Warngau: Gemeinderat gibt Pumptrack Starthilfe
Die Warngauer bekommen eine Chance auf einen Pumptrack: Der Gemeinderat gibt die nötige Starthilfe, damit das Projekt Fahrt aufnehmen kann. Um die knappe Entscheidung wurde hart gerungen.
Warngau – Der Pumptrack, der neben Kindern auf Tretrollern vor allem auch junge Biker ansprechen dürfte, hat in Warngau keinen leichten Stand. Der Ärger um eigenmächtig und ohne Einverständnis der Grundstücksbesitzer angelegte Mountainbike-Trails am Taubenberg, der vor ein paar Jahren eskalierte, wurm einige im Gemeinderat. Es waren dennoch andere Argumente, die vor einem Jahr dazu führten, dass das Projekt im Keim zu ersticken drohte. Nach dem Beschluss, einen Antrag auf Leader-Förderung für einen Pumptrack zu stellen, entschied der Gemeinderat damals in nicht öffentlicher Sitzung, die gemeindliche Grünfläche unterhalb des Heizkraftwerks und hinter dem Feuerwehrhaus in Oberwarngau nicht zur Verfügung zu stellen. Ausschlaggebend waren zwei Argumente: Die Fläche sei als Bauland zu wertvoll, um sie dauerhaft mit einem Freizeitprojekt zu verbauen, und die Gemeinde könne es sich nicht leisten, für das Projekt damals geschätzte 76 000 Euro als Kostenübernahme aufzubringen.
Crowdfunding sollen Bau
Beide Hürden hat die Arbeitsgruppe Radverkehr des Gemeinderats, die den Pumptrack zur Umsetzung bringen will, inzwischen aus dem Weg geräumt, wie Bürgermeister Klaus Thurnhuber (FWG) erklärte. Die AG habe alternative Standorte geprüft. Es bleibt nun zwar beim Favoriten zwischen Feuerwehrhaus und Heizkraftwerk, allerdings befristet auf zehn Jahre, mit Option auf Verlängerung. Der Bau des Pumptracks soll allein durch EU-Fördermittel aus dem Leader-Programm sowie Spenden finanziert werden, die engagierte Ehrenamtliche über Crowdfunding auftreiben wollen. Von der Gemeinde gefragt ist nun nur noch Starthilfe: neben der Bereitstellung des Grundstücks an der Taubenbergstraße auch die Planungskosten, die auf 5000 Euro geschätzt werden.
Die Meinung der AG und Rathauschef Thurnhubers, dies wäre ein gangbarer Weg, teilten nicht alle am Ratstisch. „Mir gefällt das Grundstück nicht“, bekannte Florian Rank (FWG). Und: „Wir haben viel wichtigere Themen in der Gemeinde.“ Er befürchtete, der Pumptrack werde schnell an Reiz verlieren. Rank forderte zudem, aus den Spenden gleich 15 000 Euro für den späteren Rückbau der Anlage einzubehalten. Das sah Michael Spannring (Grüne) kontraproduktiv: „Wir können doch von jemandem, der für einen Pumptrack spendet, nicht verlangen, dass er für den Rückbau spendet.“ Der Pumptrack sei „eine Super-Chance“, einen lebendigen Treffpunkt im Ort zu schaffen. Er fand, die Gemeinde sollte das ehrenamtliche Engagement beim Pumptrack fördern und nicht ausbremsen.
„Wir fördern Sportverein, Trachtenverein, Schützenverein, Feuerwehr, die alle ein starkes Jugendprogramm haben“, argumentierte Max Bauer (FWG) gegen den Pumptrack. „Ich sehe nicht, dass wir ein zusätzliches Programm brauchen.“ Das bezweifelte auch Katrin Knabl (Grüne). Es sei bei der Lage der Gemeinde, die für die kommenden Jahre mit schmalem Investitionsspielraum rechnet, nicht an der Zeit, Geld in Freizeitvergnügen zu stecken. Auch Anton Bader (FWG) meinte: „Wir müssen auch unseren Kindern lernen, dass wir nicht mehr für alles Geld haben.“ Ihm wäre zudem ein anderer Weg lieber gewesen: erst Vereinsgründung und Spendenakquise, dann Zuschuss der Gemeinde.
Thurnhuber versicherte, den Betrag zu deckeln. Ohne den Beschluss, das Grundstück zur Verfügung zu stellen, könne das Projekt aber nicht anlaufen. Spannring fügte an, dass erst eine Planung mit Kostenschätzung vorliegen müsse, um den Leader-Antrag stellen zu können. So hoch sei der Betrag von 5000 Euro nun auch nicht. „Das sollten uns die Kinder schon wert sein.“ Reinhard Bücher (Grüne) erinnerte, dass die Gemeinde abgesehen von einem zinslosen Darlehen schuldenfrei dasteht. „Die Projekte Kindergarten und Feuerwehrhaus spüren 5000 Euro überhaupt nicht.“ Barbara Deflorin (CSU) warnte davor, sich „knallhart“ auf Pflichtaufgaben zurückzuziehen und keine öffentlichen Angebote mehr zu schaffen.
Mit dem Standort in Hanglage, fand Josef Gschwendtner (FWG), verbaue man sich nicht allzu viel. Vize-Bürgermeister Leonhard Obermüller (CSU) erinnerte an die Jungbürgerversammlung 2023: „Ein Pumptrack war der Wunsch Nummer eins.“ Er plädierte dafür, das Angebot der Ehrenamtlichen zu nutzen und für den gedeckelten Betrag von 5000 Euro den Kindern den Wunsch zu erfüllen. Mit 7:5 Stimmen entschied sich der Gemeinderat am Ende, dem Pumptrack Starthilfe zu geben.
Vorbereitung für Leader-Antrag läuft an
Die Gemeinde werde in den kommenden Wochen in Abstimmung mit der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Kreisentwicklung Miesbacher Land den Leader-Antrag entwerfen, erklärt Thurnhuber auf Nachfrage. Ebenso wie die AG Radverkehr ist er seit Besuchen ähnlicher Anlagen überzeugt von den Qualitäten eines Pumptracks als Treffpunkt für den Ort. „Es ist wichtig, auch Angebote außerhalb der Vereinsstrukturen zu haben“, meint Thurnhuber. Nun seien die Ehrenamtlichen am Zug, Unterstützer zu gewinnen. Die Aussichten scheinen nicht schlecht. In Weyarn ist ein ähnliches Projekt auf Kurs und hat inzwischen auch Leader-Mittel zugesagt bekommen. Die Baugenehmigung ist dort beantragt.