Hat der Forstbetrieb ein touristisches Kleinod beschädigt?

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Tegernsee
  4. Kreuth

KommentareDrucken

Die Forststraße nach Siebenhütten wurde saniert und mit neuen, größeren Abflussrohren ausgestattet. Naturschützer beklagen, dass bei der Maßnahme Bäume und die Natur insgesamt gelitten hätten. © Privat

Demnächst soll in Siebenhütten das neue Alm-Idyll eröffnen. Im Vorfeld wurde die Zufahrt dorthin von den Staatsforsten umfangreich instandgesetzt. Naturschützer geißeln die Maßnahme als zerstörerisch.

Seit mehreren Wochen ist die Forststraße zum Ausflugsziel Siebenhütten in Wildbad Kreuth durch ein Baustellenschild abgeriegelt. Dahinter verbirgt sich eine größere Maßnahme des Forstbetriebs Schliersee. Was der stellvertretende Forstbetriebsleiter Stephan Breit als „Grundinstandsetzung“ der Zufahrt beschreibt, prangern Naturschützer und die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) als Naturzerstörung an. „Hier wurde verantwortungslos mit einer Naturkulisse umgegangen, die in Jahrhunderten gewachsen ist“, sagt SGT-Mitglied Gunther Mair, der sich nach Hinweisen von empörten Bürgern vor Ort selbst ein Bild gemacht habe, wie er berichtet. Inzwischen hat sich auch der Vorstand der Schutzgemeinschaft eingeschaltet und eine offizielle Anfrage bei der Unteren Naturschutzbehörde gestellt.

Ein „Schlag ins Gesicht des Naturschutzes“

Nach Ansicht Mairs handelt es sich bei der Maßnahme um einen „Schlag ins Gesicht des Naturschutzes“. Durch die Verlegung neuer Abflussrohre und die „teilweise Verbreiterung“ des Kieswegs seien zahlreiche Gehölze verletzt worden. Und nicht nur das: Nach dem Abtragen von Geländekanten sei überschüssiger Aushub rechts und links des Weges in die wertvollen Orchideenwiesen geschoben worden.

Immer wieder kritisierten Naturschützer die Staatsforsten. Lesen Sie hier.

Mair, der als Privatmann das Bürgerbegehren gegen den Abriss des Rottacher Rathauses initiiert und sich vor einigen Monaten aus dem Vorstand der SGT zurückgezogen hatte, hat unter anderem die Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) mit der Bitte angeschrieben, bei den Staatsforsten auf eine Renaturierung zu drängen. Immerhin sei hier auch ein „bleibender Schaden für den Tourismus“ entstanden. „Tausende Erholungssuchende gehen diesen Weg jedes Jahr“, schreibt Mair in einer Stellungnahme zu der Maßnahme.

Tourismus-Chef: „Haben keine Handhabe“

Viel tun, erklärt TTT-Chef Christian Kausch, könne er in dieser Angelegenheit nicht. Er werde die Bitte an die zuständige Stelle  – sprich die Staatsforsten – weiterleiten. „Ansonsten haben wir aber keine Handhabe“, betont der Touristiker, der die Maßnahme selbst nicht beurteilen könne.

Forstbetrieb spricht von einer „Instandsetzungsmaßnahme“

Die Staatsforsten mit ihrem Forstbetrieb Schliersee äußern sich dagegen auf Nachfrage ausführlich zu der Maßnahme in Siebenhütten. Zunächst handle es sich nicht um einen Ausbau des Forstweges, sondern „um eine Instandsetzungsmaßnahme, bei der der Forstweg in seiner ursprünglichen Breite wiederhergestellt wurde“, stellt Stephan Breit als Vize-Chef des Forstbetriebs klar. An der Dringlichkeit der Sanierung will er keinen Zweifel lassen: Der Weg sei auf nahezu gesamter Länge bereits bis auf die Tragschicht abgenutzt, der bergseitige Graben zugewuchert gewesen.

Alte Durchlassrohre zu klein

Als der Weg vor vielen Jahrzehnten gebaut wurde, seien zudem deutlich zu kleine Durchlassrohre eingebaut worden, betont Breit. Den hohen Niederschlagsmengen in der Region hätten diese nicht Herr werden können. Im Rahmen der Instandsetzung seien die bisherigen Rohre deshalb „durch zeitgemäße Stahlrohrdurchlässe mit ausreichend großen Durchmessern“ ersetzt worden. So können laut Breit auch extreme Niederschlagsmengen zuverlässig vom Weg abgeführt werden.

Das Forsthaus Valepp stand auch unter der Verwaltung der Staatsforsten. Hier der aktuelle Sachstand (Mai 2024)

Dass die Natur durch die Maßnahme stark gelitten hat, sieht der Forstbetrieb offenbar nicht so. „Aus unserer Sicht sind keine Renaturierungsmaßnahmen erforderlich“, sagt Breit. Lediglich bei einzelnen Wegböschungen sei zu überlegen, ob diese mit lokalem Aushubmaterial abgeböscht werden sollten. Die Instandsetzung selbst sei mittlerweile abgeschlossen, der Weg könne für die Öffentlichkeit wieder freigegeben werden.

Hüttenwirt begrüßt Baumaßnahme

Begrüßt wird die Maßnahme auch durch Familie Bogner, die demnächst die neue Almwirtschaft in Siebenhütten eröffnen möchte. „Es war höchste Eisenbahn, dass da was gemacht wurde“, sagt Senior-Chef Josef Bogner. Die Forststraße werde auch von vielen Lieferanten genutzt – „wir mussten schon Äste wegschneiden, damit die Lkw durchkommen“, sagt der Gastronom. Vor allem die neue Entwässerungseinrichtung sei sehr wichtig gewesen. „Es gab da bei Starkregen immer Probleme“, berichtet Bogner. Eine Baustelle sehe immer schlimm aus, meint er mit Blick auf den aktuellen Zustand des Weges, „aber es wird im Nu alles wieder zugewachsen sein“.

Auch interessant

Kommentare