Damit hatte keiner gerechnet auf dem Bernrieder Rathausplatz
Weltklasse-Musiker waren am Wochenende beim Kultursommer Bernried zu erleben. Nur schade, dass ein Highlight unter Wert verkauft wurde.
Bernried – Er war zuletzt zumindest von verbalen Gewitterwolken getrübt, der Kultursommer Bernried, den die Gemeinde nach dem Auseinanderleben mit dem Verein „Forum Humor und komische Kunst“ kurzfristig und ein bisschen trotzig auf die Beine gestellt hat. Aber womöglich hat das Klosterdorf doch besondere Verbindungen zum Himmel. Muss man ja erstmal hinbekommen in diesem Sommer: drei Open-Air-Abende hintereinander bei besten Wetterbedingungen und ohne großes Zittern. Nach „Ude und Blasmusik“ am Donnerstag (wir berichteten) und Andreas Rebers‘ Kabarett-Solo am Freitag sorgten fast 20 Musiker der Bayerischen Staatsoper am Samstagabend für einen hochklassigen und gut gelaunten Abschluss des Freiluftblocks beim neuen Bernrieder Festival.
Das hätten wohl gern mehr Musikfreunde erlebt
Erst im April hatte man mit den Kultursommer-Planungen begonnen, verriet Bürgermeister Georg Malterer in seiner Begrüßung auf dem Platz vor dem Rathaus. Und wie sehr das Ganze doch mit heißer Nadel gestrickt worden war, das merkte man diesem Abend an. Auf die Bühne kam erst mal nicht das angekündigte Blechbläser-Ensemble „Opera Brass“, sondern ein veritables, 15-köpfiges Kammerorchester mit Blech- und Holzbläsern, Gitarre, Kontrabass und Schlagzeug. Dazu Solo-Cellist Jakob Spahn – der anhob, die erste Konzerthälfte aufs Virtuoseste zu dominieren. Leider ohne jede Ankündigung erklang das furiose Konzert für Cello und Blasorchester von Friedrich Gulda (1930-2000), wunderbar-wild und zugleich fein harmoniebeseelt. Schade, dass so ein Highlight nicht im Vorfeld kommuniziert und das Konzert somit unter Wert verkauft wurde.
Spahn, Jahrgang 1983, hat als Kind übrigens einige Jahre in Bernried gelebt, wie er erzählte. Und er verbinde damit allerbeste Erinnerungen. Sein Auftritt sei deshalb besonders „emotional“ für ihn gewesen.
Auch 2025 soll es einen Bernrieder Kultursommer geben
Nach der Pause (in der Bernrieder Vereine perfekt und zu humanen Preisen bewirteten) gab es dann das, was man erwartet hatte: „Opera Brass goes Jazz“. Zehn Meister an Trompeten, Posaunen, Tuba und Horn – Letzteres blies übrigens kein Geringerer als Pascal Deuber, der Gewinner des ARD-Musikwettbewerbes 2021 – zauberten ein sommerlich leichtes und zugleich hoch virtuoses Programm zwischen Blues und Latin, Gershwins „Summertime“ und Arlens „Over the rainbow“ in die zauberhafte Szenerie zwischen Sonnenuntergang und Vollmond. Und das so wunderbar sauber, so fein, so kultiviert, dass die rund 150 Zuhörer auf dem zu Unrecht nicht randvoll besetzten Rathausplatz einfach nur still genossen.
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„Wie schön die spielen!“, schmachtete am Ende auch der international gefragte Dirigent Olivier Tardy, der den ersten Konzertteil geleitet und im Vorfeld die Bande zwischen Bernried und Staatsoper geknüpft hatte. Und der Kultursommer Bernried geht weiter: Nicht nur, dass im September noch eine Reihe hochkarätiger Veranstaltungen im Sommerkeller folgt. Auch im nächsten Jahr soll es dieses Festival geben, kündigte Bürgermeister Malterer schon mal an. Dann mit mehr Vorlauf und Planungszeit. Aber hoffentlich wieder mit ähnlich gutem Draht zum Himmel.
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Nächste Veranstaltungen
beim Kultursommer Bernried: Kabarett mit Münchner Lach & Schieß-Ensemble (19. September, 20 Uhr), Konzert „Harry Potter und die bezaubernde Orgel“ (20. September, 16 Uhr), Musikkabarett mit Martin Schmitt (21. September, 20 Uhr) sowie Peter Gaymann & Josef Brustmann (22. September, 20 Uhr) – alle im Sommerkeller. Info und Karten: www.kultursommer-bernried.de.