Zwei Geburtstagskinder ohne Fest: Kirche St. Leonhard feiert 250. Jubiläum - Förderverein wird 20 Jahre alt
Die barocke Kirche St. Leonhard in Dietramszell wird 250 Jahre alt. Der Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Gotteshaus mit Leben zu füllen, wird 20. Ein großes Fest wird es nicht geben.
Dietramszell – Eine barocke Kirche wird 250 Jahre alt. Ein Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, eben dieses Gotteshaus nach einer aufwendigen Sanierung weiter mit Leben zu füllen, wird 20. Doch keines der beiden Geburtstagskinder will sich so richtig feiern lassen. „Dieses Jahr sind eh schon so viele Jubiläen“, nennt Michaela Hainz, Vorsitzende des Vereins zur Erhaltung der Leonhardikirche, als Grund. „Da weiß man ja vor lauter Angeboten gar nicht mehr, wo man hingehen soll.“ Also werde man sich mit einem Festgottesdienst zu Leonhardi und besonderen Festzeichen begnügen.
Dietramszell: Kirche St. Leonhard feiert 250. Jubiläum - Festgottesdienst geplant
St. Leonhard, zwischen Dietramszell und Linden gelegen, wurde zwischen 1765 und 1774 erbaut. Viele Künstler, die damals Rang und Namen hatten, statteten die Kirche aus und machten sie so zu einer der schönsten barocken Kirchen im Voralpenland.
„Kein Wunder, dass zahlreiche Brautpaare aus nah und fern hier den Bund fürs Leben schließen wollen“, sagte Hainz in der Jahresversammlung des Vereins. Doch das war nicht immer so. Nach der Säkularisation sollte die Kirche abgebrochen werden. Doch die Pfarrgemeinde (und später ab 1818 die politische Gemeinde) übernahmen die Baulast.
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Allerdings verfiel das Gotteshaus im Laufe der Zeit immer mehr. Der ehemalige Bürgermeister Hans Demmel erschrak, als er hörte, auf welche Summe sich die Sanierungskosten belaufen würden – und gab indirekt den Ausschlag zur Vereinsgründung. „Wenn so vielen an der Rettung der Kirche liegt, wird man einen Weg finden“, erinnerte sich Barbara Regul an Demmels Worte. 41 Bürger fanden sich 2004 zur Vereinsgründung in der Klosterschänke ein – heute sind es 254 Mitglieder.
Förderverein wird 20 Jahre alt - Inzwischen 254 Mitglieder
Die Unterstützer waren findig: Sie veranstalteten Konzerte, verkauften Postkarten, entwarfen Aufkleber und spielten Kasperltheater. Die Bäckerei Ehegartner kreierte den „Leonhardi-Wecken und Leonhardi-Kringel“, bei deren Verkauf jeweils eine Spende an den Verein ging. Schon im ersten Jahr des Bestehens konnten 40 000 Euro auf dem Vereinskonto verbucht werden.
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Im Jahr 2008 war es soweit: Die Sanierung konnte beginnen. Allerdings stellten sich weit größere Schäden heraus als ursprünglich angenommen. So waren laut Statiker Hans Rasshofer viele der Holzbalken im Dachstuhl verfault. Im Innenraum mussten Risse im Deckengemälde und im Mauerwerk beobachtet werden. Doch die Arbeiten gingen gut voran. Fast schon im Monatsrhythmus vermeldete Michael Weinert auf der Homepage die erfolgreichen Baufortschritte. Am 8. November 2009 konnte St. Leonhard wiedereröffnet werden.

Den Vertretern des Landkreises blieb das große Engagement des Vereins nicht verborgen. Stellvertretend wurde Regul mit der Isar-Loisach-Medaille ausgezeichnet, Staatsminister Wolfgang Heubisch überreichte der langjährigen Vorsitzenden die Bayerische Denkmalschutzmedaille. Innerhalb von sieben Jahren hatte es der Verein geschafft, das Gros des 40-prozentigen Gemeindeanteils an den etwa eine Million hohen Sanierungskosten aufzubringen.
Mit dem Ende aller Sanierungen war der Vereinszweck erfüllt. „Aber sollten wir uns auflösen? Oder wollen wir dafür sorgen, dass St. Leonhard belebt und offen bleibt? Dass sie eine Kirche für alle ist?“, stellte Regul damals in den Raum. Der Verein entschied sich fürs Weitermachen.
Im vergangenen Jahr fanden in dem Kirchlein laut der amtierenden Vereinschefin Hainz 71 Veranstaltungen statt. „Unter anderem 13 Hochzeiten, sieben Taufen, dazu Konzerte, Patrozinien und Bittgänge und natürlich der traditionelle Lehards.“ Sogar ein Reiseunternehmen aus den USA hatte St. Leonhard als Ausgangspunkt für eine Radtour gewählt. Ebenso wurde ein Weg um die Kirche erweitert, damit die Leonhardiritt-Teilnehmer sich nicht auf der Staatsstraße stauen, bis sie an der Reihe sind.
„Natürlich kümmern wir uns auch um notwendige Instandsetzungen“, kündigte Hainz und machte den ausführenden Firmen ein Kompliment: „Sie sind sofort da, arbeiten sauber und stellen oftmals nicht einmal eine Rechnung.“ sh
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