch mit lautstarken „fernöstlichen Karaoke-Gesängen“ habe die Klasse überzeugen können, sagte sie lachend und verabschiedete ihre Schützlinge mit einem letzten „Namaste“.

„Ich weiß, es gab in eurem Leben mitunter spannendere Themen als Hypotenusen“, zeigte Florian Gros, Leiter der 10c, Verständnis für die wohl nicht allzu große Mathe-Begeisterung seiner Schüler. „Ihr musstet viele Herausforderungen gleichzeitig meistern“, betonte Gros und appellierte an die Klasse, sich ihre „entspannte Art“ beizubehalten. „Ich habe mich immer gefreut, wenn wir auch außerhalb des Mathe-Unterrichts etwas zusammen gemacht haben“, gestand der Klassenleiter. „Ich würde mich freuen, wenn ihr mal was von euch hören lasst.“

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