Premiere für Job-Tag: 65 Arbeitssuchende und elf Arbeitgeber – „Hoffentlich gibt es einige Treffer“

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Erstmals veranstaltete das Jobcenter einen Job-Tag in Penzberg. In der Stadthalle trafen 65 Jobsuchende auf elf Arbeitgeber aus Penzberg und Umgebung. © Wolfgang Schörner

Erstmals gab es in Penzberg einen Job-Tag, organisiert vom Jobcenter. Beim Speed-Dating in der Stadthalle trafen 64 Arbeitssuchende, die das Job-Center eingeladen hatte, auf elf Arbeitgeber. Die Unternehmen zogen hinterher ein gemischtes Fazit. Das Problem ist oft die Sprache. Es gab aber auch Erfolgsmeldungen.

Penzberg - In Peißenberg und Peiting gab es heuer bereits Job-Tage, bei denen das Jobcenter gezielt Arbeitssuchende einlädt, um sie mit örtlichen Arbeitgebern zusammenzubringen. Im September oder Oktober soll es in Weilheim einen Job-Tag geben. In Penzberg trafen nun 65 Arbeitssuchende bei einem Speed-Dating auf elf Arbeitgeber. Kleine Gruppen wechselten im Zehn-Minuten-Takt von Unternehmen zu Unternehmen – zur ersten Kontaktaufnahme.

Aus den bisherigen Job-Tagen seien schon Beschäftigungsverhältnisse hervorgegangen, berichtete Jan Riediger, Geschäftsführer des Jobcenter Weilheim-Schongau. Es sei keine größere zweistellige Zahl. „Aber es geht was.“ Für den Tag in Penzberg hatte er rund 80 Personen eingeladen, die Bürgergeld beziehen. 65 kamen. Wer ohne triftigen Grund fernblieb, so Riediger, dem werde die Leistung gekürzt – um zehn Prozent vom Regelsatz.

Speed-Dating für die erste Kontaktaufnahme

Man wolle Menschen aus Penzberg und der näheren Umgebung gezielt mit örtlichen Unternehmen zusammenbringen, erklärte er. Denn es habe nicht jeder einen Führerschein oder ein Auto, um zur Arbeit zu kommen. Unter den eingeladenen Arbeitssuchenden hatten ihm zufolge etwa 70 Prozent einen Migrationshintergrund, darunter viele Ukrainer. Auf der anderen Seite vertreten waren verschiedene Branchen von Einkaufsmarkt über Einzelhandel bis zum Gebäudemanagement. Dabei waren zum Beispiel Woolworth, Hagebau, Oberland Outlet, Küchenwerkstatt und Metallbauer Balser. Die Menschen, so Riediger, sollen nicht nur jene Branchen kennenlernen, für die sie sich interessieren, sondern die komplette Breite sehen. Gewählt wurde deshalb das Format des Speed-Datings.

„Hoffentlich gibt es einige Treffer“, sagte Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) zur Eröffnung. Dies wäre ein Gewinn sowohl für die Anwesenden als auch für die Region. Die städtische Wirtschaftsförderin Monique van Eijk sagte, dass der Job-Tag für die Arbeitssuchende auch eine gute Übung ist, mit Arbeitgebern ins Gespräch zu kommen. „Wenn man es einmal gemacht hat, ist es beim nächsten Mal einfacher.“

Sprache: Schlüssel zum Arbeitsmarkt

Unter den Arbeitgebern beim ersten Penzberger Job-Tag war AS LED Lighting, ein Penzberger Unternehmen, das hochwertige LED-Beleuchtung herstellt. Die Erfahrungen seien gemischt, sagte Geschäftsführer Stefan Kirner nach dem Speed-Dating. Man habe mit vielen Arbeitssuchenden gesprochen, darunter viele aus der Ukraine, die willig wären, bei denen es aber an der Sprache hapert. Was zum Beispiel im Vertrieb problematisch ist. Die Sprache sei „der Schlüssel zum Arbeitsmarkt“, so Kirner. Die Ukrainer seien aber auch ein Potenzial, das man heben müsse. Unter dem Strich fand er den Job-Tag jedenfalls eine schöne Aktion. Ein paar Bewerber gebe es, die man sich näher anschauen werde, sagte er.

Von gemischten Erfahrungen sprach hinterher auch Robert Möginger, Rewe-Marktleiter in Penzberg. Das Speed-Dating-Format sei sehr interessant gewesen. Man habe sogar schon eine Bewerbung, obwohl er mit keiner gerechnet hatte. Von anderen Kandidaten habe man Lebensläufe. Schwierig, sagte er, sei es aber, wenn eine sprachliche Barriere besteht. Manche, hat er festgestellt, würden sich nichts sagen trauen, auch wenn sie recht gut Deutsch sprechen.

„Uns war klar, dass wir keinen fertigen Elektriker finden“

Beim Job-Tag vertreten waren ebenso zwei Unternehmen für technisches Gebäudemanagement, die auch für Roche in Penzberg arbeiten. Das eine ist Apleona mit Sitz in Frankfurt und rund 40.000 Mitarbeitern. Christoph Schenk, der für die Personalsuche zuständig ist, sagte, dass er den Job-Tag grundsätzlich gut gefunden habe. Es seien viele interessante Leute dabei gewesen. Er gehe davon aus, dass sich einige melden werden. Allerdings seien unter den Jobsuchenden auch einige gewesen, die kein Deutsch verstanden oder gesprochen haben. „Das macht dann keinen Sinn.“ Das andere Unternehmen in der Branche war Infraserv, das seit 2017 in Penzberg ist, damals mit sieben, acht Mitarbeitern begonnen hat und jetzt knapp 70 Mitarbeiter beschäftigt. Technischer Leiter Konrad Jenning sagte, dass der Job-Tag großteils positiv gewesen sei. Man habe drei Arbeitssuchende gehabt, die starkes Interesse gezeigt hätten. Es seien viele junge Leute dabei gewesen, die ein Praktikum oder eine Ausbildung gesucht hätten. Wobei ein Praktikum bei Infraserv möglich sei, eine Ausbildung dagegen momentan nicht. „Uns war klar, dass wir keinen fertigen Elektriker finden“, so Jenning – aber eben Quereinsteiger.

Aussicht auf zwei junge Auszubildende

Auch die Trachtenstube Inge hatte am Job-Tag teilgenommen. Man suche Personal für Verkauf und Schneiderei, so Geschäftsführerin Isabella Oswald. Ihre Tochter Katharina Welk bilanzierte am Tag danach, dass ein Trachtengeschäft wohl doch zu spezifisch ist. Es seien aber sehr viel nette und interessierte Leute dabei gewesen. „Vielleicht ergibt sich doch etwas für die Zukunft.“

Einen Erfolg kann womöglich der Landgasthof Osterseen aus Iffeldorf verbuchen. Die Erwartungen von Inhaber Moritz Link waren zuvor nicht sehr hoch. Nach dem Job-Tag konnte er aber von zwei jungen Leuten berichten, die eine Ausbildung zum Restaurantfachmann und zur Hotelkauffrau machen wollen. Die Verträge würden ausgearbeitet. Man habe mit ihnen einen Termin zum Reinschnuppern ausgemacht. „Wenn es passt, werden sie im September einsteigen.“

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