„Haben mehr als vier Jahre für Projekt gekämpft“: Architekten sprechen über Neubau am Karl-Lederer-Platz

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Hier entsteht Neues: Rainer Adamek (re.) und Ludwig Hölzl vor der Baustelle am Karl-Lederer-Platz. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Rainer Adamek und Ludwig Hölzl über ihr neues Projekt am Karl-Lederer-Platz und Herausforderungen auf dem Weg dorthin.

Geretsried - Das neue Wohn- und Geschäftshaus der Projekt KLP UG ist ein weiterer Baustein auf dem Weg zu einem urbanen Zentrum in der Stadt. Kürzlich wurde mit den Abrissarbeiten des Altbestands am Karl-Lederer-Platz 7 und 7a begonnen. Die Unternehmer-Gesellschaft wird vertreten durch das Büro der beiden Architekten Rainer Adamek (67) und Ludwig Hölzl (63). In Interview mit unserer Zeitung berichten die Geretsrieder über den steinigen Weg, der hinter ihnen liegt, über schlechte und gute Nachbarschaft und Dinge, die sich offensichtlich nicht verhindern ließen.

Herr Adamek, Herr Hölzl, sind Sie froh, dass Sie jetzt endlich loslegen können?

Ludwig Hölzl: Das kann man so sagen. Wir haben mehr als vier Jahre für das Projekt gekämpft. Eigentlich war unser Ziel, das Vorhaben zusammen mit dem Karl-Lederer-Platz fertigzustellen. Aber das hat nicht geklappt. Nach der Überwindung größerer Widerstände sind wir jetzt so weit, dass wir anfangen können.

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Warum hat sich das Ganze so lange hingezogen?

Rainer Adamek: Als die Baugenehmigung da war, hat ein Nachbar gegen das Landratsamt, das die Genehmigung erteilt hat, geklagt. Außerdem hat er auch noch gegen die Stadt, die den Bebauungsplan erstellt hat, Klage eingereicht. Das bedeutete für uns, dass wir mit der Realisierung nicht beginnen konnten. Das wäre sehr risikoreich gewesen.

Sind Sie jetzt auf der rechtlich sicheren Seite?

Hölzl: Die erste Instanz des Gerichts hat entschieden, dass nicht gebaut werden darf. Dagegen haben wir Beschwerde eingereicht, der stattgegeben wurde. Die nächsthöhere Instanz hat das ganze Verfahren überprüft, und diesen Folgeprozess haben wir gewonnen. Das bedeutet, dass alles seine Richtigkeit hat, die Baugenehmigung und auch der Bebauungsplan sind rechtskonform.

Aber das Gericht hat nur über den Eilantrag entschieden.

Hölzl: Das stimmt. Die Hauptsache wird in etwa vier Jahren verhandelt.

Wie kam es überhaupt zu dieser Klage?

Adamek: Bekanntlich hat Stadtrat Volker Reeh gegen die Stadt und das Landratsamt geklagt, was für mich mehr als verwunderlich ist. Er ist ein gewählter Volksvertreter, der zum Wohle der Stadt handeln sollte...

...und das tut er in Ihren Augen nicht?

Hölzl: Zur Erklärung: Ihm gehörte das Eckhaus am Karl-Lederer-Platz 9. Wir haben ihn damals mit einem Geschäftsmann aus Königsdorf zusammengebracht, der nach Investitionsmöglichkeiten gesucht hat. Er hat das Grundstück 2012 von Herrn Reeh gekauft.
Adamek: Für das Grundstück von Herrn Reeh wurde damals der Bebauungsplan geändert, dass der Neubau ein Geschoss höher werden darf. Dagegen hat damals kein Nachbar geklagt. Jetzt wohnt Volker Reeh dort, und er ist Eigentümer in größerem Umfang.

Woran stört sich Ihr Nachbar?

Hölzl: Mutmaßlich daran, dass Bauherren über den Rahmenplan, den die Stadt erst vor ein paar Jahren für den Karl-Lederer-Platz erstellt hat, ein höheres Baurecht eingeräumt wurde.
Adamek: Ich möchte betonen: Wir sind keine geldgierigen Bauträger. Wir haben das Gebäude gekauft, da sah der Bebauungsplan noch keine Erhöhung des Baurechts vor. Aber es ist doch klar, dass man mit einem Bauvorhaben Geld verdienen will. Jeder arbeitet, um Geld zu verdienen.

Info

Ihr gemeinsames Büro gründeten Rainer Adamek und Ludwig Hölzl 1989. Geplant haben die Geretsrieder Architekten unter anderem die Wohnanlage Arkaden-Hof an der Friedhofskreuzung, die Gebäude der Firma Bauer Kompressoren und den Erweiterungsbau der Firma Tyczka. In diesem Jahr besteht das Büro seit 35 Jahren.

Haben Sie im Sinne einer guten Nachbarschaft das Gespräch gesucht?

