Flüchtlingsunterkunft Warngau: Besichtigung und offener Austausch

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Bei einer Besichtigung kurz vor Inbetriebnahme der Warngauer Flüchtlingsunterkunft erklärte (v.l.) Jonas Schittig von der Aufbau- und Betreiberfirma Gratus GmbH unter andern Warngaus Bürgermeister Klaus Thurnhuber und Landrat Olaf von Löwis deren Konzept. Aus Holzkirchen waren Vize-Bürgermeisterin Birgit Eibl, der Rathauschef Christoph Schmid und Pfarrer Gottfried Doll der Einladung gefolgt. © Helmut Hacker

Die ersten Geflüchteten sind in die neue Asylunterkunft in Warngau eingezogen. Im Vorfeld lud das Landratsamt Miesbach ein, das Containerdorf zu besichtigen.

Warngau – Ziemlich genau ein Jahr, nachdem Landrat Olaf von Löwis dem Gemeinderat die Planungen für eine Asylunterkunft für 500 Menschen neben der Vivo vorstellte und es dabei im Saal und vor dem Rathaus zu tumultartigen Szenen kam, sind diese Woche die ersten 50 Flüchtlinge in das Containerdorf eingezogen.

Asylunterkunft Warngau: Besichtigung und offener Austausch mit Landratsamt

„Wir haben nichts zu verbergen und wollen offen kommunizieren“, begrüßte Landrat Olaf von Löwis gut 110 Vertreter von Behörden, kommunalen Verwaltungen, der Polizei, Helferkreisen sowie der regionalen und überregionalen Medien, die der Einladung zur Besichtigung der neuen Flüchtlingsunterkunft gefolgt waren.

In deren Containern mit Sanitärräumen erwartet die Bewohner als Wohnraum ein kleines, schmales Zimmer mit Fenstern, dass mit einem Metall-Etagenbett, Bleichspinden und einem Tischchen mit zwei Stühlen ausgestattet ist. „Das ist kein Luxus, aber solide und deutlich besser als die Wohnsituation in den Turnhallen“, zeigte sich von Löwis überzeugt.

Als Partner für den Aufbau der Unterkunft wurde das Münchner Unternehmen Gratus GmbH gewonnen. Wie dessen Geschäftsführer Jonas Schittig sagte, haben seit Mitte November bis zu 95 Mitarbeiter auf dem gut 10.000 Quadratmeter großen Areal sieben Tage die Woche und nachts mit Scheinwerfern ausgeleuchtet gearbeitet.

Mit 407 Containern wurden dabei vier doppelstöckige Wohnblöcke für jeweils 125 Bewohner, zwei Verwaltungstrakte für das Funktionspersonal und den medizinischen Dienst sowie ein multifunktionales Essenszelt mit Großküche hochgezogen und angeschlossen.

Bewohner erhalten Ausweiskarte

Als Generalunternehmen übernimmt Gratus auch die Betriebsleitung der Unterkunft inklusive den Sicherheits- und Reinigungsdienst, dem Küchenpersonal und einen First-Responder. Die Sozialarbeit wird in Zusammenarbeit mit der Caritas, der Hilfe von Mensch zu Mensch und dem Asyl-Helferkreisen organisiert.

An die Bewohner wird eine Ausweiskarte mit NFC-Funktionen ausgegeben, die mit verschiedenen Daten, und einem Bild hinterlegt ist. „So kann der Sozialdienst auf die Daten zugreifen, die für seinen Bereich relevant sind und die Karte genauso als Zutrittsausweis und für die Essensausgabe genutzt werden“, erklärte Schittig.

Aus gemachter Erfahrung hat sich das Team um Beate Faus, die beim Landratsamt die Taskforce Asyl leitet, gegen ein externes Catering und für eine eigene Kantine entschlossen: „Das versetzt den Betreiber in die Lage, auf den Bedarf abgestimmt zu kochen und führt zu weniger Lebensmittelverschwendung.“ Das Risiko von einzelnen Kochinseln wollten die Verantwortlichen bei einer Einrichtung dieser Größe aber nicht eingehen.

Fragen an die Behördenvertreter

Einer der wenigen Fragesteller nach den einführenden Worten und dem Rundgang durch die Anlage war Holzkirchens Pfarrer Gottfried Doll, der wissen wollte, ob angesichts der schlechten ÖPNV-Verbindung ein Shuttle-Service geplant ist. Zwar war dies laut Faus angedacht, aber aus Kostengründen wurde davon Abstand genommen: „Wir werden uns das anschauen und dann gegebenenfalls reagieren.“

Ausdrücklich haben sowohl von Löwis als auch Faus darauf hingewiesen, dass die Anlage mit Beginn Januar 2025 höchstens zwei Jahre laufen wird. Eine Verlängerung sei auf Grund der geschlossenen Verträge insbesondere der von Holzkirchen zur Verfügung gestellten wasserwirtschaftlichen Einwohnergleichwerte nicht möglich.

Einrichtung Flüchtlingsunterkunft Warngau
Die Einrichtung der Zimmer ist spartanisch. © Helmut Hacker

Deswegen sucht das Landratsamt weiterhin händeringend Flächen. Rahmenverträge für den Aufbau von zwei bis zehn Containeranlagen wurden bereits geschlossen, wobei laut Faus kleinere Anlagen den Vorzug haben, die die Gemeinden nicht überfordern.

Laut Auskunft des Landratsamtes lebten zu Zeiten der Flüchtlingskrise 2015/2016 im Landkreis maximal 1.200 Asylbewerber, Mitte Januar 2025 waren es hingegen 2.153 Geflüchtete, davon 1.114 Menschen aus der Ukraine. Davon unbenommen erfolgt die Zuweisung weiterhin im 14-tägigen Rhythmus mit jeweils 50 aufzunehmenden Personen.

„Haben einen Befreiungsschlag gebraucht“

In diesem Zusammenhang erinnerte Landratsamts-Pressesprecherin Sabine Kirchmair, warum die Warngauer Flüchtlingsunterkunft in dieser Größe notwendig wurde: „Wir haben einen Befreiungsschlag gebraucht, um drei Turnhallen im Landkreis frei zu bekommen und der Landkreis hatte dazu schlicht keine andere eigene Fläche dafür.“

Aktuell sieht die Situation bei der Turnhalle des Gymnasium Tegernsee so aus, dass die letzten Bewohner im Oktober 2024 zu Lasten der Miebacher Hallen ausgezogen sind. Derzeit wird begutachtet, welche Sanierungsarbeiten notwendig sind. Eine Abschätzung, wann die Tegernseer Halle wieder für den Schul- und Vereinssport nutzbar ist, gibt es noch nicht. Die Turnhalle des Gymnasiums Miesbach soll voraussichtlich Ende Januar leer sein und deren Bewohner nach Warngau umziehen.

Auch hier ist nicht absehbar, wann die Halle wieder freigegeben werden kann. Weil die vom Landratsamt im ehemaligen Impfzentrum in Hausham geplante Erstaufnahmeeinrichtung nicht umgesetzt und noch keine Alternative gefunden werden konnte, muss als Wermutstropfen dafür weiterhin die Turnhalle der Berufsschule Miesbach auf unbestimmte Zeit genutzt werden. Helmut Hacker

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