„Ohne zu zögern“: Irans Staatsmedien zeigen Ziele für Gegenschlag in Israel – Chaos am Öl-Markt möglich

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 „Ohne zu zögern“: Irans Staatsmedien zeigen Ziele für Gegenschlag in Israel – Chaos am Öl-Markt möglich

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Irans Hardliner-Presse drohen bereits mit weiteren Angriffen auf Israel nach dem erwarteten Vergeltungsschlag. Die Drohung gilt auch Israels Zivilbevölkerung.

Teheran – Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte an, dass der Iran für den Angriff auf Israel Anfang Oktober „bezahlen“ werde. In den Zeitungen der iranischen Hardliner werde derweil bereits laut über mögliche zivile Ziele eines iranischen Gegenschlages nach Israels erwarteten Vergeltungsschlag nachgedacht, berichtete das Exilmedium Iran Insight. Die militärischen Mittel des Irans seien so begrenzt, dass ein weiterer Angriff auf Israel stärker gegen zivile Ziele gerichtet sein könnte, analysierte der britische Sender BBC.

Nahostkonflikt - Iran
Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei hat den Raketenangriff auf Israel verteidigt. © -/Iranian Supreme Leader office/dpa

Irans Angriff auf Israel: Mann im Westjordanland getötet

Das iranische Militär feuerte nach israelischen Angaben beim Angriff am 1. Oktober etwa 200 ballistische Raketen auf Israel ab. In ganz Israel flüchteten sich Zivilisten in Bunker. Im Westjordanland wurde, palästinensischen Angaben zufolge, ein Mann getötet. Die Schäden in Israel blieben, der israelischen Flugabwehr und Unterstützung der US-Marine wegen, laut Militärangaben gering. Die Regierung Netanjahus habe daher einen gewissen Spielraum bei der Auswahl eines Ziels für einen Gegenschlag, berichtete der britische Sender.

Militärbasen, Ölanlagen oder Nuklearlabore – Israels mögliche Ziele für einen Vergeltungsschlag

So habe Israels Militär im Grunde die Auswahl aus drei Kategorien von Zielen: Basen des regulären Militärs und der Revolutionsgarden, Ölproduktionsanlagen oder die Standorte des iranischen Nuklearprogrammes. Letztere lehnten die USA als Ziele für einen Gegenschlag ab. Inwieweit Israels Regierung diese Warnung in Betracht zieht, ist unklar. Militärbasen wären völkerrechtlich legitime Ziele. Nach dem iranischen Drohnenangriff im April reagierte Israels Militär mutmaßlich mit einem kleineren Drohnenangriff auf eine Militärbasis. Angriffe auf Irans Ölproduktionsanlagen würden, so der britische Sender, Auswirkungen auf den Alltag der Bevölkerung des sanktionierten Landes haben.

Sollte Israel den Iran angreifen: Revolutionsgarden wollen „ohne zu zögern“ zurückschlagen

Die Revolutionsgarden des Irans würden im Fall eines israelischen Angriffes „ohne zu zögern“ einen erneuten Angriff auf Israel und möglicherweise auch seine Verbündeten starten, heißt es laut Exilmedien in Irans Hardliner-Presse. Diese veröffentlichte auch eine Karte, auf der diverse Ziele verzeichnet seien: Zahlreiche Militärbasen genauso wie zivile Kraftwerke oder der Flughafen von Tel Aviv könnten Ziele des nächsten iranischen Angriffes werden. Die militärische Schwäche des Irans, so analysierte die BBC, könne auch der Grund dafür seien, dass sich die Führung in Teheran zu einem gezielten Angriff auf Zivilisten entscheiden könnte, da militärische Ziele über eine zu starke Verteidigung verfügen.

Abseits eines Angriffes auf Israel hätten die Revolutionsgarden noch die Möglichkeit, die Straße von Hormuz, die Ausfahrt aus dem Persischen Golf, durch Seeminen zu blockieren, mutmaßte der Sender. Durch die Straße fließen etwa 20 Prozent des weltweiten Ölhandels. Allerdings würde dies potenziell Irans eigene Ölexporte, eine der letzten Devisenquellen des sanktionierten Staates, stark einschränken. Eine Störung der Öl- und Gasexporte der anderen Golfstaaten könnte allerdings im Westen einiges an Unruhe stiften, da viele westliche Staaten das russische Pipeline-Gas nach Ausbruch des Ukraine-Krieges als durch Flüssiggas aus der Golfregion ersetzt haben.

Blinken: Iran ist „ein bis zwei Wochen“ von Nuklearwaffe entfernt

Dann wäre da noch die nukleare Komponente des Iran-Israel-Konfliktes: Seit dem Zusammenbruch des Wiener Atomabkommens soll der Iran wieder begonnen haben, Uran anzureichern. Das Abkommen sollte das islamistische Regime davon abhalten, an eine Nuklearwaffe zu kommen. Es scheiterte spätestens am Rückzug der USA unter Ex-Präsident Donald Trump.

Nach Angaben der Internationalen Atomenergie-Organisation soll der Iran bereits seit Anfang 2023 wieder fähig sein, Uran beinahe auf waffenfähige Konzentration anzureichern. Im Juli sagte US-Außenminister Anthony Blinken, das Regime sei lediglich „ein bis zwei Wochen“ vom Bau einer Nuklearwaffe entfernt. Laut Einschätzung der Berliner Denkfabrik Stiftung Wissenschaft und Politik fehlen allerdings die entsprechenden Raketen-Trägersysteme, um die Waffe auch einsetzen zu können.

Der ultrakonservative Netanjahu baute seine politische Karriere gewissermaßen darauf auf, dass er sich als Beschützer Israels vor dem Iran inszenierte. Die Vernichtung des jüdischen Staates ist zentraler Bestandteil der Ideologie des islamistischen Regimes in Teheran. (kb)

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