Adamek: Mehrmals, aber ein Treffen wurde abgelehnt. Wir haben im Übrigen auf Veranlassung von Herrn Reeh und der Stadt sogar die Balkone abgeändert, damit es zu keiner Sichtbeeinträchtigung kommt.
Hölzl: Es ist schade, dass er Dinge verbreitet, die nicht zu 100 Prozent den Fakten entsprechen. Er ist weder Bauherr noch Besitzer des Gebäudes. Er sollte bei der Wahrheit bleiben und nicht versuchen, alles schlecht zu machen.

Wie kommen Sie mit den anderen Nachbarn klar?

Adamek: Mit den anderen Nachbarn haben wir ein hervorragendes Verhältnis, ebenso mit dem Bauamt der Stadt Geretsried, bei dem wir uns ausdrücklich bedanken wollen. Wir wollen nichts umsonst, aber wir wollen auch nicht permanent Ärger haben.

Das neue Wohn- und Geschäftshaus ist nach dem Deimer-Haus, KLP 9 und Centrum 20 Ihr viertes Projekt am Karl-Leder-Platz. Wie viele Wohnungen entstehen dort?

Hölzl: Wir bauen zwölf barrierefreie Wohnungen, elf Zwei-Zimmer-Wohnungen und eine Drei-Zimmer-Wohnung.
Adamek: Sie sind für jüngere und ältere Menschen gedacht.

Geplant ist auch ein Laden?

Adamek: Ja, mit 520 Quadratmetern Größe. Wünschenswert wäre ein Geschäft, an dem man vorbeiflanieren kann. Wir sind für alles offen. Die Fläche ließe sich auch teilen.

Gab es schon Anfragen?

Hölzl: Ja, die gab es. Vom Friseur über einen Bücherladen und einer Bank war alles dabei. Eine kleine Kaffeebar wie an der Sudetenstraße wäre nett.

Von welcher Seite wird die Baustelle denn angefahren: über den Karl-Lederer-Platz oder die Graslitzer Straße?

Adamek: Am Karl-Lederer-Platz haben wir eine Sondernutzungsfläche von vier Metern Tiefe. Vielleicht wird mal eine Anlieferung von Material über den Platz erfolgen, das wird aber ein bis zwei Tage vorher angekündigt. Sonst wollen wir den Platz nicht weiter in Beschlag nehmen.
Hölzl: Angefahren wird die Baustelle von hinten über die Graslitzer Straße. Die Baugenossenschaft, mit der wir auch ein sehr gutes Verhältnis haben, besitzt dort Wohnhäuser. An einem Gebäude konnten wir eine Überdachung entfernen, damit Lkw durchfahren können.

Die Graslitzer Straße ist stark durch parkende Autos belastet. Kommt es durch die Baustelle zum Verkehrskollaps?

Adamek: Die Erdarbeiten werden schon eine Belastung sein. Da wird es mal eine Woche stressig zu gehen. Aber großartige Verkehrsstaus wird es nicht geben.
Hölzl: Auf Höhe der Hausnummer 3 bleiben die Lastwagen parallel auf der Graslitzer Straße stehen. Der Kran übergreift das Grundstück an der Nummer 3, holt sich das Material und lädt es auf die Baustelle.

Wo soll der Baukran stehen?

Adamek: Der wird auf einem Nachbargrundstück stehen. Die Familie von Dulong ermöglicht uns das dankenswerterweise. Für deren Mieter haben wir zwei Stellplätze in der Tiefgarage angemietet. Das ist ein Geben und Nehmen.

Haben Sie vor, Ihre Tiefgarage mit der zentralen Parkgarage zu verknüpfen?

Adamek: Nein, das geht leider nicht. In dem Streifen zwischen der Häuserzeile und der zentralen Tiefgarage sind sämtliche Sparten wie Kanal, Wasser und Strom verlegt.

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Die beginnenden Abrissarbeiten sorgten vor ein paar Tagen für Wirbel im sozialen Netzwerk Facebook. Dort waren Fotos von Arbeitern auf dem Dach zu sehen, die nicht gesichert waren.

Adamek: Was die Mitarbeiter des Abbruchunternehmens gemacht haben, ist definitiv nicht zulässig. Das wissen wir, und das weiß der Bauleiter der Firma ebenso wie deren Chef. Die Mitarbeiter müssen sich entsprechend der Unfallverhütungsvorschriften und der Vorschriften der Bauberufsgenossenschaften absichern. Das wird auch überprüft.
Hölzl: Es gibt einen gesetzlich vorgeschriebenen beauftragten Sicherheits- und Gesundheitskoordinator. Das ist ein Ingenieurbüro, das zweimal wöchentlich auf die Baustelle kommt und die Arbeiter kontrolliert. Darüber gibt es ein Protokoll. Für die Sicherheit auf einer solchen Baustelle können wir nicht mehr tun.

Ist das aktuelle Ihr letztes Bauvorhaben am Karl-Lederer-Platz?

Hölzl: Es ist nichts in der Pipeline, und weitere Bauabsichten sind uns nicht bekannt.
Adamek: Aber man soll niemals nie sagen.

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