Schleusen verhindern Schlimmeres: Stadt Freising kommt mit blauem Auge davon – aber noch keine Entwarnung

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Berge von Säcken: Zu den Vorbereitungen gehörte auch, dass die Feuerwehr und der Bauhof Hilfe zur Selbsthilfe geleistet haben. An vier Ausgabestellen (hier der Bauhof-Lagerplatz in Tuching) konnten sich die Freisinger Sandsäcke abholen. © Lehmann

Land unter vielerorts im Landkreis. Die Stadt Freising ist – Stand Montagmittag – mit einem blauen Auge davon gekommen. Entwarnung möchte man aber noch nicht geben.

Freising – Eines will Freisings Feuerwehrkommandant Oliver Sturde gleich vorweg schicken: „Auf das, was gerade an der Amper und der Glonn im westlichen Landkreis passiert, hat man sich nicht vorbereiten können.“ Solchen Wassermassen sei man hilflos ausgeliefert.

Sturde ist mächtig stolz auf aller Feuerwehrkameraden im Landkreis und auch auf sein Team: Das, was da in den vergangenen Tagen allein im Stadtgebiet Freising geleistet wurde, „davor kann ich nur meinen Hut ziehen“. 150 Freiwillige waren seit Sonntagmittag in Freising im Einsatz. Der FFW-Kommandant ist sich sicher, dass so eine Lage auch nur mit Ehrenamtlichen zu stemmen sei. In so kurzer Zeit, so viele Einsatzkräfte zu generieren, das sei nur über das System des Ehrenamts möglich, wie er sagt.

Die offene Moosach in der Innenstadt
Sie blieb in der Rinne: Die offene Moosach in der Innenstadt führte dank umfangreicher Vorbereitungen von Feuerwehr und Bauhof zu keinen Problemen. © Lehmann

Gut vorbereitet auf Regenfront

In Freising war das Hochwasser noch in so einem Rahmen, dass hier glücklicherweise die umfassenden Vorbereitungsmaßnahmen greifen konnten. Welche das im Konkreten waren, erklärt der Feuerwehrchef im FT-Gespräch: Als klar war, dass die Regenfront auf Bayern zuzieht und ein Hochwasser wahrscheinlich wird, „haben wir begonnen, Vorbereitungen zu treffen“, sagt Sturde. Bereits am Mittwoch seien die Pumpen für die Schöpfwerke vom Lagerort in die Feuerwache gebracht worden. Das Wichtigste, wodurch größere Schäden verhindert werden konnten: das Schleusenmanagement. „Wir mussten damit rechnen, dass über den Thalhauser und Wippenhauser Graben sowie die Moosach und die Schleifermoosach große Mengen Wasser auf Freising zukommen“, erklärt Sturde. Es galt also, diese Wassermassen an Freising vorbeizuleiten.

Nadelöhr wird dennoch geflutet

Schleusenmanagement bedeutet, etwa im Bereich des Fürstendamms die Schleusen durch den städtischen Bauhof gezielt zu öffnen, damit das Wasser erst gar nicht in der Innenstadt ankommt, wie Sturde erklärt. Zwar habe es bei derartigen Wassermengen auch Rückstauungen gegeben, „der Bereich rund um das Parkcafé ist nun mal ein Nadelöhr“: Und trotzdem haben das Schleusenmanagement und die intensiven Vorbereitungen funktioniert. Nichts desto trotz gab es im Bereich der Thalhauser und der Vöttinger Straße Überflutungen, das sei nicht zu verhindern gewesen.

Freisings Stadtbrandinspektor Oliver Sturde
Rund um die Uhr gefordert: Freisings Stadtbrandinspektor Oliver Sturde ist stolz auf sein Team. © Lehmann

Zu den Vorbereitungen gehörte auch, dass die Freiwillige Feuerwehr und der Bauhof Freising Hilfe zur Selbsthilfe geleistet haben. An vier Sandsackausgabestellen konnten sich die Freisinger Sandsäcke abholen. Über 3000 Stück wurden ausgegeben. Damit sei man gut „vor die Lage“ gekommen, erklärt Sturde, man sei der Situation also immer einen Schritt voraus gewesen. Größere Überraschungen habe es nicht gegeben.

Für eine Entwarnung ist es zu früh

Und die offene Moosach? Die sei zu keinem Zeitpunkt ein Problem gewesen, auch hier haben die Vorkehrungen gegriffen. Das Gespräch mit Oliver Sturde hat das FT am Montagmittag geführt. Zu einem Zeitpunkt, als es gerade wieder anfing zu regnen. Aus diesem Grund wollte der Feuerwehrkommandant zu dem Zeitpunkt auch noch keine Entwarnung für Freising geben. „Damit bin ich zurückhaltend, wir gehen schon davon aus, dass der Pegel noch einmal ansteigen kann.“

„Du verlässt deine Familie“

Und dann ändert Oliver Sturde den Blickwinkel, erzählt, wie es ist, als selbst betroffenes, aktives Mitglied der Feuerwehr an so einem Tag für andere im Einsatz zu sein – wie das im Ampertal gerade für die Feuerwehrkameradinnen und Kameraden der Fall sei. „Du verlässt deine Familie, dein Eigentum, um anderen zu helfen. Da brauchst du einen ganz enormen Rückhalt aus der Familie und aus dem Freundeskreis, damit du deinen Pflichten im Ehrenamt nachkommen kannst“, weiß Sturde. Eine große Doppelbelastung sei das tagelang: „Du bist mitten im Geschehen und gleichzeitig im Ungewissen, wie die Situation daheim ist.“ Deshalb ist der Respekt, den er allen Freiwilligen entgegenbringt, so groß. „Auch das gehört zum Ehrenamt dazu.“

Der Live-Ticker des Freisinger Tagblatt bietet laufend aktuelle Informationen zu den weiteren Entwicklungen des Hochwassers.

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