Ein Kleinod feiert Geburtstag: St. Leonhard wird 250 Jahre alt - Besonderes Leonhardi-Zeichen
Die Wallfahrtskirche St. Leonhard zählt zu den schönsten barocken Kirchen im Voralpenland - und feiert heuer ihren 250. Geburtstag. Ein Anlass, der sich auch auf dem Leonhardi-Zeichen wieder findet.
Dietramszell - 1685: In der Gegend um Dietramszell grassiert eine verheerende Pferdeseuche. Viele Tiere verenden. Propst Marcellinus Obermayr vom Augustiner-Chorherrenstift verspricht dem Heiligen Leonhard eine eigene Kapelle, wenn dieser nur seine schützende Hand über die Pferde des Klostermeierhofs halten würde.
Leonhard gilt als Helfer bei Gefangenschaft, Viehseuchen und Krankheiten. Die Bitte wurde erhört, und der Propst hielt sein Versprechen. Seitdem findet der jährliche Lehards an jedem dritten Juli-Samstag statt. Heute steht statt der Kapelle eine große Wallfahrtskirche, die zu den schönsten barocken Kirchen im bayerischen Voralpenland zählt. 2024 feiert sie ihren 250. Geburtstag. Ein Anlass, der sich auch auf dem Leonhardi-Zeichen wieder findet.
St. Leonhard in Dietramszell: eine der schönsten barocken Kirchen im bayerischen Voralpenland
Erbaut wurde die Kirche von 1765 bis 1774 unter Probst Franziskus Kamm. Zwischen Dietramszell und Linden gaben sich damals Künstler von Rang und Namen die Klinke in die Hand. Hofbaumeister Matthäus Gießl entwarf den Bau, 1769 gestaltete der Münchner Christian Wink das Kuppelfresko. Für die Altäre und die Kanzel holte man den Wolfratshauser Bildhauer Philipp Jakob Rämpl.

1803 folgte die Säkularisation, Klöster wurden aufgelöst, kirchliche Besitztümer verstaatlicht. St. Leonhard sollte als „nun überflüssig“ abgerissen werden. Dieser Plan scheiterte an den Dietramszellern. Sie wollten ihre Kirche behalten und übernahmen kurzerhand die Baulast. St. Leonhard war gerettet. Später ging die Kirche in den Besitz der 1818 gegründeten politischen Gemeinde über.
2003 war die Kommune aber selbst in Nöten: Die Kirche musste dringend saniert werden. Das Dach war schadhaft, aufsteigendes Wasser zog die Mauern in Mitleidenschaft. Doch woher sollte die Gemeinde das Geld nehmen? Erneut waren es die Dietramszeller Bürger, die das barocke Kleinod retteten. Der „Verein zur Erhaltung von St. Leonhard“ gründete sich, sammelte unermüdlich Spenden, stellte Förderanträge.
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Nach vielen Untersuchungen schätzte Architekt Martin Spaenle 2006 die benötigte Summe auf über eine Million Euro. Zuschüsse in Höhe von 706 000 Euro wurden bewilligt, 465 000 Euro müssen Gemeinde und Verein aber selbst aufbringen. Doch man ist optimistisch: „Zum Lehards 2010 wird die Kirche in neuem Glanz erstrahlen“, ist auf der Homepage von St. Leonhard zu lesen.
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St. Leonhard in Dietramszell: Wallfahrtskirche ist ein Ort voller Leben
Der Verein schaffte den Kraftakt. Er hatte mittlerweile fast den gesamten Eigenanteil erwirtschaftet. „Ich bin so glücklich, wie man als Bürgermeisterin nur sein kann“, meinte die damalige Rathauschefin Leni Gröbmaier bei der Wiedereinweihung 2009 überwältigt. Zwei Jahre später zeigte sich eine weitere positive Folge der Sanierung: Architektin Ute Ermisch und Zimmerermeister Josef Meier heirateten in der Wallfahrtskirche im Dezember 2012. Sie hatten sich während der Arbeiten an St. Leonhard kennen und lieben gelernt.
Heute ist St. Leonhard ein Ort voller Leben. Taufen, Hochzeiten, standesamtliche Trauungen in der Klause, Gottesdienste, Führungen – und natürlich nicht zu vergessen: der alljährliche Lehards, der nach wie vor viele Besucher und Gläubige in St. Leonhard vereint. sh
Das Festprogramm
Samstag, 20. Juli: 8 Uhr Bittgänge; 9 Uhr Gottesdienst und Brotsegnung in St. Leonhard unter der Leitung von Domkapitular Hans- Georg Platschek mit anschließendem Frühschoppen; 12 Uhr Musik mit der Blaskapelle Baiernrain; 13 Uhr Pferdewallfahrt; ab 20 Uhr Lehardsmusi im Festzelt mit Annie & the Boys (Eintritt frei)!
Sonntag, 21. Juli: 10 Uhr Oldtimertreffen; 11 Uhr Lehardsmusi mit der Dietramszeller Blasmusik; 19 Uhr Lehardsmusi mit der Schonsaitn Musi (Eintritt frei);
Montag, 22. Juli: ab 18 Uhr Tag der Betriebe mit den Isarkrainern.