Angriff auf Irans Atomanlagen: Satellitenbilder zeigen durch Israel verursachten Schaden
Israel bombardiert iranische Nukleareinrichtungen: Satellitenbilder belegen Schäden an zentralen Anlagen in Natanz und Isfahan.
Jerusalem/Natanz/Isfahan – Israel hat in der Nacht vom vergangenen Donnerstag auf Freitag unter dem Namen „Operation Rising Lion“ eine massive Militäraktion gegen den Iran gestartet und dabei im Nahost-Konflikt mehrere Einrichtungen des iranischen Atomprogramms angegriffen. Verschiedene internationale Medien und Experten veröffentlichten daraufhin Satellitenbilder, die Zerstörungen an kritischen Infrastrukturen der Nuklearanlagen in Natanz und Isfahan dokumentieren. Die Bilder, die auch von der israelischen Armee (IDF) verbreitet wurden, stammen vor allem vom US-Satellitenunternehmen Maxar Technologies.
Irans Atomanlagen: Satellitenbilder zeigen durch Israel verursachten Schaden
Laut dem US-Institut für Wissenschaft und Internationale Sicherheit (ISIS) zeigen die Aufnahmen vom 13. Juni erhebliche Schäden an der oberirdischen Pilotbrennstoffanreicherungsanlage (PFEP) in Natanz sowie an der elektrischen Infrastruktur – darunter das Hauptumspannwerk und Notstromgeneratoren. Diese Angriffe scheinen gezielt darauf ausgerichtet gewesen zu sein, das Herzstück von Irans Urananreicherung vorübergehend lahmzulegen.
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) bestätigte auf seiner Website, dass die überirdische PFEP in Natanz, wo Iran Uran auf bis zu 60 Prozent anreicherte, „zerstört“ wurde. Zugleich sei die Stromversorgung der Anlage vollständig ausgefallen. Obwohl die unterirdischen Anreicherungshallen laut IAEO nicht direkt getroffen wurden, könnten der Stromausfall und der Ausfall der Notstromversorgung die empfindlichen Zentrifugen beschädigt haben.
„Der Verlust der Energieversorgung kann zu erheblichen Schäden an den Zentrifugen führen, wenn sich diese unkontrolliert abschalten“, erklärte ISIS-Analyst David Albright gegenüber Reuters. Satellitenbilder zeigen zudem Schäden nahe der Personalzugänge, möglicherweise durch Sekundärangriffe oder kleinere Explosionen.
Isfahan: Vier kritische Gebäude beschädigt – Kontroverse um tatsächliches Ausmaß der israelischen Angriffe
Auch die Anlage in Isfahan wurde Ziel der israelischen Angriffe. Laut IAEO wurden dort vier zentrale Gebäude beschädigt, darunter die Uran-Umwandlungsanlage und die Brennplattenfabrik. Satellitenbilder vom Satellitenbetreiber und Erdbeobachter Maxar, berichtet die BBC, zeigen zerstörte Gebäudestrukturen sowie Brandspuren am Rand des Areals. Ein israelischer Armeesprecher betonte derweil gegenüber CNN am Samstag, dass man „konkrete Geheimdienstinformationen“ gehabt habe, wonach Iran in Isfahan „aktiv an einer Atombombe arbeite“.
Der Iran hingegen spricht von geringen Schäden. Behrouz Kamalvandi, Sprecher der iranischen Atomenergieorganisation, erklärte laut CNN, dass lediglich ein Lagerhaus in Isfahan in Brand geraten sei. Unabhängige Verifizierungen dieser Angaben sind bislang nicht möglich.
Israeles Schlag gegen Fordo erfolglos – Irans interirdische Anlagen bleiben intakt
Ein weiterer Fokus der Angriffe lag auf der tief in einem Berg bei Ghom gelegenen Anreicherungsanlage in Fordow. Dort werden, so CNN, Uranpartikel mit bis zu 83,7 Prozent Reinheit angereichert – ein Wert, der nahe an waffenfähiges Uran heranreicht. Israel zielte auch auf diese Anlage, konnte jedoch laut IAEO und analysierten Satellitenbildern keinen Schaden verursachen.
„Es scheint, dass Israel nicht über die notwendige Bewaffnung verfügt, um Fordo effektiv zu zerstören“, so Mark Dubowitz vom Thinktank Foundation for Defense of Democracies gemäß Reuters. Die US-Luftwaffe besitzt zwar bunkerbrechende Bomben wie die GBU-57, diese kommen jedoch nur in Verbindung mit B-2-Tarnkappenbombern zum Einsatz – eine Fähigkeit, die Israel nicht besitzt, bemerkt der Business Insider.
