Forsthaus Valepp: Investoren Johannes Rabl und Manuel Neuer schultern bis zu sechs Millionen
Das Forsthaus Valepp soll wie geplant im August wiedereröffnen. Die Investoren Johannes Rabl und Manuel Neuer lassen sich das Vorzeigeprojekt viel Geld kosten. Statt vier wird die Rundumsanierung des fast 200 Jahre alten denkmalgeschützten Gebäudes nun bis zu sechs Millionen Euro kosten.
Spitzingsee – Der Blick vom Tisch vor dem Forsthaus ist gewaltig. Er reicht hier an der Grenze zu Tirol tief in die benachbarte Bergwelt. Ein Idyll hinter dem Spitzingsee, das in knapp drei Monaten auch die ersten Gäste im Biergarten genießen können. Mit am Tisch sitzt der sichtlich aufgeräumte und zufriedene Tegernseer Bauherr Johannes Rabl, der die Fertigstellung des Berggasthofs überwacht. Noch wuselt es rundherum nur so von heimischen Mitarbeitern der verschiedensten Baubranchen, vom Tief- bis zum Küchenbau. Doch sein „Herzensprojekt“, geplant von Architekt Paul Schwarzenberger, ist auf der Zielgeraden.
Die „wilden“ Arbeiten sind laut Rabl erledigt, „es sind auch alle Leitungen im Boden“. Die nächsten Tage werde bereits mit dem Landschaftsbau begonnen, erzählt der Gastronom, der mit seinem prominenten Geschäftspartner, Fußballstar Manuel Neuer, gut zwei Jahre der Planung und der Widerstände hinter sich hat. Doch letztlich überzeugte die Kritiker, dass das Forsthaus, das sie in Erbpacht von den Bayerischen Staatsforsten bekommen haben, als eines der ersten gastronomischen Betriebe im Oberland eine Zertifizierung als klimaneutrales Unternehmen erhalten soll. Das Ziel von Rabl und Neuer: „Wir wollen zeigen, dass sich Naturschutz und Gastlichkeit nicht ausschließen.“

Dass sich die Gäste nun bereits im August davon überzeugen können, sei auch dem milden Winter geschuldet, erzählt Rabl, der kommende Woche 45 Jahre alt wird. „Wir hatten zu keiner Zeit Lawinengefahr auf der schmalen Straße von der Sutten her“, erzählt er. „Deshalb konnten wir in den Wintermonaten so bauen, wie wir uns dies fürs Frühjahr vorgestellt haben.“ Man sei nun – wie es sich im Dezember schon abgezeichnet hat (wir berichteten) – ein halbes Jahr vor dem ursprünglichen Zeitplan.
„Manu kommt immer mit dem Radl“
Ab Anfang Juli will Rabl bereits die Mitarbeiter einstellen, denn es sei ein Neustart. Es gebe nichts, worauf man zurückgreifen könnte. „Alles, was für ein Wirtshaus selbstverständlich ist, gibt es hier noch nicht“, sagt er. Auch noch keinen Telefonanschluss. „Wir arbeiten derzeit mit einem Baustellen-Internet und dem Starlink-Satelliten von Elon Musk.“ Zur Eröffnung hofft der Gastronom dann auf einen eigenen Internet- und Festnetzanschluss.
Auch wenn das Telefon dann funktioniert, nimmt der Gastronom für den Biergarten keine Reservierungen an. „Wir wollen nicht, dass jemand, der mit dem Radl vorbeikommt, dann leer ausgeht“, betont Rabl. „Wir haben hier auch kein Schickimicki-Publikum.“ Entstehen soll ein klassischer Biergarten mit Tanzboden, gefertigt nach einstigen Zeichnungen und alten Fotos. Nebenan soll auch eine alte Holzkegelbahn in der offenen Garage Gästegruppen anlocken.
Auch wenn das Forsthaus voll in Betrieb ist, sieht Rabl kein Problem mit den Parkplätzen davor. 38 seien vorgeschrieben, „die haben wir für die Baugenehmigung“. Er hofft, nicht mehr Stellplätze zu benötigen, denn die Zielgruppe seien Wanderer und Radler. Da ihm Letztere besonders am Herzen liegen, finden diese auch eine kleine Werkstatt mit Lademöglichkeit für E-Bikes vor. Der Investor plant zudem die Entwicklung eigener Fahrrad-Trikots, einen Radl-Verleih und Gruppen-Ausfahrten, womöglich geführt von Geschäftspartner und Nationaltorhüter Neuer. „Manu kommt immer mit dem Radl“, erzählt Rabl. Ein echter Sportler halt.
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Rabl: „Wird ein Naturparadies“
Sportlich ist auch das Vorhaben der Klimaneutralität. Ob dies schon im ersten Jahr völlig gelingt, sei noch nicht sicher, baut Rabl vor. „Aber es ist unser ultimatives Ziel.“ Auf alle nicht denkmalgeschützten Dächer würden Photovoltaikanlagen kommen, die wiederum die Wärmepumpe für die Heizung in der Technikremise speisen. Das eigene Quellwasser werde für alle Bereiche im Forsthaus mit einer UV-Anlage aufbereitet. Auch eine kleine Kläranlage auf neuestem Stand sei im Bau, die jegliche Verunreinigung verhindere. Gepflanzt werden in Absprache mit dem Landratsamt nur heimische Gewächse. „Dies wird dann ein absolutes Naturparadies“, schwärmt Rabl.

Seine Führung durch die Baustelle führt zunächst durch die geflieste Küche im neu angebauten Wirtschaftstrakt. Die ersten Unterbauten sind montiert. Sie vermitteln einen Eindruck von der Selbstbedienungstheke, dem Ausschank und dem eigentlichen Küchentrakt mit Herd. Bei den Materialien haben die Investoren auf viele regionale oder vorhandene Produkte zurückgegriffen. Die Böden in den Gaststuben beispielsweise sind aus den alten Holzdielen des Dachgeschosses von 1840 aufbereitet und wiederverwendet worden. Die Böden in den Zimmern mit 28 Gästebetten sind aus regionaler Tanne. Das riecht man auch, wenn man das bislang einzige Musterzimmer durch zwei Türen im Obergeschoß betritt. „Wir wollen hier keine goldenen Wasserhähne, sondern ein Wohngefühl mit natürlichen Materialen in funktionalen Räumen erzeugen. Das spürt der Gast“, glaubt Rabl. In den Genuss eines Fernsehers kommen die Hausgäste nur im Aufenthaltsraum im Erdgeschoß. „Hier kann man bis nach dem Betriebsschluss um 22 Uhr noch zusammensitzen“, erzählt der 44-Jährige. Daneben soll ein kleiner Hofladen mit Produkten aus eigener Fertigung entstehen, von der Wildsalami bis hin zu kleinen Brotzeiten für Wanderer. Im Keller will der Gastronom eigene Schnäpse in Holzfässern veredeln. Zur Eröffnung im August tut’s aber auch das Bier, gezapft in „geeisten Gläsern“. kw
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