Eishalle in der Sackgasse: Förderverein löst sich auf

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Mitten im Ort: Im Eisstadion an der Thanner Straße drehen Sportler und Freizeitläufer ihre Runden. Die Gemeinde plant eine Ertüchtigung. Für eine neue Halle gibt es bislang keinen Standort. © Thomas Plettenberg

Der Traum von einer neuen Eishalle scheint in der Sackgasse, die Standortsuche stockt. Der Förderverein Eis- und Mehrzweckzentrum zieht Konsequenzen: Er löst sich auf.

Es war ein Aufbruch voller Elan, als sich der Förderverein Eis- und Mehrzweckzentrum Holzkirchen 2017 gründete. Doch nun sieht sich der Vorstand in der Sackgasse: Nichts gehe vorwärts bei der Suche nach einem Standort für eine neue Eishalle, stellt der Vorstand um Martin Kling fest. Dem Verein sei schon klar gewesen, dass es sich bei dem Projekt um einen Marathon handle. Aber solange es keinen Standort und konkrete Pläne gebe, mache es keinen Sinn, Mitgliederbeiträge einzusammeln oder Spenden zu akquirieren, erklärt Kling. „Das Projekt Halle ist für mich nicht gestorben“ – den Bedarf gebe es ja. „Aber die Struktur mit einem Förderverein scheint gerade nicht zu tragen.“

Den Traum von der Eis- und Mehrzweckhalle teilten viele. 163 Mitglieder zählte der Förderverein Holzkirchner Halle zuletzt. Zur finalen Versammlung im Hubertusstüberl kamen 19 Stimmberechtigte. Das traurige Ende wurde kontrovers diskutiert. „Die Alternative wäre gewesen, dass sich ein neuer Vorstand findet“, erklärt Kling. Doch niemand wollte übernehmen. So fiel am Ende der einstimmige Beschluss, den Verein aufzulösen. Das Eisstadionfest zum Saisonabschluss ist damit ebenfalls Geschichte. Der bisherige Vorsitzende Kling und Kassierin Nicola Simon-Brandstädter wurden als Liquidatoren bestimmt, die den eingetragenen Verein binnen Jahresfrist abwickeln. Die 13 000 Euro aus der Kasse sollen als Spende an Eiskunstlaufverein (EKV) und Eissportclub (ESC) Holzkirchen gehen.

Frust im Förderverein

„Wir haben uns immer als fördernder Verein gesehen, nicht als fordernder Verein“, betont Kling. Man wollte Firmen überzeugen, für einen Hallenneubau Geld lockerzumachen. „Wenn man kreativ ist, findet man schon Geld“, ist er überzeugt. „Aber man muss den Leuten einen konkreten Plan vorlegen können.“

Doch ein Standort ist noch nicht gefunden. Im Gespräch war im Zuge des Sportentwicklungsplans Föching. Zu einer Halle mit einer Eisfläche dort hätte man nicht nein gesagt, stellt Kling klar. Der Gemeinderat entschied sich 2023 für eine andere Variante. Die Gründe leuchten Kling ein: „Eine Halle dort hätte genau den zusätzlichen Fußballplatz gekostet, den man sich eigentlich gewünscht hat.“ Doch seither ging es keinen Schritt weiter. Und auch die Ertüchtigung des Eisstadions an der Thanner Straße lässt aus Sicht des Fördervereins zu lange auf sich warten.

Bürgermeister bedauert Auflösung

Christoph Schmid bedauert, dass sich der Verein auflöst. „Er hat einiges angestoßen“, sagt der Bürgermeister. Er widerspricht dem Vorwurf, die Gemeinde sei untätig. „Eine Entscheidung dieser Größenordnung dauert, weil die Standortsuche nicht so einfach ist.“ Der Platzbedarf sei nicht zu unterschätzen für Halle, Umkleiden, Parkplatz. An der Geothermie stehe der Erholungswald entgegen, eine Erweiterung des Gewerbegebiets Fichtholz wäre im Gemeinderat sehr umstritten. Und auf private Flächen wie zwischen Föching und Holzkirchen bekomme die Gemeinde nicht unbedingt Zugriff.

Schmid räumt ein, dass eine neue Eishalle derzeit nicht oberste Priorität genießt. Angesichts der Haushaltslage konzentriere sich die Marktgemeinde auf Pflichtaufgaben. Mittelschule, Bauhof und Kinderland-Kita binden die Kräfte. „Das hat jetzt Vorfahrt.“ Dass der Verein großzügige Sponsoren auftreiben kann, wenn es nur einen Standort gäbe, schätzt der Bürgermeister als unrealistisch ein. Auf 33 Millionen Euro wurden die Kosten für die Halle in Föching geschätzt.

Priorität aktuell auf Pflichtaufgaben

Den geringen finanziellen Spielraum nennt der Bürgermeister auch als Grund, warum die Sanierung des Eisstadions nicht so schnell vorankommt. In den nächsten zwei bis drei Jahren wolle die Gemeinde investieren, um das Hubertusstadion zu erhalten. Bereits genehmigt sei die Einhausung des Aggregats für die Eisbereitung, die heuer geplant ist. Verrohrung und Bande seien „gegebenenfalls in der nächsten Sommerpause“ dran, so Schmid: „Das ist politisch noch nicht entschieden.“ Ausschlaggebend dürfte für den Gemeinderat die Haushaltslage sein.

„Ein Tag Eisstadion kostet 1500 Euro – einfach für den Betrieb“, erklärt Schmid. Die Gemeinde halte aber daran fest. „Das Eisstadion ist ein Standortfaktor für Holzkirchen und ein Stück Sporttradition.“ Klar sei, dass die Einrichtung irgendwann ihr Lebensende am jetzigen Standort erreichen werde, auch weil wegen der nahen Wohnbebauung Konflikte drohen. Das Thema Eishalle sei nicht gestorben, versichert Schmid. „Ich habe das nicht vom Schreibtisch gewischt.“

Kling gesteht, dass bei der Auflösung des Vereins natürlich Frust im Spiel sei. Umsonst, davon ist er überzeugt, war das Engagement aber nicht: „Man debattiert heute nicht mehr, ob eine Eishalle nötig wäre. Sondern nur, wo sie hinsoll.“

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