Bestürzung nach Kühnert-Rücktritt: „Politik kann hässlicher Raubbau sein“

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Kevin Kühnert tritt als Generalsekretär der SPD zurück. Aus der Politik folgen schockierte Reaktionen – und Genesungswünsche.

Berlin – Riesen-Beben in der SPD! Überraschend kündigte Generalsekretär Kevin Kühnert am Montag seinen Rücktritt vom Posten an. Und nicht nur das: Kühnert will sich vorerst voll aus der Politik zurückziehen. In einem Brief an Parteimitglieder schrieb der 35-Jährige, er wolle auch bei der anstehenden Bundestagswahl 2025 nicht erneut als Abgeordneter kandidieren.

Die Gründe für den Rücktritt lieferte Kühnert gleich mit. Wie er selber bekannt gab, leide er unter gesundheitlichen Problemen. „Die Energie, die für mein Amt und einen Wahlkampf nötig ist, brauche ich auf absehbare Zeit, um wieder gesund zu werden. Deshalb ziehe ich die Konsequenzen“, schrieb er. Vor einigen Tagen habe er die Parteichefs Saskia Esken und Lars Klingbeil über seinen Rücktritt informiert.

Kevin Kühnert tritt als SPD-Generalsekretär zurück – Bestürzte Reaktionen: „Politik kann hässlicher Raubbau sein“

„Diese Entscheidungen haben mich Überwindung gekostet und sie schmerzen mich, weil ich meine politische Arbeit mit Herzblut betreibe“, erklärte Kühnert, der seit 2021 das Amt als Generalsekretär bei den Sozialdemokraten innehatte. Doch er trage Verantwortung für sich selbst und für die SPD. „Indem ich mich jetzt ganz um meine Gesundheit kümmere, glaube ich, meiner doppelten Verantwortung am besten gerecht zu werden.“ Für einen Wahlsieg sei der volle Einsatz der gesamten SPD nötig. 

Kevin Kühnert verkündete am Montag seinen Rücktritt als SPD-Generalsekretär.
Kevin Kühnert verkündete am Montag seinen Rücktritt als SPD-Generalsekretär. © Bernd von Jutrczenka / dpa

Aus der Politik erfolgten schnell Reaktionen auf Kühnerts Rücktritt. Diese fielen vor allem bestürzt aus. „Der politische Betrieb kann ein hässlicher Raubbau sein“, schrieb etwa FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann zu Kühnerts Entscheidung im Kurznachrichtendienst X. „Egal, was einen politisch trennt - wenn es um die Gesundheit geht, wird fast alles zweitrangig. Ich wünsche Kevin Kühnert von Herzen alles Gute und eine vollständige Genesung.“

SPD-Reaktionen auf Kühnert-Aus: „Meinungsstarker Vordenker“

Macit Karaahmetoğlu, stellvertretender rechtspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, sagte gegenüber IPPEN.MEDIA: „Wir als Sozialdemokraten werden Kevin Kühnert im Jahr vor der Wahl schmerzlich vermissen. Er hat als meinungsstarker Vordenker über die Jahre das Gesicht der SPD mitgeprägt.“

Karaahmetoğlu betonte zugleich, auch „beim engagiertesten Politiker“ solle die eigene Gesundheit im Vordergrund stehen. „Der Schritt, sich ein Jahr vor der Wahl darauf zu besinnen und sich zurückzuziehen, ringt mir höchsten Respekt ab. Ich bin mir sicher, wir werden Kevin irgendwann voller Tatendrang zurück begrüßen können. Bis dahin wünsche ich ihm schnelle Genesung!“, hieß es weiter vom SPD-Politiker.

Lang reagiert auf Kühnert-Rücktritt als SPD-Generalsekretär – „Er wird fehlen“

Auch die scheidende Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang äußerte sich via Social Media. Sie bezeichnete Kühnert als „einen der klügsten und schlagfertigsten Politiker, die ich kennenlernen durfte. Und er zeigt gerade auch in dieser Situation, dass es ihm um die Sache geht und nicht um sich selbst. Er wird fehlen, als Politiker - und mir persönlich auch als Freund“. Lang selber hatte erst kürzlich ihren Rücktritt von der Grünen-Parteispitze verkündet.

Langs Parteikollegin Katrin Göring-Eckardt schrieb via X von einem „harten Schlag. Für die SPD, aber auch für die deutsche Politik.“ Sie bezeichnete Kühnert als „einen der Klügsten seiner Generation“ und wünschte „viel Kraft und Genesung“.

Anne Will, ehemalige Talkmasterin der ARD, die Kühnert häufig interviewt hatte, schrieb, sie habe ihn „immer als ausgesprochen professionellen Politiker und zudem als sehr angenehmen Menschen erlebt“. Ebenfalls wünschte sie gute Besserung. Grünen-EU-Politiker Erik Marquardt schrieb: „Kevin Kühnert kenne ich seit seiner Zeit als Juso-Vorsitzender persönlich. Er ist ein unglaublich talentierter Politiker und ein feiner, prinzipientreuer Mensch. Ich wünsche ihm alles ersehnlich Gute für die Zukunft, aber vor allem schnelle Genesung und wenig Nachbohren.“

Auch interessant

Kommentare