Israel vs. Iran: Deutlicher Schlag, aber keine dauerhafte Ausschaltung des Atomprogramms
Während die Zerstörung der überirdischen Anlagen in Natanz als schwerwiegender Schlag gegen Irans Fähigkeit zur schnellen Urananreicherung gilt, bleibt das unterirdische Kernstück des Programms bislang unversehrt. „Israel hat mit dem Angriff die Infrastruktur empfindlich getroffen, aber der eigentliche Durchbruch steht noch aus“, kommentiert James M. Acton vom Carnegie Endowment for International Peace auf CNN.
Die IAEO betonte indes in einer Stellungnahme am Samstag, dass es zwar keine erhöhte Radioaktivität außerhalb der Anlagen gebe, jedoch innerhalb der Einrichtungen in Natanz radiologische und chemische Kontamination festgestellt wurde, insbesondere durch Alpha-Strahlung. Diese könne mit geeigneten Schutzmaßnahmen beherrscht werden.
Wichtige Ziele und Schäden der israelischen Luftangriffe auf iranische Nuklear- und Militäreinrichtungen (Stand: Juni 2025):
Ort/Ziel | Art und Ausmaß des Schadens |
---|---|
Natanz | Zerstörung der oberirdischen Pilotbrennstoffanreicherungsanlage (PFEP); Stromversorgung vollständig zerstört; mögliche Schäden an Zentrifugen durch Stromausfall |
Isfahan | Vier kritische Gebäude beschädigt, u.a. Uranumwandlungsanlage und Brennplattenfabrik; Brandspuren sichtbar; laut Iran begrenzter Schaden |
Fordo | Keine sichtbaren Schäden; unterirdische Anlage blieb intakt; israelischer Angriff offenbar abgewehrt |
Arak | Keine Schäden festgestellt; Anlage nicht Ziel der ersten Angriffswelle |
Täbris (Raketengelände) | Schäden an Waffenlagern, Raketensilos und Schutzanlagen durch Luftschläge |
Kermanschah | Brandspuren und mutmaßliche Schäden an zwei Gebäuden nahe einem bekannten Raketenstützpunkt |
Teheran (IRGC-Gelände) | Zerstörung eines großen Gebäudes des IRGC; Dach vollständig zerstört |
Piranshahr (Radarstation) | Deutliche Schäden an einer Radaranlage der IRGC in West-Aserbaidschan |
Iranische Wissenschaftler | Mindestens sechs getötet; gezielte Angriffe auf nuklearwissenschaftliches Personal |
Quellen: IAEO, ISIS, CNN, BBC, Maxar, Umbra Space, Planet Labs, Reuters.
Weitere Ziele Israels im Iran: Raketenstützpunkte und IRGC-Anlagen unter Beschuss
Neben den Nuklearstandorten trafen die israelischen Angriffe auch weitere militärische Ziele. In der Nähe von Täbris wurden laut dem US-Raumfahrtunternehmen Umbra Space, wie BBC schreibt, Raketenlager und Silos beschädigt, in Kermanschah zeigen Aufnahmen Brandspuren und Zerstörung an zwei Gebäuden nahe eines bekannten Raketenstützpunkts. Auch das IRGC-Ghadir-Raketenlager bei Teheran sowie ein Radarsystem in West-Aserbaidschan wurden laut Maxar-Aufnahmen in Mitleidenschaft gezogen.
Insgesamt sollen laut CNN und israelischen Angaben dutzende Luftwaffenstützpunkte, Raketenstellungen und sogar führende Nuklearwissenschaftler Ziel der Angriffe gewesen sein. Berichten zufolge wurden mindestens sechs iranische Wissenschaftler und über zwanzig hochrangige Militärs getötet.
IAEO warnt vor Nahost-Eskalation und ruft zu Zurückhaltung auf
IAEO-Generaldirektor Rafael Grossi verurteilte den Angriff auf nukleare Einrichtungen mit deutlichen Worten: „Nukleare Anlagen dürfen niemals Ziel militärischer Aktionen sein, unabhängig vom Kontext oder den Umständen.“ Solche Angriffe könnten gravierende Folgen für die Bevölkerung, die Umwelt und die internationale Sicherheit haben.
Die IAEO stehe bereit, technische Hilfe zu leisten und fordere alle Parteien zur Mäßigung auf. Grossi betonte erneut, dass nur ein diplomatischer Weg zu einer nachhaltigen Lösung führen könne.
Mit dem Angriff Israels steht der Nahe Osten erneut am Rand eines regionalen Flächenbrands. Ob das Ziel der Operation – eine dauerhafte Zurückdrängung des iranischen Atomprogramms – erreicht wurde, bleibt offen. Die meisten Experten gehen davon aus, dass Iran seine nuklearen Kapazitäten mittel- bis langfristig wiederherstellen kann. (chnnn)