„And the winner is“: Drei Oscars für Schulleiterin zum Abschied
Eigentlich ist es ihr ein Graus, im Mittelpunkt zu stehen, doch am Mittwoch kam die scheidende Rektorin der Josef-Zerhoch Mittelschule Peißenberg, Susanne Coldwell, nicht aus: Kollegen und Schüler bereiteten ihr eine festliche und warmherzige Abschiedsfeier, die sie überraschte und kurz aus dem Konzept brachte.
Der offizielle Teil der Verabschiedung von Susanne Coldwell, die sechs Jahre Rektorin der Josef-Zerhoch Mittelschule in Peißenberg war und 32 Jahre lang dort unterrichtete, begann mit einem Lied: Die aus Schülern und Lehrern bestehende Band spielte und sang den Beatles-Hit „All You Need Is Love“.
Der Song sei bewusst ausgewählt worden, sagte Gabi Zeitler, die mehr als 30 Jahre lang Kollegin und Weggefährtin der scheidenden Schulleiterin in Peißenberg war und durch das bunte und trotz einiger Reden abwechslungsreiche Programm führte: „Das Lied passt zu Dir“, sagte Zeitler. Coldwell habe die Josef-Zerhoch Mittelschule mit Liebe zum Beruf, unerschütterlichem Glauben an das Gute und vollstem Verständnis für die Probleme der Lehrerkollegen geführt.

Sie übergab das Wort an Konrektor Thomas Kolahsa, der, wie er sagte, auf 25 gemeinsame Jahre mit Susanne Coldwell in der Marktgemeinde zurückblicken kann: „Mit Deiner zupackenden und energischen Art und Deinem einfühlsamen Wesen hast Du es nicht nur geschafft, eine Wohlfühl-Schule zu etablieren, sondern auch den guten Ruf der Josef-Zerhoch Mittelschule zu vergrößern.“ Coldwell habe sich „mit helfender und, wenn es nötig war, mit harter Hand“ um alles gekümmert, habe an alles gedacht. „Dein Fleiß war legendär“, sagte der Konrektor: „Du hast nicht nur eine Schule geleitet, sondern ein Zuhause geschaffen.“
Auch Schulrat Tobias Pupeter vom Staatlichen Schulamt Weilheim würdigte die Verdienste Susanne Coldwells: „Du hast Deine Aufgabe mit Bravour gemeistert“, sagte er und ließ die Laufbahn der Schulleiterin Revue passieren. Sie wurde in Nürnberg geboren, ging dort zur Grundschule und ins Gymnasium. Nach dem Abitur begann sie zunächst ein Jura-Studium, besann sich aber schnell und wechselte zu Lehramt an Hauptschulen.
Kurzer Umweg übers Jurastudium
Nach dem zweiten Examen im Jahr 1989 hatte sie ihre erste Stelle an einer Hauptschule in Fürth und wechselte bereits im Jahr 1991 nach Weilheim an die dortige Hauptschule. Schon ein Jahr später kam sie an die Josef-Zerhoch Mittelschule nach Peißenberg, wo sie hauptsächlich achte und neunte Klassen unterrichtete und im Jahr 2013 Konrektorin wurde. Im Jahr 2018 dann übernahm sie die Leitung der Schule. Als Schulleiterin habe sie sich „stets überzeugt und meinungsstark für ihr Kollegium eingesetzt“. Er dankte der scheidenden Schulleiterin im Namen des Staatlichen Schulamtes für ihre Arbeit und wünschte ihr alles Gute.
Auch Andrea Glas, die amtierende Elternbeiratsvorsitzende der Mittelschule, sowie die Vorsitzende des „Gemeinsamen Elternbeirats Weilheim-Schongau“, Sibylle Rollinger, dankten Susanne Coldwell für die gute Zusammenarbeit. Der Peißenberger Bürgermeister Frank Zellner nahm in seiner Rede schon Bezug auf das, was nach der Pause kommen sollte, die Oscarverleihung, und verglich die Schule mit Hollywood und dem großen Kino. Coldwell sei eine „großartige Hauptdarstellerin, Drehbuchschreiberin und Regisseurin“ gewesen, deren Priorität es gewesen sei, ihre Schüler zu fördern, und die stets ein offenes Ohr für die Belange ihres Kollegiums gehabt hätte. „Wir blicken zurück auf eine Karriere voller Engagement und Begeisterung“, sagte Zellner. Er bedankte sich für alles, was die Lehrerin und Schulleiterin für die Josef-Zerhoch Mittelschule und die Marktgemeinde geleistet hat.
Auch die Schüler beteiligten sich an der Verabschiedung zum Beispiel mit Musik der Schulband, einem Beitrag, in dem bestimmte Eigenschaften der Rektorin einzelnen Buchstaben zugewiesen wurden, die am Schluss „Beste Chefin Susanne Coldwell“ ergaben.
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Nach einer kurzen Pause hielt Hollywood Einzug ins Foyer der Mittelschule: Zum ersten Mal gab es eine Oscarverleihung im Bereich „Schule“ in Peißenberg. Die scheidende Schulleiterin räumte richtig ab. Sie gewann in den drei Kategorien „Beste Kollegin“, „Beste Englischlehrerin“ und „Beste Chefin“ einen Oscar. Schließlich gab es noch – ganz nach Hollywood-Manier – eine Filmpremiere. Das Lehrerkollegium hatte in Zusammenarbeit mit Schülern den Film „Es war ne schöne Zeit“ gedreht, den nun alle zu sehen bekamen.
Das letzte Wort hatte Coldwell selber: Sie habe ein paar Worte vorbereitet, müsse aber nach dieser „geballten Ladung an Erinnerungen, Gedanken und Gefühlen“ von ihrem Konzept abrücken. „Ihr habt mich in einem Maße überrascht, wie ich es mir in meinen kühnsten Träumen nicht habe träumen lassen.“ Auch wenn der große Auftritt ein Graus für sie sei, „diese Feier hat mich umgehauen“, sagte Susanne Coldwell: „Vielen Dank für alles und macht es gut!“, schloss die Schulleiterin.