Attacke auf Irans Atomanlagen: Bedeutendes Zentrum bisher verfehlt – Israel bittet wohl USA um Hilfe
Mit Angriffen auf Nuklearanlagen will Israel den Bau der iranischen Atombombe verhindern. Doch ein wichtiges Zentrum tief in einem Berg blieb bislang verschont.
Teheran – Israel begann am Freitag (13. Juni) mit großflächigen Angriffen auf Nuklear- und Militäreinrichtungen im Iran. Nach israelischen Angaben handelt es sich dabei um einen „Präventivschlag“. Der israelische Luftangriff hat Experten zufolge die iranische Verteidigung vorübergehend geschwächt, wichtige Militärs sowie Atomwissenschaftler getötet und Anlagen beschädigt. Doch das eigentliche Ziel ist offenbar noch nicht erreicht.
Angriffe auf Nuklearanlagen in Natanz und Isfahan: Das sind die Schäden
Israel begründete den Angriff damit, dass Geheimdienstinformationen gezeigt hätten, dass der Iran „Uran auf militärischem Niveau“ angereichert habe und „innerhalb kurzer Zeit eine Atomwaffe“ bauen könne. Vorausgegangen war eine beispiellose Verurteilung des iranischen Atomprogramms durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA, zu Deutsch: IAEO). „Israel hat offenbar abgewartet, bis der Gouverneursrat der IAEO den Iran verurteilte“, kommentierte der Politologe Ali Fathollah-Nejad gegenüber der Welt.
Die Angriffe auf die Anlagen Natanz und Isfahan haben Berichten zufolge Erfolge erzielt. In Natanz war der Schaden immens: Die elektrische Infrastruktur sei zerstört worden und es gab einen Stromausfall in den unteren Ebenen, in denen sich die Uran-Zentrifugen befinden. Zudem habe man den überirdischen Teil der Pilotanlage zur Brennstoffanreicherung ausschalten können, wie CNN unter Berufung auf US-Beamte berichtete. Die Anlage bietet Platz für mehr als 50.000 Zentrifugen.
Israels Angaben zufolge wurden auch signifikante Treffer in Isfahan erzielt. In dem Forschungszentrum arbeiten etwa 3.000 Wissenschaftler. Es gilt als das Zentrum des iranischen Atomprogramms. Ein israelischer Kampfjet habe „eine Anlage zur Herstellung von metallischem Uran, Infrastruktur zur Umwandlung angereicherten Urans, Labore und weitere Infrastruktur zerstört“, sagte ein Armeesprecher Israels. Auch IAEA-Chef Rafael Grossi bestätigte einen Treffer an der Anlage. Der Iran widersprach dieser Schilderung allerdings.
Gefahr einer Atombombe Irans noch nicht gebannt: Nuklearanlage in Fordo ist schwer zu treffen
Die Nuklearanlage Fordo ist Experten zufolge ein wichtiges, aber deutlich schwierigeres Ziel: Die Einrichtung liegt tief im Inneren eines Berges nahe der Stadt Ghom in rund 60 Metern Tiefe. Laut IAEA verursachte der israelische Angriff am Freitag keine nennenswerten Schäden. Sollte Fordo auch nach dem Ende der Großangriffe in Betrieb bleiben, hätte Israel sein Ziel, das iranische Atomprogramm zu „eliminieren“, verfehlt, schrieb Axios unter Berufung auf zwei israelische Offizielle.

In diesem Fall könnte das Nuklearprogramm Teherans sogar an Fahrt gewinnen. „Wenn Fordo einsatzfähig bleibt, könnten Israels Angriffe den Iran auf seinem Weg zur Bombe kaum verlangsamen“, sagte auch James M. Acton, Co-Direktor des Nuclear Policy Program der Carnegie Endowment for International Peace, laut CNN. Die israelische Regierung habe daher ihren wichtigsten Verbündeten, die USA, gebeten, sich dem Krieg gegen den Iran anzuschließen, hieß es dem Axios-Bericht zufolge weiter.
Denn während Israel selbst keine Bunkerbrecher-Waffen hat, verfügen die USA über entsprechende Systeme, die Fordo erreichen könnten. Die Gefahr, die von dem Zentrum ausgeht, ist offenbar groß: Laut der Internationalen Atomenergiebehörde lag die Anreicherung mit Uran in Fordo bereits 2023 bei 83,7 Prozent und damit knapp vor dem für eine Atombombe nötigen Status: Waffenfähiges Material hat einen Anreicherungsgrad von 90 Prozent.
„Die iranische Schlange häuten“: Israels Verteidigungsminister droht mit weiteren Angriffen
Indes kündigte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz am Sonntag weitere Angriffe im Iran an. „Das Militär wird die Ziele angreifen und die iranische Schlange in Teheran und sonst wo von nuklearen Fähigkeiten und Waffensystemen enthäuten“, so der Minister. Zuvor hatte das israelische Militär die Bevölkerung im Umkreis von iranischen Militäreinrichtungen aufgerufen, die Gebiete zu verlassen. Iranischen Medienberichten zufolge bombardierte Israels Luftwaffe am Sonntag die iranische Hauptstadt Teheran. Welche Ziele genau getroffen wurden, war zunächst nicht bekannt. In der Millionenstadt befindet sich ebenfalls ein Atomforschungszentrum.
Die israelischen Streitkräfte äußerten sich zunächst nicht zu möglichen Zielen der weiteren Angriffe. Es gilt jedoch als wahrscheinlich, dass die Atomanlage in Fordo weiterhin im Visier steht. Einem israelischen Offiziellen zufolge habe US-Präsident Donald Trump in einem Gespräch mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu angedeutet, Israel notfalls zu unterstützen, wie Axios berichtete. Ein Beamter aus dem Weißen Haus dementierte diese Darstellung am Freitag. Trump selbst rief in einem Beitrag auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social Teheran zu einer diplomatischen Lösung in Form eines Atomabkommens auf.