Rückschlag für Trump im Handelskrieg: China importiert kein LNG mehr aus den USA – und geht zu Putin
US-Präsident Donald Trump fordert von allen Handelspartnern, dass sie mehr Gas aus den USA kaufen. Daten zeigen nun: Was China angeht, passiert aktuell das Gegenteil.
Washington/Peking – Im Handelskrieg zwischen den USA und China muss US-Präsident Donald Trump erneut einen Rückschlag erleiden: China kauft kein LNG mehr aus den USA, wie aktuelle Daten zeigen. Wie die Financial Times berichtet, war der letzte LNG-Tanker, der aus den USA in China angekommen ist, die Corpus Christi aus Texas, die am 6. Februar in Fujian anlegte. Seitdem hat Peking kein Gas aus den Vereinigten Staaten mehr importiert. Für Trump ist das ein Rückschlag – aus zwei Gründen.
LNG ist für die USA sehr wichtig: China belegt Schlüsselbranche mit Zöllen
Zum einen sind die USA nach Angaben des Center on Global Energy Policy der größte Exporteur von LNG weltweit. Also anders gesagt: Flüssigerdgas ist eine Schlüsselbranche für Amerika. Aus diesem Grund fordert Trump ja auch ständig, dass die Europäer mehr LNG kaufen sollen, um das Handelsdefizit auszugleichen.
China derweil ist der größte Importeur von LNG. Eigentlich sollten die beiden also in der Lage sein, einen guten Deal zu machen – wäre da nicht der Handelskrieg. Anfang Februar hat Trump die ersten Zölle gegen China verhängt, damals waren es noch zaghafte 10 Prozent auf alle Importe. Im Gegenzug verhängte China ebenfalls Zölle, unter anderem 15 Prozent auf LNG. Seitdem ist kein LNG mehr aus den USA nach China gekommen, da das Gas schlicht nicht mehr wettbewerbsfähig ist.
China hat viele langfristige LNG-Verträge mit den USA – die jetzt auf Eis liegen
Tatsächlich war China nie wirklich abhängig von LNG aus den USA, wie Daten des Center on Global Energy Policy zeigen. 2024 hat China nur rund 6 Prozent seines Flüssigerdgases aus den USA bezogen. Das sollte sich aber eigentlich ändern: In den vergangenen Jahren haben mehrere chinesische Energieunternehmen langfristige Verträge mit den Vereinigten Staaten abgeschlossen. Wie eine Tabelle mit allen Langfristverträgen für LNG-Exporte, das die Denkfabrik zusammengestellt hat, zeigt, wollte China eigentlich bis zu 18,5 Millionen Tonnen LNG pro Jahr aus den USA beziehen – und das für die nächsten 20 Jahre.

Das hatte auch Konsequenzen: Die Amerikaner haben ihre Kapazitäten für den Export massiv ausgebaut. Diese Projekte sind jetzt gefährdet, wie Anne-Sophie Corbeau vom Center on Global Energy Policy gegenüber der Financial Times berichtet. So soll es in der Branche schon Fragen geben, ob sich einige der geplanten Projekte überhaupt noch finanzieren ließen. „Ich glaube auch nicht, dass chinesische LNG Importeure jemals wieder neue LNG-Verträge mit den USA abschließen werden“, so Corbeau.
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Trump erhöht den Druck auf Europa: EU soll mehr LNG aus den USA kaufen
Wahrscheinlich wird Trump auch deshalb den Druck auf Europa erhöhen, mehr von seinem LNG zu kaufen. In den Gesprächen um ein neues Handelsabkommen zwischen der EU und den USA spielt LNG offenbar schon eine große Rolle. Die EU-Kommission möchte aber eine Wiederholung des Russland-Fiaskos verhindern und keine einseitige Abhängigkeit entstehen lassen.
„Die Hälfte unseres LNG kommt bereits aus den Vereinigten Staaten“, betonte Kommissionssprecherin Anna-Kaisa Itkonen Anfang April, als Trump seine Zölle vom „Liberation Day“ wieder auf Eis gelegt hat. „Wir sind bereit, mit der Trump-Regierung zusammenzuarbeiten.“ Die EU verhandle aber auch mit anderen Partnern innerhalb Europas und weltweit. „Uns ist es wichtig, unsere Energiequellen weiterhin vielfältig zu halten“, sagte die Kommissionssprecherin. „Wir haben unsere Lektion zu gut gelernt“, betonte sie mit Blick auf die langjährige Abhängigkeit von Russland.
Russland profitiert vom Handelskrieg: China kauft mehr ein
Apropos Russland: Der Kreml wird vermutlich von der Eiszeit zwischen China und den USA profitieren können. Der chinesische Botschafter in Russland hat bereits angekündigt, die Importe von russischem LNG zu erhöhen, um die Lieferungen aus den Vereinigten Staaten zu kompensieren. Damit kann sich Kremlchef Wladimir Putin auf weitere Einnahmen zur Finanzierung seines Kriegs in der Ukraine freuen. Auf diesem Wege hilft Trump also - schon wieder - auf ungeahnter Weise Russland.