Teuer-Rathaus kontra Kinderbetreuung: Eltern machen Ärger Luft
Die Bürgerversammlung in Emmering war geprägt von guten Nachrichten bei Baugebieten und der Kriminalitätsstatistik. Doch an einem Thema entzündete sich lautstarker Unmut.
Emmering – Wütende Zwischenrufe, ein Wortgefecht der Bürgermeisterin mit dem Publikum: Die Stimmung bei der Bürgerversammlung in Emmering am Donnerstagabend kippte zwischenzeitlich. Erst als Hausherrin Claudia Streu-Schütze die Veranstaltung nach gut eindreiviertel Stunden mit den Worten „Das war der Rundflug“ beendete, schien sie die heftigen Turbulenzen halbwegs abgeschüttelt zu haben.
Kriminalitätsstatistik: Schmerzendes Knie, geklauter Hase
Der Ärger rührte nicht aus der für die Gemeinde erfreulichen Kriminalitätsstatistik: Zwölf Straftaten im Jahr 2023: erfreuliche letzte Position im Landkreis-Vergleich. Kriminelle Tiefpunkte: ein Tritt gegen ein Knie bei einer Faschingsfeier und ein gestohlener Hase.

Baugebiete: Es geht vorwärts
Ebenso wenig rührte der Ärger aus der schleppenden Entwicklung des Baugebiets Schalldorf-Schmiedgarten und des Gewerbegebiets Bruckhof. Bei beiden hatte die Bürgermeisterin Fortschritte zu vermelden: Nach einem Karenzjahr, das einem bundesweit für Aufruhr sorgenden Bundesverwaltungsgerichtsurteil geschuldet war, ist Schalldorf seit rund einer Woche spruchreif. Drei Doppelhäuser und ein Einfamilienhaus entstehen im vergünstigten Einheimischenmodell, Grundquadratmeterpreis 400 Euro. Zwei weitere Grundstücke für Einfamilienhäuser verkauft die Gemeinde für 650 Euro den Quadratmeter, ebenfalls etwas subventioniert. Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 31. Juli, die Kriterien werden laut Bürgermeisterin kommende Woche auf der Gemeindehomepage emmering.eu veröffentlicht. Beim Gewerbegebiet Bruckhof sei der Umgriff festgezurrt, die Planungen kämen voran.
Der Ärger rührte auch nicht aus einer falschen Telefonnummer im Abfallkalender oder daran, dass sich die geplanten Straßensanierungen von Emmering nach und durch Schalldorf wohl verzögern. Und auch nicht aus Steuererhöhungen und der steigenden Pro-Kopf-Verschuldung, die 2019 noch bei 430 Euro, 2022 bereits bei 1864 Euro und mittlerweile bei 2185,24 Euro liegt.
Streit entzündet sich an Kinderbetreuung
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Die Auseinandersetzung vor rund 60 Zuschauern läutete Streu-Schütze selbst ein, indem sie in ihrem Vortrag Gerüchten rund um die Kinderbetreuung entgegentrat, die sich in Emmering verbreiteten. Etwa: Kinder von Gemeinderäten würden bei der Platzvergabe bevorzugt. Und eine sechste Gruppe im Aßlinger Kinderhaus, vorwiegend für Emmeringer Kinder geplant, könne nicht eröffnen. „Das kann ich so nicht stehen lassen, weil es nicht stimmt“, sagte die Bürgermeisterin. Die Platzvergabe funktioniere strikt nach Alter, der Träger habe genug Personal. „Es rutscht jeder nach, wie es sein soll.“

Ein halbes Dutzend Eltern sah das von seinem Tisch aus lautstark anders. „Das hat die Gemeinde gnadenlos übersehen!“, ärgerte sich eine Mutter über aus ihrer Sicht zu wenige Betreuungsplätze vor Ort. Während andere bevorzugt worden seien, müsse sie ihre Kinder in zwei verschiedene Kindergärten bringen. Zu den Fahrten nach Aßling hatte die Bürgermeisterin bereits eingeräumt: „Dass damit nicht alle glücklich sind, verstehe ich.“ Zumal Elternstimmen gegenüber der EZ mehrfach von dramatischer Personalnot im dortigen Kinderhaus St. Georg berichteten. Streu-Schütze: Man plane an einem Kinderhaus samt Ganztagsbetreuung und treibe den Waldkindergarten voran. Die Vergabekriterien wolle sie den Gemeinderäten vortragen, „und schauen, ob es eine bessere Lösung gibt“.
Dann trifft der Eltern-Zorn den Rathaus-Neubau
„Für alles habt ihr Geld, aber für die Kinder habt ihr es nicht!“, schallte es schließlich vom Elterntisch. Und ein Vater machte seinem Ärger über das teure neue Rathaus Luft. „Wer braucht das, damit du einmal die Woche drin sitzt und einmal im Monat der Gemeinderat?“, fuhr er die Bürgermeisterin an. Diese geriet ins Schlingern, verteidigte sich, damit, dass sie wesentlich öfter vor Ort sei und die Renovierung im Kostenrahmen geblieben sei. Dabei ist von der ersten Schätzung von 2021, 600 000 Euro, nicht mehr viel übrig. Die Umbaukosten liegen bei über einer Million Euro, ein paar Präsentationsfolien weiter waren Kredite für das Raiffeisengebäude über fast 1,4 Millionen Euro vermerkt.
Ein Abschluss-Appell von TSV-Vorstand Herbert Rott an den Zusammenhalt („Aufpassen, dass wir als kleine Gemeinde nicht hinten runterfallen“ – „Darstellung gehört zum Leben dazu, auch ein gescheites Rathaus“) gefiel vielen im Saal, auch der Bürgermeisterin. Befriedet war der Abend, nicht der Konflikt um die Kinderbetreuung.